Umfrage zum neuen Leitwort im Bistum Limburg
In allem steckt immer „mehr“
Das Motto für den Prozess der Kirchenentwicklung steht fest: „Mehr als du siehst“. Was sagt den Gläubigen im Bistum Limburg dieses Leitwort?
Vier Auszüge aus einer Umfrage.
Gunnar Bach, Pastoralreferent in der Pfarrei Liebfrauen Westerburg, ist der „Namensgeber“ des Mottos: „Menschen haben Sehnsucht, im Tiefsten suchen sie nach Gott. Auf diese Sehnsucht hat der Geist Gottes längst geantwortet. Wenn wir uns im Bistum auf den Weg machen, dann finden wir die Spur, wenn wir Gottes Geist nachspüren. ,Mehr als du siehst.’
Der Prophet Samuel braucht drei Anläufe, bis er der Stimme Gottes, seiner Berufung traut. Er wird mehrmals abgewiesen, soll sich wieder schlafen legen. Eli, der alte Priester, er braucht Zeit und mehrere Anläufe, um zu erkennen: Gott beruft! Auch heute. ,Mehr als du siehst.’
Katharina Kasper, die dieses Jahr zu unserer ersten Bistumsheiligen wird, hat nicht nur die Not gesehen. Gott hat nicht nur sie, sondern viele andere Frauen innerlich berührt. Wenn ich nur über die Not klage und nicht glauben kann, dass Gott einen guten Plan hat, bin ich kurzsichtig. Katharina Kasper hat mehr und weiter gesehen als die meisten damals. ,Mehr als du siehst.’
Kirche soll wachsen, nicht schrumpfen. Im Weltmaßstab trifft das ja auch zu. Die demografischen Tatsachen hier bei uns zwingen zu handeln, aber in Hoffnung auf die Fülle, mit dem missionarischen Mut, hinauszugehen zu den Menschen. Natürlich nicht zu forsch und aufdringlich, sondern immer im Respekt vor der Freiheit des anderen. Das Leitwort kann aber auch ein Trost sein für die, die regelmäßig in den Gottesdienst kommen, und manchmal betrübt sind, weil sich die Kirchenbankreihen immer mehr lichten. Kirche – das ist ,Mehr als du siehst.’
Renate Kexel gehört zum Leitungsteam von St. Petrus Canasius in Oberursel: „Ein Leitwort, das mir sehr gut gefällt, weil es viele Möglichkeiten offen lässt und Chancen ebenso Raum bietet wie der Bewahrung des Guten. Ich hoffe, dass Kirchenentwicklung die Ängste und Sorgen der Menschen ernst nimmt und ihnen Zeit gewährt, sich mit Veränderungen zu beschäftigen, aber auch die Hoffnungen und Wünsche nach Veränderung aufgreift. Viel lebendiger und vielfältiger, als wir oft wahrhaben wollen, ist unsere Kirche im Bistum. Viele Menschen sind beteiligt an den Erneuerungsprozessen, machen sich Gedanken um die Zukunft von Kirche, übernehmen Verantwortung, sorgen und kümmern sich um die Weitergabe des Glaubens, um Menschen in Not. Wenn Beteiligung wirklich ernst gemeint ist, bin ich zuversichtlich, dass viel Gutes entstehen wird.“
Ingeborg Schillai (Taunusstein) ist Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung: „Ich war an der Auswahl des Mottos betei_ligt, und beim ersten Hören war es nicht das Richtige für mich. Es ist erst durch den Austausch mit den anderen immer richtiger geworden. Wenn wir uns auf das Wort Gottes einlassen und unser Leben mit Ihm gestalten wollen, ist es immer mehr, als wir sehen, ahnen und uns zutrauen würden. Das Wort, das den Kirchenentwicklungsprozess umschreibt, will zum Nachdenken anregen. Es fordert heraus: Sieh genau hin, hör genau hin, versuche, das zu sehen und zu hören, was noch nicht sichtbar und hörbar, aber schon da ist und in der Achtsamkeit des Lebens zu spüren ist.
Die Namenssuche war für mich schon ein Zeichen der Aufmerksamkeit, da die Menschen ansprechbar waren und mitgewirkt haben. Ich spüre durch das Motto ganz viel Vertrauen, Gelassenheit, eine große Weite, eine offene Einladung an alle, sich auf das Lebendige, auf das Leben einzulassen.“