Missionar auf Zeit

Anderen zu helfen, ist erstrebenswert

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Mann sitzt im Gras
Nachweis

Foto: Marco Heinen

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Am Haddebyer Noor sitzt Felix Ickerodt gern, um in sich zu gehen oder um zu lesen. Im kommenden Jahr bleibt der Platz allerdings frei.

Das meint jedenfalls Felix Ickerodt aus Busdorf bei Schleswig. Der Abiturient absolviert einen Freiwilligendienst in Paraguay.

Wenn dieser Artikel erscheint, ist Felix Ickerodt gerade in einer neuen Welt gelandet. Der 19-jährige Abiturient aus Busdorf bei Schleswig absolviert als „Missionar auf Zeit“ einen Freiwilligendienst in Paraguay. Er verbringt ein Jahr in einem Internat mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft, das die Steyler Missionare in Curuguaty im Osten des Landes betreiben. Von dort sind es rund vier Stunden Fahrt bis zu den Wasserfällen von Iguazú an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien – ein Katzensprung. Iguazú will der hochgewachsene junge Mann zwar auch besuchen, aber seine Mission ist eine andere – und die hat wenig mit Bekehrung zu tun. 

„Ich habe vor zwei, drei Jahren für mich entschieden, dass ich mich gerne nach der Schule freiwillig engagieren will und auch später in meinem Arbeitsleben.“ Als Praktikant bei der Arnold Janssen Stiftung, die nach dem Gründer der Steyler Mission benannt ist, bekam er erste Einblicke in die Planung von Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit. Es ist ein Bereich, den sich Ickerodt auch für sein späteres Berufsleben gut vorstellen kann. „Ich möchte in diesem Jahr versuchen, für mich herauszufinden, was zu mir passen würde.“ Zwar hat er noch keine konkreten Pläne, doch umso mehr scheint ihm die praktische Arbeit in einem Projekt in Südamerika ein guter Anfang zu sein. Zumal er auf diese Weise fast zwangsläufig mit Spanisch noch eine dritte Fremdsprache lernt. Ein bisschen kann er schon, der Rest komme dann schon vor Ort. „Mal gucken, ob ich am Ende die Bibel auf Spanisch lesen kann“, meint er zuversichtlich beim Spaziergang rund um Haithabu an seinem geliebten Haddebyer Noor. 

Von Busdorf aus läuft er oft allein oder mit Familienhund Elva, einem jungen Kurzhaarcollie, an den Binnensee. Auf dem Weg kommen an diesem Tag Kameraden seines Fußballclubs beim Lauftraining entgegen; er spielt beim VfR Schleswig auf der Acht im zentralen Mittelfeld. Am Noor gibt es einen meist stillen Platz, wo Felix Ickerodt oft Zeit für sich findet, zum Nachdenken und zum Lesen. Milan Kundera und Friedrich Dürrenmatt sind derzeit seine Lieblingsautoren.

Die christliche Grundhaltung hat der Abiturient im Elternhaus erlebt

In Paraguay wird er sich mit etwa gleichaltrigen Schülern, die aus eher ärmeren Verhältnissen stammen und vielleicht mal die Höfe ihrer Eltern übernehmen, austauschen können und auch auf den Feldern und in der Viehzucht mitarbeiten – und natürlich mitbeten und mithelfen in der Gemeinde.

Er selbst habe viel von seiner christlichen Grundhaltung von den Eltern mitbekommen, „einfach durch ihr Handeln, die christliche Erziehung und auch das Denken“, sagt er. Entsprechend hat ihn seine Familie in seinen Reiseplänen bestärkt, nicht zuletzt sein Vater, der als Student selbst ein Jahr in Afrika zubrachte. Das Thema Nächstenliebe, von dem der Abiturient immer wieder in den Predigten und Lesungen hörte, habe ihn sehr geprägt, sagt er. Zwar sei er zuletzt nicht so häufig in die Kirche gegangen, früher aber jeden Sonntag und Sternsinger war er auch viele Jahre. Felix Ickerodt: „Der Grundgedanke, dass man anderen Leuten hilft, das ist schon etwas, was erstrebenswert ist in meinem Leben.“

Marco Heinen