Feier voller Zeichen

Wozu, wieso – und soll das so?

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Geistliche verschiedenster Konfessionen und Religionen
Nachweis

Fotos: Walter Wetzler

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Erzbischof Koch nimmt sich beim Auszug einen Augenblick Zeit für die Gäste aus der Ökumene: den russisch-orthodoxen Erzbischof Tikhon von Ruza und seinen Dolmetscher, Christof Theilemann von der evangelisch-lutherischen Kirche, den koptisch-orthodoxen Bischof Anba Damina, den griechisch-orthoxosen Bischof Emmanuel von Christoupolis, den syrisch-orthodoxen Pfarrer Murat Üzel und Pastor Dietmar Päschel von den Siebenten-Tags-Adventisten. 

Mehr als 10 000 Zuschauer haben am 1. November die Internet-Übertragung des Altarweihegottesdienstes in der Sankt Hedwigs-Kathedrale mitverfolgt. Was genau wurde da gezeigt? Der TAG DES HERRN erklärt.

Erzbischof Heiner Koch
Um den Hals trug Heiner Koch zur Altarweihe das Pallium, das alle Metropoliten der Welt direkt vom Papst verliehen bekommen. Das Pallium wird aus der Wolle zweier Lämmer gefertigt, die vom Papst im Vorjahr am Tag der heiligen Agnes (21. Januar) gesegnet wurden. Es ist mit sechs Kreuzen bestickt. Der Berliner Erzbischof trägt es zu besonders festlichen Gottesdiensten. 

Aufgrund des begrenzten Platzes in der noch im Umbau befindlichen Kathedrale konnten nur rund 100 Vertreter von Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen dabei sein, als Erzbischof Heiner Koch am Allerheiligenfest den neuen Altar weihte. Auch Gäste aus Politik, Wissenschaft und Kultur suchte man vergeblich unter den Mitfeiernden, sie alle müssen sich bis zur Wiedereröffnung im Advent kommenden Jahres gedulden, um hier einen großen Gottesdienst mitzuerleben. Nicht einmal für die eigene Schwester und die eigene Kirchenzeitung briet der Erzbischof ein Extrawürstchen.
Sie alle hatten aber die Gelegenheit, den von Chor und Orchestermusikern der Sankt Hedwigs-Kathedrale musikalisch gestalteten Gottesdienst in voller Länge von über zwei Stunden über einen Livestream auf der Internetseite des Erzbistums oder der Sender Domradio und EWTN mitzuverfolgen. Das Bischöfliche Ordinariat hatte zum Mitsingen und Mitbeten im Vorfeld an alle Interessierten Liedhefte verschickt. Anders als vor oder während großer Gottesdienstübertragungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gab es zum Livestream keine erläuternden Hintergrundinformationen. 
Auf dieser Seite haben wir deshalb einige Antworten auf Fragen zusammengetragen, die sich beim Betrachten der gestreamten Bilder stellten.
Nicht nur für weibliche Leser immer wieder interessant sind die Garderobefragen. Christopher Tschorn, der Liturgiereferent des Erzbistums, hat sie für uns beantwortet. Die Messgewänder, die während der Altarweihe getragen wurden, gehören zu einer neuen Kollektion für die Kathedrale. Dass sich Heiner Koch während der Liturgie umzog und eine weiße Schürze anlegte, entspricht den Gepflogenheiten bei Altarweihen. Weil Bischöfe die Altaroberfläche großflächig mit dem Salböl Chrisam einreiben, hat der Wechsel der Arbeitskleidung auch praktische Gründe: Eine schlichte Schürze lässt sich leichter von Ölflecken reinigen als ein Messgewand.

Einzug in die Kathedrale
Die violett gekleideten Herren, die an der Feier mitwirkten, sind Domkapitulare, verantwortlich für die Festlichkeit der Kathedralgottesdienste. Die meisten, aber nicht alle, trugen ein mit Bommeln verziertes Birett (seit dem 13 Jahrhundert bekannte priesterliche Kopfbedeckung). Das Tragen des Biretts ist keine Pflicht für Domkapitulare. Die Bommeln sind ohne symbolische Bedeutung.

 

Lächeln zur Altarweihe nur Chefsache?

Reliquie wird in Altar eingesetzt
Die Hedwigs-Relique, die in den Altar eingelassen wurde, ist eine andere als im früheren Altar. Das Behältnis dafür wurde eigens angeschafft. 

Die Mitra (Bischofsmütze), die Erzbischof Koch trug, befindet sich allerdings schon lange in seinem Besitz. Ins Auge fiel manchen Zuschauern, dass ihre Struktur mit dem neugestalteten Kuppelinneren harmonierte. Nichtsdestotrotz ist eine neue Mitra in Arbeit. Die neuen Gewänder hat – ebenso wie die Kelche, Hostienschalen und Leuchter, die während des Weihegottesdienstes zum Einsatz kamen – Leo Zogmeyer, der Künstler des Kathedralumbaus, entworfen.
Der am weitesten gereiste  Gast der Altarweihe war der litauische Erzbischof Gintaras Grusas, der während der heiligen Messe konzelebrierte, um damit die entstehende Partnerschaft zwischen den beiden Hauptstadtbistümern zu festigen. 
Nicht ganz so wie geplant verlief das Live-Interview, das RBB-Redakteurin Sylvia Wassermann während der Eucharistiefeier inmitten der Gottesdienstgemeinde mit Dompropst Tobias Przytarski und dem ehemaligen Diözesanratsvorsitzenden Bernd Streich führte. Als diese Live-Schalte in die Abendschau des Senders vereinbart wurde, waren die Planer noch von einer Gottesdienstdauer von 75 bis 90 Minuten ausgegangen. 
Zuletzt eine Frage, auf die es an dieser Stelle keine Antwort gibt: Warum zeigte die Kamera zu einem so freudigen Anlass wie einer Altarweihe so viele grimmige Gesichter? Auffallende Ausnahme war Erzbischof Koch. In seinen Gesichtszügen spiegelte sich der hoffnungsvolle Inhalt seiner Predigt erkennbar wider, und von Zeit zu Zeit bezog er mit einem Lächeln auch die Mitfeiernden an den Computerbildschirmen ein.

erstes Hochgebet am neuen Altar
Bei der ersten Eucharistiefeier auf dem neu geweihten Altar sind silberne Kelche und Hostienschalen verwendet worden, die der Künstler Leo Zogmayer für die neue Kathedrale entwarf.
Musiker
Bei dem während der Altarweihe gespielten Musikinstrument handelt es sich um eine Truhenorgel (links am Bildrand), die seit Jahren im Gebrauch der Kathedralmusik ist. Sie wird immer für Musik mit Continuo-Begleitung eingesetzt und musste am 1. November die ausgelagerte große Orgel ersetzen.

 

Dorothee Wanzek