Elishewa Patterson-Baysal über ihr Leben als Jüdin in Frankfurt
Bei jedem Regenbogen ein Segensspruch
Im Jahr 2021 wird das Jubiläum 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Wir feiern mit. Uns interessiert, wie jüdisches Leben heute ist. Elishewa Patterson-Baysal aus Frankfurt hat auf alle Fragen von Ruth Lehnen geantwortet.
Frage: Frau Patterson-Baysal, erzählen Sie uns ein wenig über sich?
Elishewa Patterson-Baysal: Ich bin 54 Jahre alt, in Frankfurt geboren. Von meiner Familie mütterlicherseits kommt die Jüdischkeit* (Begriffe mit Sternchen werden im „Glossar“ erklärt, siehe unten). Ich habe erst als junge Erwachsene angefangen, mich mit der Jüdischkeit und dem Judentum näher zu befassen. Ich habe zwei Kinder, bin geschieden und arbeite als Anwältin und als Syndikus-Rechtsanwältin in einer Bank.
Viele Leute wissen nicht, dass es zahlreiche Juden in Deutschland gibt, die ihre Religion nicht ausüben – das galt auch für Ihre Mutter?
Alle in unserer Familie sind eingefleischte Atheisten – aber ich war immer schon sehr religiös und hatte eine sehr innige Beziehung zu G‘tt*. In der Schule waren alle, wenn sie überhaupt etwas waren, Christen, aber damit konnte ich gar nichts anfangen, mit dieser Jesus-Konstruktion und diesem G‘ttes-Sohn-Ding. Und irgendwann habe ich verstanden warum, denn ich hatte einen Onkel, der in Australien lebte, und der sich mehr mit der Jüdischkeit und dem Judentum befasst hatte. Dieser Onkel hat mir dann gesagt, es ist kein Wunder, dass Du dich da nicht wohlfühlst, weil wir andere Wurzeln haben.
Sie sind also nicht jüdisch aufgewachsen?
Ich bin aufgewachsen mit der Haltung „Religion ist Opium für das Volk.“ Meine Eltern waren gar nicht religiös. In meiner Zeit gab es nur katholischen oder evangelischen Religionsunterricht oder eben „gar nichts“, und ich war immer „gar nichts“. Mittlerweile bin ich Mitglied der Jüdischen Gemeinde, meine Kinder sind jüdisch aufgewachsen – die kennen das nicht anders – und sie haben ihre jüdische Identität von Anfang an mitbekommen. Sie sind anders aufgewachsen als ich. Ich musste mir das erstmal erarbeiten.
Und jetzt engagieren Sie sich bei „Meet a Jew“ („Triff einen Juden“) und setzen sich da vielen Fragen aus ...
Wissen Sie, 250 000 Juden auf 80 Millionen Einwohner in Deutschland, das ist echt wenig, und manche Vorbehalte kommen daher, dass viele noch nie live und in Farbe einen Juden gesehen haben. Und darum geht es in erster Linie bei „Meet a Jew“, um Normalität. Ich sehe, da ist einer mit einer anderen Religion oder Volkszugehörigkeit oder Biographie als ich, aber der ist genauso ein Mensch. Triff einfach mal einen Juden!
Aber ich will eben nicht für DIE Juden sprechen. Ich möchte nicht immer stellvertretend für das jüdische Volk unterwegs sein. Wenn ich irgendwas sage, zumindest erscheint mir das so, dann spreche ich immer „für die Juden“. Und wenn ich irgendwas falsch sage, dann heißt es: Oh Gott, die Juden. Und wenn ich was Tolles sage, heißt es „Die sind so toll, die Juden.“ Als ob es mich als Person, mich als jüdischen Menschen, in meiner Widersprüchlichkeit, nicht geben dürfte, als wenn ich immer gleich Repräsentant bin von irgendwas.
Das Judentum ist auch eine Religion, vor allem aber sind wir das jüdische Volk. Und innerhalb dieses jüdischen Volks sind wir genauso heterogen wie alle anderen auch. Wir haben einen gemeinsamen Nenner, aber darunter gibt es ganz viele unterschiedliche Ansichten und Biographien. Mein Weg ist ganz individuell, und eben nur meiner. Und ich wünsche mir, dass ich wahrgenommen werde als Individuum.
Was ist die Gemeinsamkeit der Juden?
Wir gehören dem jüdischen Volk an. Alle, ob wir glauben oder nicht, ob wir orthodox sind oder nicht, ob wir Religion und Traditionen beachten oder nicht, egal.
Wenn ich überlege, welchem Volk ich angehöre, würde ich sagen, dem deutschen Volk, aber das würden Sie nicht von sich sagen?
Ich würde sagen, ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit, ich bin deutsche Juristin, und ich bin eine große Verfechterin des Rechtsstaats und identifiziere mich mit dessen Werten, aber das nationale Deutsche als meine nationale Identität, das empfinde ich so nicht. Ich fühle mich auch nicht als Ausländer, sondern als Teil einer Wertegemeinschaft. Wir sind ja auch als Volk im Jahr 2021 so divers, dass ich es auch schwierig finde, mich als „deutsch“ zu identifizieren. Ich würde es wohl auch nicht, wenn meine beiden Eltern in Frankfurt-Bornheim geboren wären ...
„Volk“ ist ja auch gerade in Deutschland ein belasteter Begriff, und deshalb klingt „ich gehöre zum deutschen Volk“ als Selbstbeschreibung in meinen Ohren auch seltsam.
Viele von den rund 250 000 Juden in Deutschland sagen von sich, sie sind „deutsche Juden“, was für sie gut passt.
Im religiösen Judentum gibt es eine besondere Art, das Leben zu leben, zum Beispiel die Speisegesetze. Wie gehen Sie damit um?
Wir feiern zum Beispiel jeden Freitag Schabbat*. Das machen wir immer. In Nicht-Corona-Zeiten haben wir auch immer Gäste. Das ist ein großes Spektakel und mir auch total wichtig. Weil ich Vegetarierin bin und das Vegetarische auch sehr ernst nehme, habe ich, was die Kaschrut* betrifft, also die jüdischen Speiseregeln, nicht so viel zu tun. Wenn man sich an die Kaschrut halten will und Fleisch isst, dann wird’s wirklich kompliziert und ist eine Herausforderung. Wenn man mich in meinem Alltag begleiten würde den ganzen Tag, würde man 95 Prozent der Zeit glauben, dass ich eine Glutenallergie habe, weil ich immer genau auf die Inhaltsstoffe achte oder im Restaurant frage, wie wurde das denn angemacht?
Es ist also auch Ihre Entscheidung, dass Sie bestimmte Gesetze bejahen und dann auch danach leben.
Ja, ich gehöre zu den Rosinenpickern. Die Sachen, die mir wichtig sind, die mache ich, und die, die mir nicht wichtig sind, die mache ich nicht. Wenn man sich das anguckt, ist das natürlich unter keinem Aspekt akzeptabel (lächelt), aber ich repräsentiere eben nicht das jüdische Volk oder irgendwelche Rabbiner, sondern ich repräsentiere nur mich, und in meinem Universum ist das vollkommen akzeptabel. Ich habe im Übrigen hundert Prozent Respekt vor jedem, der sich an die Regeln hält.
Gibt es sonst noch Regeln, die für Sie von großer Bedeutung sind?
Das Wichtigste für mich, das kommt aus der Jüdischkeit, ist „tikkun olam“, das heißt „Heile die Welt“. Es ist wichtig für mich, dass man ein anständiger Mensch ist, dass man sich einsetzt für andere Leute, dass man nicht zuguckt, wenn es Menschen schlechtgeht, dass man versucht, fair zu sein und niemanden betrügt. Das ist mir wichtig, und die Kraft dafür ziehe ich auf jeden Fall aus meiner Jüdischkeit.
„Tikkun olam“: Das führt ja auch zu Ihrem Beruf als Juristin.
Als ich den Beruf ausgesucht habe, war das eine große Motivation. Im Anwaltsalltag geht es allerdings nicht immer darum, die Welt zu retten ... Ich versuche aber auch in meinem Job, nicht der Trickreiche zu sein, sondern der Anständige. Mir ist wichtig, dass ich transparent agiere, dass man sich auf mein Wort verlassen kann.
Ist es für Sie ein Problem, dass zum Beispiel Ihre Schwester nicht religiös lebt?
Nein, überhaupt nicht. Es ist eher so: Sie findet mich in dieser Beziehung ein bisschen doof, wie viele andere auch. Wenn ich über meine Spiritualität rede oder über Religion oder über G‘tt, dann denken die meisten Leute, ich wäre irgendwie bekloppt. Weil Religiosität und Spiritualität oft belächelt werden, als ob es einen Widerspruch gäbe zwischen Religion und naturwissenschaftlichen Fakten.
Also müssen Sie als Jüdin und vor allem als religiöse Jüdin manchmal ein dickes Fell haben?
Die Haltungen, die die AfD hat und die ja viele Menschen mit ihr haben: „Fremdes ist schlecht und macht einem Angst ...“, diese xenophobischen Haltungen, spüre ich schon, aber was ich gleichzeitig spüre, ist, ich bin damit nicht allein. Ich bin nicht allein als Jüdin ausgegrenzt, sondern ich wäre das auch, wenn ich eine dunklere Hautfarbe hätte, wenn ich ein Kopftuch tragen würde: Es gibt so viele, die ausgegrenzt werden von der Mehrheitsgesellschaft.
Aber die Erzählungen, wie schlimm die Juden sind, diese Erzählungen von der jüdischen Weltverschwörung, dass die in Zeiten von Corona wieder so viel Rückhalt bekommen, das belastet mich natürlich. Und dass in den muslimischen Ländern manchmal Bilder gezeigt werden, als wenn wir gar keine Menschen wären, sondern Hörner auf dem Kopf hätten, und auch, dass unter Nazis und Neonazis die Vorstellung herrscht, dass wir Menschen zweiter, dritter oder vierter Klasse sind, die keine Existenzberechtigung haben, das geht nicht spurlos an mir vorüber. Aber nicht nur an mir als Jüdin, sondern vor allem an mir als Mensch. Jede Art von Entmenschlichung belastet mich. Wenn jemand Muslime beschimpft, belastet mich das genauso, als wenn jemand mich beschimpft, denn es ist dieselbe Haltung, die uns davon abhält, gemeinsam Menschen zu sein.
Wobei, ich privat, ich als Mensch, ich sage immer, ich bin nicht beleidbar. Wenn jemand zu Dir sagt, Du bist ein Idiot, dann holst Du tief Luft und fragst Dich: „Bist Du ein Idiot?“ und wenn Du zu dem Schluss kommst, dass Du keiner bist, kannst Du lächelnd sagen, okay ...
Haben Sie auch christliche Freunde?
Die meisten christlichen Freunde, die ich habe, sind nicht religiös. Die sind schon irgendwie in der Kirche, die feiern auch Weihnachten, aber die praktizieren ihre Religion sonst gar nicht. Die muslimischen Freunde, die ich habe, nehmen das noch ein bisschen ernst. Wo jemand herkommt, was jemand glaubt, oder welche sexuelle Orientierung jemand hat, ist mir schnurzpiepegal. Entweder ich mag jemand oder ich mag ihn nicht.
Womit ich Schwierigkeiten habe, ist, wenn jemand nicht bereit ist, seine eigene Haltung und Meinung zu überprüfen. Leute, die borniert sind, dogmatisch und unreflektiert, die sind eher bereit, rassistisch, antisemitisch und homophob zu sein. Anders als Leute, die sich selbstironisch betrachten, und auch mal Verantwortung übernehmen für den Quatsch, den sie machen.
In welche Synagoge gehen Sie?
Im Moment in gar keine, weil einfach alles zu ist. Ist normalen Zeiten in die Synagoge im Baumweg in Frankfurt, eine kleine Synagoge mit einer sehr netten Gemeinschaft, es ist eine traditionell orthodoxe Synagoge, wo die Männer und die Frauen getrennt sind und der Gottesdienst traditionell orthodox durchgeführt wird. Und das finde ich auch ganz wichtig und sehr schön. Da fühle ich mich sehr wohl.
Warum werden Frauen und Männer getrennt? Ist das nicht diskriminierend?
Im Judentum ist von der Haltung her die Frau heiliger als der Mann. Weil wir die Kinder bekommen und auch die Tradition weitergeben: Man ist jüdisch, wenn man eine jüdische Mutter hat.
Ich muss nicht dieselben Aufgaben haben wie der Mann. Der Mann hat andere Aufgaben, das macht mich nicht besser oder schlechter. Es würde für mich nur dann problematisch, wenn ich von etwas abgehalten würde, was ich gern machen will, oder wenn ich als Frau schlecht behandelt würde oder weniger Rechte hätte.
Bei den Katholiken kämpfen viele Frauen derzeit hart darum, das Amt als Priester übernehmen zu dürfen.
Es gibt ganz viele Rabbinerinnen, es gibt das Reformjudentum, es gibt so viele Strömungen ... Wir haben den Vorteil gegenüber der katholischen Kirche, dass wir sehr divers sind. Wir hören nicht auf, jüdisch zu sein, weil wir uns anders entwickeln oder Dinge anders interpretieren.
Spielt das Beten für Sie eine Rolle?
Ja, mit meinen Kindern habe ich immer morgens und abends das Gebet gesungen – in verkürzter Form. Und auch heute nehme ich kein Gebetbuch, sondern singe einfach das Morgen- und das Abendgebet. Und an Schabbat beten wir unsere Gebete. Und es gibt ganz viele Segenssprüche, über Essen, oder wenn man einen Regenbogen sieht, wenn man etwas Leckeres riecht. Ich nehme die, die mir gefallen. Beim Regenbogen zum Beispiel sage ich immer die Bracha (den Segensspruch), in hebräischer Sprache, aber ich kann ein Glas Wasser trinken ohne einen Segensspruch.
Sie engagieren sich auch in der Hospizbewegung?
Ich bin ehrenamtliche Hospizbegleiterin, da habe ich eine lange Ausbildung machen müssen. Vor nunmehr fast neun Jahren ist mein allerbester Freund gestorben, er war am Ende seines Lebens auf der Palliativstation. Und er hatte einen schweren, zehn Stunden langen Todeskampf. Mein Freund war Katholik, und da kamen alle seine katholischen Freunde, und seine nicht-religiösen Freunde und auch der Pastor, und haben sich von ihm verabschiedet, aber die konnten nicht bleiben, die haben es nicht ausgehalten. Weil es auch ganz schwer ist, wenn einer schreit und Schmerzen hat. Ich habe die Verpflichtung gefühlt, ihn nicht allein zu lassen. Die Kraft dafür habe ich aus meiner Religion gezogen. Und ich habe es geschafft, und es hat mich auch nicht belastet. Ich wusste, dass er das jetzt von mir braucht. Dann habe ich mir gedacht, wenn ich das schaffe bei meinem besten Freund, dann schaffe ich das erst recht mit Leuten, die ich gar nicht kenne.
War es eine Stärkung durch das Gebet?
Es ist viel weniger dramatisch, es ging einfach darum, das Richtige zu tun. Das Richtige bei jemandem, der stirbt, ist, ihm die Hand zu halten, bei ihm zu bleiben.
Jetzt wird das große Fest Pessach* gefeiert: Wie viel Arbeit macht die Vorbereitung?
Das ist aufwendig, weil wir chametz-frei sein müssen. Das bedeutet, dass wir alles, was an Mehligem, was mit Hefe gemacht wurde, Nudeln, Reis, nicht essen während der acht Tage. Vorher gibt es den traditionellen Frühjahrsputz, weil man alle Krümel beseitigen soll, die noch rumliegen. Und dann wird acht Tage kreativ gekocht und gebacken. Außer Matze aus Mehl und Wasser gibt es ja nichts an Brot in dieser Zeit, und das ist schon aufwendig.
Was ist an Pessach die größte Freude?
Das ist der Sederabend*, der normalerweise in großer Runde gefeiert wird, man ist entweder eingeladen oder lädt ein, und das ist das Highlight, aber das geht ja jetzt nicht wegen Corona. Wir werden es nur miniklein feiern. Aber wir werden unseren Sederteller machen und es wird trotzdem schön.
Interview: Ruth Lehnen
Glossar:
Was bedeutet...?
Jüdischkeit ... jüdische Identität
G‘tt: Schreibweise, um den Namen Gottes nicht zu entweihen
Schabbat ... Ruhetag, der am Vorabend, Freitagabend, beginnt
Kaschrut ... die jüdischen Speisevorschriften, vor allem die Trennung von milchigen Speisen und Fleisch – der gemeinsame Verzehr von Milch- und Fleischprodukten ist nicht erlaubt; auch die Reinheit der Speisen: „koscher“
Pessach ... Pessach feiert den Auszug Israels aus der Sklaverei Ägyptens. In Erinnerung an diesen Befreiungsakt Gottes wird eine Woche lang ein Fest begangen, dieses Jahr vom 28. März bis 4. April.
Sederabend: Beginn des Pessachfests mit einem Festmahl im Kreis der Familie, das einer bestimmten Ordnung („Seder“) folgt.
Sederteller: Teller, auf dem die am Sederabend vorgeschriebenen Speisen angerichtet werden (nen)
Zur Sache:
„Meet a Jew“ – live und in Farbe
Viele Kacheln auf dem Bildschirm: eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz via Internetdienst Zoom. Rund 30 Personen sind zusammengekommen, um Fragen zu stellen und Antworten zu geben.
„Meet a Jew – triff einfach mal einen Juden!“ Was als Idee vor allem für Schüler begonnen hat, zieht jetzt immer weitere Kreise. Seit kurzem ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Schirmherr der Aktion „Meet a Jew“. Wir Neugierigen treffen uns im Internet mit Meira aus Osnabrück, Lorenz aus Köln, Alexandra aus Darmstadt und Elishewa aus Frankfurt. Es geht munter zu, was nicht nur an Lorenz liegt, der mit einer Fastnachtskapp am Bildschirm sitzt. Gleich erklärt er uns, dass gerade Purim ist, das jüdische Fastnachtsfest. Und er selber ist ein „Kippakopp“, er gehört zum Kölner jüdischen Karnevalsverein gleichen Namens.
Die Fragen gehen bunt durcheinander: Seid Ihr religiös? Wie haltet Ihr’s mit dem koscheren Essen? Wieso habt Ihr einen eigenen jüdischen Kalender? Glaubt Ihr wirklich, dass die Welt erst 5781 Jahre alt ist?
Ich bin ein bisschen baff, wie locker das alles vonstatten geht. Wie viel gelacht wird. „Zwei Juden, drei Meinungen!“ sagen die jüdischen Gesprächs-teilnehmer.
Als ich zur Schule ging und auch später noch, war das Thema Judentum immer mit einer Beklemmung verbunden, mit Scham angesichts der grauenhaften Verbrechen, die Deutsche an Juden begangen hatten, an ihren Nachbarn. Von dieser Beklemmung ist hier nichts zu spüren. Aber das längere Gespräch, das ich später mit Elishewa Patterson-Baysal führen kann, zeigt, dass es auch 2021 noch schwierig ist, in Deutschland als Jüdin zu leben. Sie sei zwar „nicht beleidbar“, meint die Frankfurterin, aber fremdenfeindliche, antisemitische Meinungen, Äußerungen und Taten beeinflussen auch ihr Leben. „Meet a Jew“ soll dazu beitragen, dass Vorurteile und Hass endlich verschwinden. „Meet a jew“ – eine tolle Idee, und eine Einladung, der es sich zu folgen lohnt! (nen)
Hintergrund:
Das Jubiläum: 1700 Jahre Jüdisches Leben
Seit 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden nachweislich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Das Jubiläum wird mit bundesweit rund tausend Veranstaltungen gefeiert. Darunter Konzerte, Ausstellungen, Musik, ein Podcast, Video-Projekte, Theater und Filme …
Ziel des Festjahrs ist es, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen und dem erstarkenden Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.
Spannend ist der Podcast (Audiodateien zum Anhören), bei dem die Schriftstellerin Mirna Funk und die Journalisten Shelly Kupferberg und Miron Tenenberg wöchentlich im Wechsel mit spannenden Gästen über das Thema jüdisches Leben in Deutschland sprechen.
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