"Krippenbernd" aus Glandorf
Angeborene Begeisterung
Foto: Matthias Petersen
„Ich bin wohl so geboren“, sagt der 49 Jahre alte Glandorfer und lächelt. Das Faible für schöne Teile, wie er es nennt, hat er vermutlich vom Vater geerbt. Der beschäftigte sich allerdings vor allem mit Engeln. Seinem Sohn gefielen aber schon früh Maria und Josef, das Jesuskind, Ochs und Esel. Krippenställe bastelte er aus Schuhkartons, die er mit Buntstiften anmalte. Er schnitt Löcher in den Karton, die Fenster oder Eingänge darstellten. „Das verkürzte die Wartezeit bis zum nächsten Weihnachtsfest“, sagt er.
Irgendwann war es Zeit für den nächsten Schritt. Lange sparte er sein Taschengeld, bis es endlich reichte, sich eine eigene Krippe zu kaufen. Der Laden befand sich nur wenige Straßen weiter. Philippskötter weiß noch, dass es in der fünften Klasse war. Wie die Schulkameraden reagierten, weiß er nicht mehr. Möglicherweise hat er sich auch keine Gedanken darum gemacht. „Das war einfach dran.“ Und auch der darauffolgende Schritt muss wohl dran gewesen sein. „Offenbar bin ich meiner Mutter so lange auf die Nerven gefallen, dass sie den Küster anrief, damit ich beim Krippenaufbau in der Kirche helfen durfte.“ Ein Telefonanruf mit Langzeitwirkung: Noch heute ist „Krippenbernd“, wie er längst genannt wird, dabei, wenn kurz vor Heiligabend die Figuren in St. Johannes aufgestellt werden.
„Wenn ich da was sehe, was mir gefällt, kann ich einfach nicht widerstehen.“
Dass er bald darauf die Schnitzerei anfing, mag nicht überraschen. Und dass er den Beruf des Tischlers ergriffen hat, bei aller Beschäftigung mit Holz wohl auch nicht. Fast nebenbei erzählt er, dass er für die Kirchenkrippe zwei Figuren hergestellt hat: einen Engel und eine Marktfrau. Und auch, dass er weiter Krippen sammelt. Das Internet ist eine große Hilfe. „Wenn ich da was sehe, was mir gefällt, kann ich einfach nicht widerstehen.“
Die Sammelei, die Schnitzerei, die Begeisterung für die Krippen – das alles hat Bernd Philippskötter über viele Jahre nicht für sich allein betrieben. Bis zu 13 Krippen baute er in seinem Haus an der Osnabrücker Straße großflächig auf und lud zur Besichtigung ein. Von Zimmer zu Zimmer gestaltete er es wie in einem Museum. 2018 wurde das Fernsehen auf ihn aufmerksam, an fünf Drehtagen entstand ein Beitrag, dessen Ausstrahlung weitere Interessenten nach Glandorf brachte. Mehrere Gruppen meldeten sich bei ihm, einige kamen sogar mit Reisebussen. 360 Besucher zählte er mal an einem Tag. Das war vor Corona.
In diesem Jahr wird „Krippenbernd“ sein Haus nicht öffnen, stattdessen ist er an mehreren Ausstellungen beteiligt. Und er ist ein gefragter Mann geworden, denn vor Jahresfrist hat er die Leitung des Krippenvereins Osnabrück-Emsland übernommen – als Nachfolger von Gerhard Lohmeier, der das viele Jahrzehnte gemacht hatte. „Als sich erst niemand fand, der die Aufgabe übernehmen wollte, wollte ich ihn einfach nicht hängenlassen“, sagt Philippskötter und ist froh, dass Krippenexperte Lohmeier als Ehrenmitglied weitermacht und sein Wissen einbringt. „Eine Rede halten zu einer Ausstellungseröffnung – das kann er besser als ich.“