Pastorale Innovation im Bistum Fulda
Auf die Umschalt-Taste drücken
Als Quartett fing das Team der Strategischen Initiative Pastorale Innovation im Bistum an. Inzwischen umfasst das Team 20 Haupt- und Ehrenamtliche. Über diese Entwicklung freut sich Simone Twents, die das Team leitet. Von Hans-Joachim Stoehr
Die Zahl der Mitarbeitenden in der Pastoralen Innovation soll weiter steigen. Das Rüstzeug dazu erhalten die angehenden Mitglieder durch Fortbildungen, den so genannten „Shift-Ausbildungen“. Das Wort „Shift“ ist manchem von der Computer-Tastatur bekannt. Dabei bedeutet der englische Begriff „Umschalten“, konkret von Klein- auf Großschreibung. „Shift“ meint auch Verlagerung, Veränderung. Genau darum geht es in der Pastoralen Innovation. Durch die Ausbildung werden die Haupt- und Ehrenamtlichen befähigt, ihrerseits zu Multiplikatoren zu werden und Teil des Diözesanteams für Pastorale Innovation.
Mitarbeit erfahrener Ehrenamtlicher
Twents findet dabei die Mitarbeit erfahrener Ehrenamtlicher für das Team sehr bereichernd. Sie verweist auf einen Ehrenamtlichen, der Schlosser ist und zugleich „tiefe Erfahrungen im spirituellen Bereich“ mitbringt. „Er hinterfragt manches, was wir Hauptamtlichen so nicht sehen. Durch unsere gemeinsame Ausbildung haben wir auch immer wieder einen ähnlichen Blick – etwa auf die Situation der Kirche“, hat Twents beobachtet. Da sei die Sichtweise von jemandem, der einen ganz anderen beruflichen Werdgang hat, hilfreich.
Es geht mehr ums Wachsen als ums Bauen
Bei der Pastoralen Innovation geht es laut Twents darum, Menschen der heutigen Zeit mit Kirche und christlicher Botschaft in Kontakt zu bringen. Dies ist aber nicht allein Aufgabe der Hauptamtlichen in der Kirche, sondern aller Kirchenmitglieder. Und bei denen, die etwas Innovatives bewegen wollen, setzt das Team der Pastoralen Innovation an. „Wir versuchen, sie zusammenzubringen, miteinander zu vernetzen“, erklärt Twents. Es sei wichtig, dass sie voneinander wissen, denn in den Pfarreien seien sie bisweilen nur wenige.
Wichtig ist der kirchlichen Mitarbeiterin, dass es in der Pastoral nicht so sehr um ein „Machen“ geht. „Deshalb verwenden wir nicht so gern Bilder vom Bauen, sondern eher aus dem Bereich der Natur. Denn: Beim Bauen wird tote Materie verwendet. Wachsen in der Natur aber bedeutet Bewegung, Leben. Das heißt: Da ist schon etwas da. Das muss gefördert werden, etwa durch Gießen. Aber es ist nur begrenzt für mich verfügbar. “ Auf das Tun der Kirche bezogen heißt das: Bei den Menschen ist als Geschöpfen Gottes schon etwas angelegt. Jeder hat Gaben, theologisch: Charismen, die er einsetzen kann. So kann etwas wachsen. Aber dies kann man nicht einfach machen.
Viele Methoden können hilfreich sein bei Projekten der Pastoralen Innovation. Und auch der Austausch über spirituelle Erfahrungen bringt die Einzelnen weiter.
Twents verweist auf die „DNA“ der Pastoralen Innovation mit einem blauen und einem roten Strang, die miteinander verwoben sind. Der blaue Strang ist das, was an Wissen, Methodik, Techniken vermittelt wird. Dazu gehören Prozesse, wie es sie etwa auch in Unternehmen gibt. Deshalb ist auch die Organisationsberatung der Stiftung „xpand“ mit im Boot, einer von ihnen als Teil des vierköpfigen Teams für Pastorale Innovation im Bistum.
Bestimmte Methoden können helfen, dass sich alle einbringen – etwa bei der Frage nach Visionen der Gemeinde für die Zukunft. Twents nennt das Beispiel einer Gemeinde, in der die Teilnehmer die Frage nach den Visionen mit Lego-Steinen handgreiflich in eine Form bringen konnten. „Da kamen dann auch die zum Zug, die bei Diskussionen nicht die Vielredner sind, sondern eher still – aber die deshalb nicht weniger dazu beizutragen haben.
Der rote Strang steht für die Haltung, mit der einzelne sich in Glaubensprozesse einbringen, und für die Spiritualität, die alles durchdringt. Hierzu zählt auch, „die Begabungen, Fähigkeiten des Einzelnen zu entdecken und zu fördern“, betont Twents.
Fehler ziehen Lösungswissen nach sich
Und wenn Fehler passieren? Dann bedeutet das für Twents, dass daraus ein neues Lösungswissen entsteht. Denn bekanntlich lernen Menschen aus Fehlern. Zu diesem Lernen gehörte in den zurückliegenden Jahren, dass manche Planung nicht so lange hält, wie das vorgesehen war.
Diese Erkenntnis gilt laut Twents aber nicht nur für Corona. Kirchliche Entwicklung müsse lernen, mit einer sich schnell verändernden Situation umzugehen. Als Beispiel nennt sie einen Begriff, der aus Unternehmen kommt: „agile Methoden“. Sie sollen die Fähigkeit von Unternehmen verbessern, ihre Strukturen und Prozesse kurzfristig an neue Gegebenheiten anzupassen.
Von Hans-Joachim Stoehr