Passionsspiele im Osnabrücker Land

Aufführungsort gefunden

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Der neue Aufführungsort für die Passionsspiele der Malgartener Communität Junger Christen (CJC) liegt in Bramsche. Eigentlich sollten die Spiele in diesem Jahr ausfallen. Die Gemeinde Wallenhorst hatte die Nutzung der Sporthalle untersagt, weil CJC-Pastor Anton Behrens in einer Zeitschrift Abtreibung mit dem Holocaust gleichsetzte.


Das Passionsspiel im Osnabrücker Land hat eine lange Tradition.
Das Foto aus dem Jahre 1999 zeigt Pastor Anton Behrens
als Jesus mit weiteren Darstellern. Foto: Thomas Osterfeld

Die Aufführungen der Passionsspielgemeinschaft im Osnabrücker Land sollen in diesem Jahr in Bramsche gezeigt werden. Er habe eine Zusage für einen Saal von der freikirchlichen Gemeinde Neues Leben in Bramsche erhalten, sagte Pastor Anton Behrens aus Bramsche-Malgarten dem Kirchenboten. Die Vorstellungen sollen am Palmsonntag um 15 Uhr, am Karfreitag um 19 Uhr und Karsamstag um 15 Uhr beginnen.

Behrens rief die Passionsspiele 1974 ins Leben und bringt sie jedes Jahr mit einer Schar von etwa 150 Ehrenamtlichen auf die Bühne, darunter Darsteller und viele Helfer hinter den Kulissen. Die Proben finden in Malgarten statt, wo der Verein „Communität junger Christen“ (CJC) ein Haus besitzt, in dem Anton Behrens wohnt und als Hausgeistlicher wirkt. Bis zu seinem Ruhestand im November 2018 hatte der 75-Jährige eine bischöfliche Beauftragung für sein Wirken in der CJC. Im Haus befindet sich eine Kapelle, in der Behrens Messen mit den CJC-Mitgliedern feiert. Sonntags beginnen sie um 11 Uhr, dann kommen bisweilen auch Malgartener hinzu. Bis 2010 war er Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Bramsche Heilig Geist und St. Johannes Malgarten.

Die Passionsspielgemeinschaft im Osnabrücker Land ist jahrelang mit dem Passionsstück in Wallenhorst aufgetreten, viele Mitwirkende stammen aus Hollage. Doch in diesem Jahr hat die Spielgemeinschaft eine Absage aus Wallenhorst erhalten. Die Kommune will keinen Raum mehr zur Verfügung stellen. Bürgermeister Otto Steinkamp begründete dies mit Äußerungen in einem Artikel in einer Zeitschrift, die von der CJC herausgegeben wird. In einer Ausgabe dieser Zeitschrift „Jugendszene“ hatte ein Artikel über Abtreibungen gestanden. Beschrieben war eine Reise in die Niederlande, wo eine Gruppe von elf Personen vor einer Klinik, die Schwangerschaftsabbrüche vornimmt, eine „Mahnwache zur Gewissensschärfung“ veranstaltete, wie es in dem Artikel heißt.

Der Verfasser des Textes, Anton Behrens, schreibt von einer „Mahnwache gegen den Baby-Holocaust“ und schreibt über Abtreibungen: „Mord ist legalisiert.  Das ist Auschwitz heute.“ Für Otto Steinkamp, Bürgermeister von Wallenhorst und Katholik, war mit dem Text „die Grenze des Zumutbaren überschritten“, weil Behrens Abtreibungen mit der planvoll durchgeführten tausendfachen Ermordung von Juden durch die Nazis verglichen hat. Ja, er habe Abtreibungen Mord genannt, sagt Behrens dazu, das wollten die Menschen heutzutage aber nicht hören. Die Gleichsetzung mit dem Holocaust und der Begriff Baby-Holocaust tue ihm leid. Auf facebook habe sich ein Sturm der Entrüstung entwickelt, mit dem Ziel, ihn „fertigzumachen“. Die Passionsspiele würden jetzt genauso verfolgt wie damals Jesus.


Stein des Anstoßes: In dieser CJC-Zeitschrift hatte Pastor
Anton Behrens Ende vergangenen Jahres seinen umstrittenen
Artikel veröffentlicht.

Auch Termine in Esterwegen geplatzt

Die Absage aus Wallenhorst zog nach sich, dass auch die Termine in Esterwegen geplatzt sind. Christoph Hüntelmann, Bürgermeister der Samtgemeinde Nordhümmling, teilte auf Anfrage mit, der Veranstalter habe sie selbst abgesagt.

So ging innerhalb der Passionsspielgemeinschaft die Suche nach einem Ersatzort weiter. Die Spiele in diesem Jahr ausfallen zu lassen, kommt für Behrens offenbar nicht infrage. Und verbieten lassen wolle er sie sich auch nicht: „Das wäre ja noch schöner.“

Bei den Passionsspielen übernahm Behrens anfangs selbst die Rolle des Jesus. Seit 2002 wird Jesus von Andreas Siegner aus Hollage gespielt. In diesem Jahr zeigt die Passionsspielgemeinschaft das Stück „Die ersten Zwölf“. Behrens freut sich, dass die Spiele 2019 stattfinden könnten: Die Gemeinde Neues Leben besitze einen großen Saal, in dem etwa 600 Zuschauer Platz finden.

So mancher Pfarrer im Kreis Osnabrück will sich öffentlich nicht zu Behrens äußern, beklagt aber, dass Jugendarbeit dort mit Druck geschehe. Es sei schwierig, dass Behrens mit seiner CJC in Malgarten ein Paralleluniversum aufgebaut habe, das mit der katholischen Kirche identifiziert werde. Im persönlichen Gespräch passe Behrens seine Antworten an die Erwartungen des Gegenübers an, sei im Grunde aber beratungsresistent.

Andrea Kolhoff