Segnungsfeier für homosexuelle Paare
2600 Seelsorger protestieren gegen Rom
Dass die Glaubenskongregation Segnungsfeiern für homosexuelle Paare als unzulässig erklärt hat, wollen zahlreiche deutsche Seelsorger nicht akzeptieren. Sie stellen sich mit einer Petition gegen den Vatikan.
Rund 2600 katholische Priester, Gemeindereferentinnen, Diakone und Pastoralreferenten haben sich bisher gegen das Nein aus dem Vatikan zur Segnung schwuler und lesbischer Paare ausgesprochen. "Wir haben zunächst einmal das Ziel gehabt, Solidarität unter denen herzustellen, die im Zweifel mit dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben, wenn sie schwule und lesbische Paare segnen", sagte der Mitinitiator der Unterschriftenaktion #mehrSegen. Letztlich gehe es aber darum, dass sich die kirchliche Lehre verändere.
Am Samstag hatte Hose die Unterschriftenliste dem Aachener Bischof Helmut Dieser und der familienpolitischen Sprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, übergeben. Beide leiten das Forum zu Sexualmoral beim Synodalen Weg, dem von den deutschen Bischöfen und dem ZdK ins Leben gerufenen Dialog zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland. Das Forum war beim ZdK in Bonn zu einer eintägigen Sitzung zusammengekommen.
Die Erklärung der Römischen Glaubenskongregation nannte Hose "nahezu bizarr" und "weltfremd". Segen sei "kein Besitz der Kirche, sondern ein Geschenk Gottes". Mock bezeichnete die Unterschriftenaktion als ein "sehr wichtiges Zeichen". Die Mitglieder des Forums zur Sexualmoral wollten sich mehrheitlich dafür einsetzen, Segensfeiern für homosexuelle Paare in Deutschland offiziell zu ermöglichen.
Grundsätzliches Ziel sei es, in der Lehre der Kirche Sexualität als positive Kraft zu verankern. Dies dürfe sich nicht nur auf die Ehe zwischen Mann und Frau erstrecken. "Paare in Liebesbeziehungen, die in Treue und wechselseitiger Wertschätzung leben, zu einer Negierung ihrer Sexualität als Paar zu zwingen, entspricht nicht unserem Menschen- und Gottesbild", betonte Mock. "Stopp-Schilder aus Rom" bezeichnete sie in diesem Zusammenhang als wenig hilfreich.
Bischof Dieser kritisierte den Zeitpunkt, an dem der Vatikan die Erklärung veröffentlichte: "Mitten im synodalen Bemühen hat die römische Stellungnahme für Irritation und Verärgerung gesorgt." Er wisse um die innere Zerrissenheit vieler Seelsorger auch in seinem Bistum zwischen der Loyalität zur Kirche und dem Wunsch, schwule und lesbische Paare segnen zu dürfen.
Zugleich betonte Dieser, dass er als Bischof in der Verantwortung stehe, "für die Einheit aller zu sorgen". Er hoffe auf eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre, damit Segensfeiern für homosexuelle Paare künftig nicht mehr in einer Grauzone stattfinden.
Die Unterschriftenliste sei "Mahnung und Auftrag für die weitere Auseinandersetzung auf dem Synodalen Weg, für die pastorale Realität in Deutschland Verantwortung zu übernehmen und ihr Anliegen in unsere Forums-Debatten, aber auch hoffentlich bald in Gespräche mit römischen Stellen einzubringen" sagten Mock und Dieser. "Der Dialog muss weitergeführt werden."
Der Würzburger Hochschulpfarrer Hose hatte gemeinsam mit Bernd Mönkebüscher, Pfarrer im nordrhein-westfälischen Hamm, am 15. März im Internet die Aktion #mehrSegen gestartet, die nun von der Zeitschrift "Publik Forum" weitergeführt wird. Am gleichen Tag hatte die Glaubenskongregation erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen, da diese Verbindungen nicht dem göttlichen Willen entsprächen.
kna/Joachim Heinz