Anstoß 03/2024
Termine
Neben den zahlreichen Terminen und Notizen werden sich auch Flecken und das ein oder andere Eselsohr dazu gesellen. „Du und dein Terminkalender!“, lachte vor einiger Zeit eine enge Freundin. Und es stimmt. Ich habe eine enge Beziehung zu diesem Buch. Ich plane gerne. Das Gefühl, dadurch alles im Blick behalten zu können, liebe ich. Natürlich trügt der Eindruck. Immer wieder fliegt mir das akribisch Geplante um die Ohren. Zuletzt vor ein paar Tagen: An einem Montagmorgen schaute ich zufrieden in die Terminspalten. Herrlich, wie die angebrochene Arbeitswoche vor mir zu liegen schien! Zwei Stunden später holte ich eines unserer Kinder krank aus der Kita. Das war es dann mit der bisherigen Wochenplanung.
„Ihr Europäer habt die Uhr, wir die Zeit“, hörte ich von einem nigerianischen Studenten in unserer Pfarrgemeinde. Den Spruch könnte es auch leicht abgewandelt geben: „Ihr habt die Terminkalender, wir die Zeit.“ Das, was im Leben passiert, passt nicht immer zu unseren persönlichen Vorstellungen. Ich plane. Das Kind wird krank. Ich arbeite auf ein wichtiges Treffen hin, der Termin wird von der anderen Seite abgesagt.
„Jegliches hat seine Zeit“, steht in der Bibel im Buch Kohelet. Dann werden scheinbare Gegenteile aufgezählt: Pflanzen hat seine Zeit und Gepflanztes ausreißen hat seine Zeit.“ Für mich ist das eine gute Erinnerung daran, dass die Zeit meines Lebens genauso wenig allein in meiner Hand liegt, wie meine persönlichen Planungen. Ich kann versuchen, etwas vorzubereiten. Komplett in der Hand habe ich es nicht. Einerseits ringe ich etwas mit diesem Wissen. Andererseits entlastet es mich auch. Ich bin nicht für alles verantwortlich. Ein schöner Gedanke.
Die enge Beziehung zu meinem Terminkalender wird sich nicht ändern. Aber ich werde dieses Jahr häufiger einen freien Platz lassen – als Puffer für Unerwartetes. Für das, was stattdessen „dran“ sein kann. Denn Gott hat immer seine Hand im Spiel. Auch bei meinen Terminen.