Feier voller Zeichen
Wozu, wieso – und soll das so?
Fotos: Walter Wetzler
Aufgrund des begrenzten Platzes in der noch im Umbau befindlichen Kathedrale konnten nur rund 100 Vertreter von Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen dabei sein, als Erzbischof Heiner Koch am Allerheiligenfest den neuen Altar weihte. Auch Gäste aus Politik, Wissenschaft und Kultur suchte man vergeblich unter den Mitfeiernden, sie alle müssen sich bis zur Wiedereröffnung im Advent kommenden Jahres gedulden, um hier einen großen Gottesdienst mitzuerleben. Nicht einmal für die eigene Schwester und die eigene Kirchenzeitung briet der Erzbischof ein Extrawürstchen.
Sie alle hatten aber die Gelegenheit, den von Chor und Orchestermusikern der Sankt Hedwigs-Kathedrale musikalisch gestalteten Gottesdienst in voller Länge von über zwei Stunden über einen Livestream auf der Internetseite des Erzbistums oder der Sender Domradio und EWTN mitzuverfolgen. Das Bischöfliche Ordinariat hatte zum Mitsingen und Mitbeten im Vorfeld an alle Interessierten Liedhefte verschickt. Anders als vor oder während großer Gottesdienstübertragungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gab es zum Livestream keine erläuternden Hintergrundinformationen.
Auf dieser Seite haben wir deshalb einige Antworten auf Fragen zusammengetragen, die sich beim Betrachten der gestreamten Bilder stellten.
Nicht nur für weibliche Leser immer wieder interessant sind die Garderobefragen. Christopher Tschorn, der Liturgiereferent des Erzbistums, hat sie für uns beantwortet. Die Messgewänder, die während der Altarweihe getragen wurden, gehören zu einer neuen Kollektion für die Kathedrale. Dass sich Heiner Koch während der Liturgie umzog und eine weiße Schürze anlegte, entspricht den Gepflogenheiten bei Altarweihen. Weil Bischöfe die Altaroberfläche großflächig mit dem Salböl Chrisam einreiben, hat der Wechsel der Arbeitskleidung auch praktische Gründe: Eine schlichte Schürze lässt sich leichter von Ölflecken reinigen als ein Messgewand.
Lächeln zur Altarweihe nur Chefsache?
Die Mitra (Bischofsmütze), die Erzbischof Koch trug, befindet sich allerdings schon lange in seinem Besitz. Ins Auge fiel manchen Zuschauern, dass ihre Struktur mit dem neugestalteten Kuppelinneren harmonierte. Nichtsdestotrotz ist eine neue Mitra in Arbeit. Die neuen Gewänder hat – ebenso wie die Kelche, Hostienschalen und Leuchter, die während des Weihegottesdienstes zum Einsatz kamen – Leo Zogmeyer, der Künstler des Kathedralumbaus, entworfen.
Der am weitesten gereiste Gast der Altarweihe war der litauische Erzbischof Gintaras Grusas, der während der heiligen Messe konzelebrierte, um damit die entstehende Partnerschaft zwischen den beiden Hauptstadtbistümern zu festigen.
Nicht ganz so wie geplant verlief das Live-Interview, das RBB-Redakteurin Sylvia Wassermann während der Eucharistiefeier inmitten der Gottesdienstgemeinde mit Dompropst Tobias Przytarski und dem ehemaligen Diözesanratsvorsitzenden Bernd Streich führte. Als diese Live-Schalte in die Abendschau des Senders vereinbart wurde, waren die Planer noch von einer Gottesdienstdauer von 75 bis 90 Minuten ausgegangen.
Zuletzt eine Frage, auf die es an dieser Stelle keine Antwort gibt: Warum zeigte die Kamera zu einem so freudigen Anlass wie einer Altarweihe so viele grimmige Gesichter? Auffallende Ausnahme war Erzbischof Koch. In seinen Gesichtszügen spiegelte sich der hoffnungsvolle Inhalt seiner Predigt erkennbar wider, und von Zeit zu Zeit bezog er mit einem Lächeln auch die Mitfeiernden an den Computerbildschirmen ein.