Charismenorientierung erklärt

„Aufspüren und ermutigen“

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Was ist wesentlich für die Kirche 2030? Es wäre gut, wenigstens einige Begriffe des „Pastoralsprech“ zu verstehen. Heute geht es in unserem „kleinen ABC der Kirchenentwicklung“ um die Talentsuche, das Fördern von Begabungen; „Charismenorientierung“ heißt das in der Sprache der Kirchenexperten. Von Johannes Becher.


Zur „Kirchenentwicklung“ gehört es, Begabungen aufzuspüren, Talente zu fördern, die geschenkten Charismen einzubinden.

 

Nein, einen Superstar suchen entwickelte Gemeinden nicht. Keine Casting-Show à la DSDS oder Top-Model. Man kann sogar feststellen: ganz im Gegenteil. In der Gemeinde, die nach Talenten sucht, erhält jeder und jede einen „Recall“, werden alle gebraucht mit ihren besonderen Begabungen. 

Auf den Bühnen der Welt genügt es oft, nur die äußere Hülle anzupreisen. Unterhaltsame Selbstdarsteller, denen es mit Leichtigkeit gelingt, andere in ihren Bann zu ziehen. Sie können reden, fesseln, binden… 

Unterbelichtet bleibt dabei nicht selten der Inhalt ihrer Rede. Das ist genau der entscheidende Unterschied, wenn Theologen vom Charisma sprechen. Sie schauen auf den Inhalt. Jedes Charisma ist jetzt ein Gottesgeschenk, eine Gnadengabe. Von Gott kommt nur Gutes… und an ihren Früchten sind diese Charismen aller Getauften zu erkennen.

Damit eine Gemeinde davon profitieren kann, ist auch hier wieder eine veränderte Haltung entscheidend. Zuweilen wohl gar eine Umkehrung des bisherigen Handelns. Eine Groß-Pfarrei hat es in ihrem Pastoralplan so formuliert: „Die Gremien und die Seelsorger sagen nicht mehr: Das muss es in unseren Gemeinden geben, dieses muss sein, jenes hatten wir doch immer – und dann sucht man die Person, die es macht (oft ist es die, die am schlechtesten „Nein“ sagen kann), der es aber vielleicht gar nicht liegt… Sondern: Wir spüren die Gaben und Fähigkeiten auf – bei uns selbst und bei den Menschen in unseren Gemeinden. Wir ermutigen und fördern sie darin, sich zu betätigen: zur eigenen Freude und zur Freude der Gemeinde.“

Also nicht Löcher stopfen im bewährten Ehrenamt, sondern offen bleiben für die Talentbörse des Heiligen Geistes. Offen sein für die Redner, die Netzwerker, die Zeitschenker, Trauerteiler…

Die biblische Urkunde dafür liefert der Apostel Paulus. Er schreibt über die „vielen Gaben des einen Geistes“ im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.“

Zur Unterscheidung der Geister liefert Papst Franziskus ein wesentliches Kriterium: Ein gottgegebenes Charisma lässt sich „einfügen zum Wohle aller“.