It’s a Big Thing, St. Patrick’s Day

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Von ihrem Büro im Institut für Weltwirtschaft aus hat Aoife Hanley Aussicht auf die Förde.
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Foto: Marco Chwalek

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Von ihrem Büro im Institut für Weltwirtschaft aus hat Aoife Hanley Aussicht auf die Förde.

Iren in aller Welt begehen am 17. März den St. Patrick’s Day. Warum der heilige Patrick, der im 5. Jahrhundert lebte, für die Iren ein Nationalheiliger ist, der mit viel Bier gefeiert wird, erzählt eine in Kiel lebende Wirtschaftswissenschaftlerin.

Die Iren sind ein Volk der Auswanderer. Überall auf der Welt haben sie Wurzeln geschlagen. Vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Iren im Zuge einer großen Hungersnot aus. Die in unserer Gegenwart beliebte Urlaubsinsel war seit dem späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein offenbar ein Ort, der den Einheimischen wenig Perspektive bot. Sie suchten ihr Heil vor allem in den USA, in Kanada, Australien, Neuseeland und in der Karibik.

Und wo Menschen irischer Abstammung leben, wird auch der St. Patrick’s Day gefeiert, Todestag des Nationalheiligen Patrick von Irland. Als Sohn eines auf den britischen Inseln stationierten römischen Offiziers wurde er als Jugendlicher versklavt, konnte aber auf das europäische Festland fliehen. Als junger Mann kehrte er „durch Stimmen berufen“ zurück, um die an keltische Gottheiten glaubenden Iren zu christianisieren.

Dabei hat er einiges richtig gemacht, ist Professorin Aoife (gesprochen „Eifi“) Hanley überzeugt. Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist Professorin für Angewandte Ökonomie an der Kieler Christian-Albrechts-Universität und seit 2008 beim Kieler Institut für Weltwirtschaft im Bereich Innovation und internationaler Wettbewerb tätig. Mit ihrer Familie zog sie über Stationen in Schottland und England an die Kieler Förde. Wenn die Katholikin redet, ist ihre irische Herkunft unüberhörbar. Und auch ihre Begeisterung für den heiligen Patrick gibt es so wohl nur auf der Grünen Insel. „Was uns zusammenbindet, ist diese Liebe zur alten Heimat. Wir sind sehr nationalstolz, aber in einem netten, positiven Sinn“, sagt sie. Und für Hanley steht außer Frage: „It’s a big thing, St. Patrick’s Day.“ (Es ist eine große Sache, der St. Patrick’s Day.)


Mitten in der Fastenzeit: Am 17. März wird gefeiert


Die Irin sieht diesen Tag vor allem als einen Tag, an dem ihre Landsleute weltweit ihre Zusammengehörigkeit feiern, „dass es ihnen allen jetzt gut geht“ und die schwere Vergangenheit „Schnee von gestern“ sei. „Das ist ein sehr netter Anlass“, findet Hanley.

Dass der Feiertag ausgerechnet in eine Zeit fällt, in der das Wetter vor allem auch in Irland eher trüb ist und außerdem die Fastenzeit für Katholiken im Zentrum stehen sollte, findet sie positiv. Denn die Menschen kommen auf den Straßen oder im Pub zusammen, trinken das Nationalgetränk – dunkles Guinness-Bier –, plaudern miteinander und hören und singen irische Lieder, die auf Fidel, Bodhrán oder dem melancholisch klingenden irischen Dudelsack gespielt werden. „Am 17. März, alles wurde erlaubt.“

Mädchen tragen grüne Bänder im Haar und Nicht-Rothaarige tragen rote Perücken. Truthahn, Kartoffeln (fast so wichtig wie Guinness) und Wurzelgemüse sind ein traditionelles Gericht dazu. Überall sind grüne Kleeblätter (Shamrock) zu sehen. „Grün ist Leitmotiv an diesem Tag“, erzählt Aoife Hanley. Und sie erklärt, warum das Kleeblatt so wichtig ist. Der heilige Patrick, der oft mit einem dreiblättrigen Kleeblatt abgebildet werde, habe dieses genutzt, um die Dreifaltigkeit aus Gottvater, Gottessohn und Heiligen Geist zu erklären. „Diese Botschaft ist gut angekommen“, so Hanley. „Er war nicht der erste, der missioniert hat, aber er war sehr erfolgreich. Er hat erkannt, was den Leuten wichtig ist.“ Ganz Ökonomin, sagt sie, der Missionar habe das Christentum „so schön vermarktet“ und dabei die Dinge, die den Iren bis dahin wichtig waren, nicht abgelehnt. 


Keltische Symbole und die christliche Botschaft


Wie das Symbol der Sonne. Die Sonne ist in Irland, wie Urlauber wissen, „wie ein tägliches Wunder“. „Das Wichtigste, was St. Patrick gemacht hat, er hat die Symbole der Kelten kombiniert mit der neuen Message, mit der neuen Botschaft“, sagt Aoife Hanley. „Es war eine freudige Botschaft, das war nicht eine Botschaft, die sehr tragisch war.“ Deshalb spielten Elemente der Natur auch heute noch eine Schlüsselrolle im irischen Katholizismus.

Zwar habe die Kirchenbindung auch in Irland nachgelassen und die unter dem Deckmantel der Kirche begangenen Missbrauchsverbrechen hätten viele Iren von ihrer Kirche entfremdet. Doch es gebe „einen Kern des Glaubens“, der in den meisten Familien weiter eine wichtige Rolle spiele und weitergetragen werde. 
Ihren eigenen Töchtern gebe sie dies und noch etwas anderes mit auf den Lebensweg: „Der Glaube ist keine traurige Sache. Mit Humor kann man das gut kombinieren, Spaß dabei haben und mit anderen Leuten zusammenkommen, um das auszuleben.“ Und so oft, wie Aoife Hanley während des Interviews gelacht hat, scheint das wirklich ein nicht ganz unwesentliches Element ihres Glaubens zu sein. Auf St. Patrick’s Day freut sie sich sehr. „Er hat so eine Menge erreicht. Ich bin ihm eigentlich sehr dankbar.“

M. Chwalek & M. Heinen