Bonifatiuswerk schreibt Preis aus

Auf Schatzsuche

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Die Kinder des Telgter Kinder Pilgerclubs
Nachweis

Foto: privat

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Gemeinsam mit der Künstlerin Petra Maria Wewering gestalteten Kinder 2022 den Kinderpilgerweg.

Die Bewerbungsphase läuft: Mit dem Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln werden Projekte ausgezeichnet, die helfen, den Glauben weiterzutragen. Was das sein kann und wasder Preis bewirkt, zeigt das letzte Siegerprojekt: der Kinderpilgerweg aus Telgte.

Richard Schu-Schätter freut sich schon auf diesen Termin: Ein ganzer Pastoralverbund aus dem Münsterland wird zum Kinderpilgerweg nach Telgte kommen. Kinder, Familien, junge und alte Leute werden gemeinsam den Weg erkunden und im Pilgerhaus einkehren. „Da ist ein kompletter Aktionstag geplant“, sagt Schu-Schätter, der in dem Wallfahrtsort nahe Münster als Pilgerseelsorger arbeitet.

In den vergangenen drei Jahren hat er das immer wieder erlebt: dass Gruppen von Erstkommunionkindern oder Firmlingen den Kinderpilgerweg kennenlernen wollen. „Es kommen viele Anfragen von Gemeinden, die von dem Weg gehört oder gelesen haben“, sagt Schu-Schätter. „Wir haben uns den Ruf erarbeitet, dass man hier mit Kindern religiös und spirituell gut etwas machen kann.“ Ein Grund für die Bekanntheit: der Bonifatiuspreis, den das Projekt 2022 gewonnen hat.

Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken zeichnet alle drei Jahre Kirchengemeinden, Schulen, Verbände, Orden oder Institutionen mit dem Preis aus. Die Projekte, die sich dafür bewerben, wollen den Glauben auf kreative Art weitergegeben und die Botschaft des Evangeliums ins Heute übersetzen.

Kreatives Potenzial in den Gemeinden

Auch in diesem Jahr wird der Preis verliehen, und die ersten Bewerbungen sind eingegangen. „Es ist eine gute Mischung“, sagt Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerks. „Es gibt Projekte, die zeigen, wie man Gottesdienste kreativ gestalten kann. Und es gibt Social-Media-Formate, die die Vielfalt der kirchlichen Welt im Digitalen zeigen.“ Ihm sind zudem Projekte gegen Vereinsamung in Pflegeheimen aufgefallen oder solche, die Gemeindefeste bewusst auch für Menschen außerhalb der Pfarrei ausrichten. „Die Bewerbungen zeigen uns, wie viel kreatives Potenzial in den Gemeinden steckt und was durch das Engagement von Ehren- und Hauptamtlichen in der Kirche sichtbar werden kann“, sagt Austen.

Neu hinzugekommen ist die Jakobusstele mit einer versteckten Schatztruhe
Neu zum Kinderpilgerweg hinzugekommen, ist die Jakobusstele mit einer versteckten Schatztruhe. Foto: privat

Viel Arbeit und Herzblut stecken auch im Telgter Kinderpilgerweg. Der Weg wurde vor gut drei Jahren von einer Gruppe Kinder und der Künstlerin Petra Maria Wewering konzipiert und angelegt. Damals entstand auch der Kinderpilger-Club – den es noch heute gibt. „Die Kinder, mit denen wir vor drei Jahren gestartet sind, sind mittlerweile fast alle aus dem Club herausgewachsen. Aber zum Glück sind jüngere Kinder dazugekommen“, sagt Schu-Schätter. Monatlich treffen sie sich und überlegen, welche Aktionen sie starten möchten. „Aktuell überlegen wir, an der Osnabrücker Fußwallfahrt Anfang Juli teilzunehmen und uns dort mit anderen Kindern und Jugendlichen zu vernetzen“, sagt Schu-Schätter.

Auch der Weg selbst hat sich in den vergangenen drei Jahren verändert. Stationen wurden ausgebessert, ergänzt oder neu angelegt, etwa die Jakobusstele etwas außerhalb der Stadt, gemeinsam mit der Deutschen Jakobusgesellschaft. Die Stele markiert den Punkt, an dem der Kinderpilgerweg auf den europäischen Jakobsweg trifft. Die Kinder haben ausgerechnet: Von hier aus sind es 4 198 113 Kinderschritte bis zur Kathedrale von Santiago de Compostela. In der Nähe ist außerdem eine Schatzkiste versteckt. Jeder, der etwas hineinlegt, darf auch ein Stück mit nach Hause nehmen – ein Symbol für das Geben und Nehmen, das Teilen und das Miteinander auf dem Pilgerweg.

„Der Kinderpilgerweg zeigt mir, dass man nicht immer alles neu erfinden muss.“

Georg Austen erinnert sich gut an dieses frühere Siegerprojekt. Er sagt: „Der Kinderpilgerweg zeigt mir, dass man nicht immer alles neu erfinden muss.“ Seit Jahrhunderten machten sich Menschen auf den Weg zu Pilger- und Wallfahrtsorten. „Die Gemeinde St. Marien in Telgte hat gezeigt, dass dieser alten Form des Glaubens eine neue Lebendigkeit eingehaucht werden kann. Es ist bewundernswert, wenn es so gelingt, die Schätze unseres Glaubens zu heben – und für Kinder erfahrbar zu machen“, sagt er. Genau darum gehe es ja beim Bonifatiuspreis: draußen zu zeigen, was wir drinnen glauben.

Wenn er in Gemeinden und Gottesdiensten auf Gläubige trifft, erlebt er oft eine resignierte Stimmung. „Ich höre immer wieder diese Fragen: Wer kommt noch? Was passiert noch? Was können wir noch?“, sagt Austen. „Dieses ‚noch‘ klingt, als wären wir Testamentsverwalter.“ Das ärgert ihn, denn es gebe so viel wertzuschätzen und hervorzuheben in der Kirche. Der Generalsekretär des Bonifatiuswerks sagt: „Es passiert so viel Gutes und die Menschen sind so erfinderisch – darüber können wir uns doch freuen und auch davon erzählen.“

Kerstin Ostendorf

Bewerben für den diesjährigen Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln können sich Kirchengemeinden, Schulen, Verbände und andere mit Projekten, die sich für die Weitergabe des Glaubens einsetzen. Die ersten drei Plätze sind mit insgesamt 13 000 Euro dotiert. Bewerbungsschluss ist der 15. August. Weitere Infos und das Bewerbungsformular finden Sie hier: www.bonifatiuswerk.de/de/aktionen/bonifatiuspreis