„Authentisch und weitsichtig“
„Bonifatius sah die Welt als einen weiten Acker vor sich, der bereit ist für die Aussaat.“ Dies betont Bischof Georg Bätzing in seiner Predigt beim Bonifatiusfest vor etwa 8000 Menschen auf dem Fuldaer Domplatz. Von Hans-Joachim Stoehr.
Bischof Heinz Josef Algermissen ruft zu Beginn des Gottesdienstes den Pilgern auf dem Domplatz zu: „Sie bekennen: Christus als Herz der Kirche ist mir etwas wert.“ Aus allen Himmelsrichtungen sind sie an diesem Morgen zum Bonifatiusgrab in Wallfahrt gezogen. Wo sie herkommen, tut Domdechant Werner Kathrein vor der Feier auf dem Platz kund. Kathrein erzählt dazu, er sei bei einem Besuch in einem Dorf in der Rhön von einem Gläubigen mit der Bemerkung begrüßt worden: „Sie kenne ich. Sie sind der ,Grüßaugust‘ beim Bonifatiusfest.“ Bei den genannten Gruppen überwiegen die Fußpilger, die oftmals in der Dunkelheit den Weg zum Bonifatiusgrab beginnen. Für Algermissen sind sie alle ein Bild für die aufbrechende Kirche.
Erstmals in Fulda ist der neue Bischof aus Groningen, Cornelis van den Hout. Am Festtag des heiligen Bonifatius begeht er sein silbernes Priesterjubiläum. „Er ist also noch jung. Aber das wird mit jedem Tag besser“, sagt Algermissen. Aus Rumänien ist Bischof Lothar Roos aus Temesvar dabei. Er ist seit Kurzem emeritiert. „Er kann mir noch Tipps geben für den Ruhestand“, so Algermissen.
Starke Aura von Bonifatius
In Fulda, von wo aus Bonifatius sein Werk maßgeblich organisierte und wo er nach seiner Ermordung die letzte Ruhestätte fand, „ist seine Aura stark“, betont Bischof Georg Bätzing. Der Gast aus Limburg verweist auf die Diskussion über die „christliche Prägung“ Deutschlands. Zu Recht stehe das Kreuz in der Mitte der Aufmerksamkeit. „Wir Christen verehren am Kreuz nicht die erhabene Stärke eines mit Allmacht gepanzerten Gottes, sondern einen, der ganz verlassen und doch voll Gottvertrauen ‚um unseres Heiles willen‘ stirbt“, hebt der Prediger hervor. „Wer sich auf das Christentum und auf das Abendland beruft, kann sich nicht gleichzeitig vom Leid der Welt abgrenzen, auch nicht von der Not der Flüchtenden“, betont der Bischof.
Bätzing macht auf die Gelehrtheit des Bonifatius aufmerksam. Solche Art Bildung mache einen im Herzen demütig, nach außen gelehrt. „Heute würden wir sagen, Bonifatius war authentisch, innen wie außen klar und erkennbar“, so der Bischof.
Für den Heiligen war laut Bätzing zudem kennzeichnend sein positiver Blick auf die Welt und die Menschen, zu denen er sich gesandt wusste. Auch heute müssen sich die Gläubigen keine Sorge machen, weil sich vieles in der Kirche verändert habe und oft das Gewohnte nicht mehr trage. Sie sollten vielmehr ihren Blick weiten und ihr Herz für Gott öffnen. Bischof Bätzing: „Wir können doch in unserem Land frei über unseren Glauben sprechen, ihn bezeugen und verkünden, wie wir es für richtig halten. Diese Chance gilt es, zu ergreifen und alle Müdigkeit und Fixiertheit auf das Vergangene hinter uns zu lassen.“
Meinung: Für Kinder geeignet
Zugegeben. Es ist meine persönliche Wahrnehmung, dass mehr Familien mit Kindern als im Vorjahr beim Bonifatiusfest waren. Der Gottesdienst im Freien ist ja auch kinderfreundlich. Umhergehende Jungen und Mädchen fallen nicht auf. Da passiert das, was vom Ambo verkündet wird: Glaubensweitergabe. Und zwar an die jüngere Generation. Und darüber freut sich Bonifatius!
Von Hans-Joachim Stoehr