Franziskus reist in den Kongo und in den Südsudan

Auf Friedensmission in Afrika

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Aufgeschoben ist nicht aufgehoben; daran hält sich Papst Franziskus bei seiner seit Jahren geplanten Reise in den Kongo und Südsudan. Nun wird das Vorhaben umgesetzt - auch für Frieden in beiden Ländern.

Foto: kna/Varican Media/Romano Siciliani
Besuch bei der kongolesischen Gemeinde in Rom: Nach langer Vorbereitung kann Papst Franziskus nun das afrikanische Land besuchen. Foto: kna/Vatican Media/Romano Siciliani


Die Papstreise in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan stand bislang unter keinem guten Stern. Obwohl der Papst beide Länder schon länger besuchen wollte, gab es immer wieder Hindernisse. Erst erlaubten die politischen Zustände keinen Besuch, dann kam die Corona-Pandemie, anschließend versagte das Knie des Papstes. Inzwischen scheint es etwas besser zu gehen, und alles ist vorbereitet für eine ebenso anstrengende wie riskante Friedensmission. In beiden Ländern eskalieren in jüngster Zeit die blutigen Konflikte. Kann der Papst die Lage verbessern?

Mit seiner Friedenspilgerreise in den Kongo verbinde er die Hoffnung, "dass die Gewalt im Osten des Landes aufhört und sich der Weg des Dialogs und der Wille durchsetzen werden, sich für Sicherheit und Gemeinwohl einzusetzen", erklärte Franziskus zu Jahresbeginn in seiner Grundsatzrede an das Diplomatische Corps. Im Südsudan wolle er sich mit seinen Begleitern "dem Ruf der Menschen nach Frieden anschließen und zum Prozess nationaler Aussöhnung beitragen".

Am 31. Januar bricht Franziskus zu der sechstägigen Reise nach Afrika auf. In beiden Ländern herrschen interne Konflikte; Bürgerkriege und Kämpfe zwischen Armeen und Rebellengruppen forderten im vergangenen Jahrzehnt Hunderttausende Leben. Sowohl im Kongo als auch im Südsudan ist die katholische Kirche ein wichtiger Mittler.

Im christlich geprägten Südsudan bemüht sie sich - gemeinsam mit der anglikanischen und presbyterianischen Kirche -, den Dialog der Parteien zu befördern. Darum reisen die Vertreter der drei Kirchen gemeinsam an. Den Papst begleiten der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und der Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields.

Zunächst reist Papst Franziskus aber ohne sie in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa. Neben den Standardterminen mit Regierungs- und Kirchenvertretern des Gastlandes ist dort eine Begegnung mit Gewaltopfern aus dem Osten des Kongo geplant. Ursprünglich war dieses Treffen in Goma vorgesehen, der Hauptstadt der Krisenregion Nord-Kivu; aus Sicherheitsgründen wurde es aber nach Kinshasa verlegt. Dort auf einem Flughafengelände will Franziskus zudem eine große Messe feiern und in einem anderen Stadion Jugendliche und Katechisten treffen.

Am vierten Tag reist das Kirchenoberhaupt von Kinshasa weiter in den Südsudan. Gemeinsam mit Welby und Greenshields will er in der Hauptstadt Juba Binnengeflüchtete besuchen. Auch ist ein gemeinsames ökumenisches Gebet geplant. Alle drei wollen sich vor allem solidarisch mit den Menschen zeigen; ihre Reise nannten sie "Pilgerfahrt für den Frieden".

 

Beide Länder von Gewalt geprägt

Und der ist in beiden Ländern fragil. Im Kongo begann kürzlich der Wahlkampf um das Präsidentenamt Ende des Jahres. Die vorigen Wahlen waren geprägt von Protesten und Gewalt. Ex-Präsident Joseph Kabila hatte trotz beendeter zweiter Amtszeit 2016 verfassungswidrig weiterregiert und Wahlen hinausgezögert. Erst 2019 kam der Machtwechsel; Präsident ist seither Felix Tshisekedi. Er traf Papst Franziskus im ersten Amtsjahr gleich zweimal; zunächst zur Kardinalsernennung von Kinshasas Erzbischof Fridolin Ambongo. Bei seinem zweiten Besuch sprachen die beiden vor allem über die humanitäre Lage. Besonders im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahren Rebellengruppen um die Vorherrschaft.

Dort wurden bei einer Bombenexplosion in einer Pfingstkirche Mitte Januar mindestens 17 Menschen getötet und Dutzende weitere teils schwer verletzt. Ebenfalls in der Region gab es Ende November ein Massaker mit knapp 300 Opfern; es starben auch Kinder, die sich in einem Krankenhaus und einer Kirche aufhielten. Menschenrechtler und Diplomaten machten die Rebellengruppe M23 für die Morde verantwortlich. Die Regierung des Nachbarlandes Ruanda steht in Verdacht, die Gruppe zu lenken und zu finanzieren.

Tausende Ostkongolesen sind derzeit auf der Flucht. Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten schätzt, dass in diesem Jahr jeder vierte Kongolese auf lebenserhaltende Unterstützung angewiesen sein wird.

Auch der Südsudan kommt nicht zur Ruhe. 2011 erlangte das überwiegend christliche Land seine staatliche Unabhängigkeit vom muslimisch geprägten Sudan. Er gilt als "jüngster Staat der Welt", zählt zugleich zu den ärmsten. 2013 eskalierte ein Machtkampf zwischen dem ersten Präsidenten des Landes, Salva Kiir, und seinem früheren Stellvertreter und Herausforderer Riek Machar.

Trotz wiederholter Verhandlungen und einem Friedensabkommen 2018 kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen zwischen den Konfliktparteien. Zuletzt an Weihnachten griffen Bewaffnete verschiedene Gemeinden an. Zuvor soll es Zusammenstöße von verfeindeten ethnischen Gruppen gegeben haben. Laut UN sind rund 30.000 Menschen nach den Überfällen geflüchtet.

2019 hatten Franziskus und Welby die beiden Rivalen Kiir und Machar zu sogenannten Besinnungstagen in den Vatikan eingeladen. An der Initiative war auch der damalige Moderator der schottischen Presbyterianer, John Chalmers, beteiligt. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der Papst vor den Politikern nieder. Er küsste ihnen die Füße und forderte sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf. Seine Friedensmission geht nun weiter.

kna