Riesige Basilika vor 30 Jahren geweiht

Afrikas bizarrstes Gotteshaus

Image

Johannes Paul II. war mitten in Afrika – und doch dürfte er sich vor 30 Jahren wie zu Hause in Rom gefühlt haben. Damals weihte er die Basilika im ivorischen Yamoussoukro. Der Bau des libanesischen Architekten Pierre Fakhoury ist stark an den Petersdom angelehnt.


Erinnert an den Petersdom in Rom, hat aber wesentlich weniger Besucher: die Basilika in Yamoussoukro in der Elfenbeinküste. Foto: Francesco Pistilli/kna

Auch die Basilika in Yamoussoukro ist eine katholische Kirche der Superlative: Mit 158 Metern ist sie sogar höher als der Petersdom. Über insgesamt 7400 Quadratmeter Buntglasfenster verfügt sie, und auf dem riesigen Gelände sollen 400 000 Bäume, Hecken, Sträucher und Blumen gepflanzt worden sein. Vorbild waren die Gärten von Versailles.

Doch der verschwenderische Bau steht in krassem Kontrast zu seiner Umgebung: In der Elfenbeinküste leben mehr als 46 Prozent der gut 25,1 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze; nicht einmal jeder fünfte bekennt sich zum Katholizismus.

Felix Houphouet-Boigny (1905 bis 1993) hat in der Basilika Notre-Dame-de-la-Paix einen Ehrenplatz. Gleich in der ersten Reihe vor dem Altar erinnert eine Plakette an den Kirchenstifter und ersten Staatspräsidenten der Elfenbeinküste. Er sorgte 1983 auch dafür, dass seine Heimatstadt Yamoussoukro zur Hauptstadt des westafrikanischen Staates wurde. Dort wollte er mit dem prunkvollen Gebäude dem Vatikan ein persönliches Geschenk machen. Nur gut drei Jahre Bauzeit waren nötig, bis die Kirche im September 1989 fertiggestellt war. Und noch ein weiteres Jahr musste der Präsident warten, bis sie schließlich von Johannes Paul II. geweiht wurde.

Lange Zeit hieß es, dass die Basilika, die über 7000 Sitz- und 11 000 Stehplätze verfügt, nur ein einziges Mal voll gewesen sein soll: vor 30 Jahren, am Tag der Weihe. Ivorischen Medienberichten zufolge lockt sie inzwischen jedoch immer mehr Pilger aus der Region an. An regulären Tagen ist die Zahl der Besucher freilich überschaubar. Notre-Dame-de-la-Paix ist keine Kathedrale, also keine Bischofskirche. In einer Broschüre über das Bauwerk heißt es, dass täglich zwischen 700 und 1000 Menschen kämen. Ivorer zahlen umgerechnet 1,50 Euro Eintritt, Ausländer doppelt so viel. Auch Führungen werden angeboten.

Die Basilika soll beeindrucken und Ehrfurcht erwecken

Unter anderem wird den Gästen ein spezieller Raum unterhalb des Altars gezeigt. Von dort werden die Einstellungen der Klimaanlage geregelt – eine absolute Ausnahme in einer westafrikanischen Kirche. Mit einem großen Mischpult sorgen Mitarbeiter während der Gottesdienste zudem für den richtigen Sound. Die Musik kommt aus der Konserve. Fröhliche und stimmgewaltige Gesänge, die sonst so typisch für afrikanische Gottesdienste sind, gibt es nicht.

Prunkstück ist die riesige Kuppel, die mit zwei Aufzügen erreicht werden kann. Am Eingang der Kuppel dokumentieren Fotos die Bauphase. Dort ist auch eine Zeichnung zu sehen. Sie dokumentiert, dass die Basilika noch höher ist als der Petersdom in Rom – wenn man das Kreuz auf der Kuppel hinzurechnet. Höher, größer, weiter: Die Basilika von Yamoussoukro soll beeindrucken und Ehrfurcht erwecken.

Als Präsident Houphouet-Boigny, der 33 Jahre lang an der Macht war, die Kirche erbauen ließ, hatte sie noch eine andere Funktion. Sie sollte ein Fingerzeig an den Westen sein: Was Europa kann, können wir auch. Heute steht sie eher da wie ein Fremdkörper. Auch weil in der Basilika weder geheiratet werden kann noch Trauerfeiern stattfinden. Immerhin sind Taufen möglich.

Finanziert wurde der schätzungsweise 300 Millionen US-Dollar teure Bau vor allem durch Steuergelder des armen Landes – obwohl der Präsident mehrfach beteuert hatte, er habe alles aus seinem Privatvermögen bezahlt. Nach der Fertigstellung erhielt Houphouet-Boigny daher die Auflage, als Kompensation gleich nebenan ein Krankenhaus zu errichten. Es dauerte fast ein Vierteljahrhundert, bis es am 14. Januar 2015 endlich eröffnet wurde – viel viel länger als die Riesenkirche vor einem Vierteljahrhundert. 

Katrin Gänsler/kna