Friedensdialog in Osnabrück

Bischof Wilmer: Wir müssen die Stimme erheben

Porträtfoto von Bischof Wilmer, Hildesheim

Foto: Bistum Hildesheim/Chris Gossmann

Bischof Heiner Wilmer sprach beim Friedensdialog in Osnabrück. Angesichts rechter Parolen dürfe nicht geschwiegen werden.

Angesichts eines wachsenden Rechtspopulismus und Rechtsextremismus wurde beim Ökumenischen Friedensdialog in Osnabrück vor den Gefahren für den Frieden und die Gesellschaft in Deutschland und Europa gewarnt, aber auch die Rolle und die Bedeutung der Kirchen bei der Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Kräften betont.

„Eins ist klar: Wir dürfen nicht schweigen, wir müssen die Stimme erheben, wir müssen lauter werden und die Dinge beim Namen nennen“, sagte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Und er fügte hinzu: „Rechtspopulistische Töne widersprechen der christlichen Lehre. Und daher müssen wir aufstehen und eine klare Sprache sprechen, um von Anfang an solche menschenverachtenden Bewegungen abzuwehren.“ 

Eine Position, die die evangelische Kirche teilt. „Wir müssen Haltung zeigen und dürfen uns von rechtsextremen Wahlergebnissen nicht einschüchtern lassen“, so Landesbischof Friedrich Kramer, der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Auch für ihn ist klar: „Als Christ kann man das, was in rechtsextremen Parteien vertreten wird, nicht vertreten.“ 

Rechtsextreme Positionen auch unter Christen

Dass allerdings auch unter Christinnen und Christen rechtspopulistische und rechtsextreme Positionen Zuspruch finden, darauf wies die Publizistin und Juristin Liane Bednarz hin. „Da herrscht das Gefühl, das christliche Abendland geht zu Ende, es muss gerettet werden“, erläuterte sie. Zentrale Themen seien dabei Genderfragen, Homosexualität und die Islamisierung. „Rechte Christen steigern sich da rein, sind der Meinung, dass sie den Glauben gepachtet haben und sie werden daher für den Rechtspopulismus und Rechtsextremismus empfänglich“, sagte sie und sah davon die evangelische wie die katholische Kirche gleichermaßen betroffen. 

Wieder den Dialog miteinander führen und miteinander sprechen, dies hielt Liane Bednarz für wichtig. „Es krankt daran, dass nicht miteinander gesprochen wird. Und bei den Neuen Rechten erzeugt dies alles Elemente einer Endzeitsekte, die gegen den Untergang kämpft“, sagte sie. Doch solche Gespräche bräuchten auch Geduld und bedeuteten eine mühevolle Kleinarbeit. „Wir dürfen aber auch die Augen nicht davor verschließen, dass nicht alles rund läuft in unserem Staat und dass da einiges zu verbessern ist. Denn die Demokratie scheitert nicht an ihren Feinden, sondern sie scheitert daran, wenn sich ihre Freunde nicht mehr für sie einsetzen“, sagte sie und ergänzte: „Eine gute Politik wäre ein gutes Mittel, um die AfD zu bekämpfen.“ 

Orte der Verständigung schaffen

Eine Aufgabe der Kirche könne es sein, hier Menschen aus allen Bereichen zusammenzuführen und Verständigungsorte zu schaffen mit Gesprächen zu strittigen Themen, die von der Kirche moderiert würden, sagte Friedrich Kramer. „Es ist unheimlich wichtig, dass wir ins Gespräch kommen, dass wir mehr miteinander reden. Allerdings, so Bischof Wilmer, müsse dabei auch klargemacht werden, dass menschenverachtende Äußerungen nicht akzeptabel seien. „Die Deutsche Bischofskonferenz hat einmütig betont, dass Christentum und völkisches Denken unvereinbar sind. Der Mensch ist das Ebenbild Gottes. Das heißt, wir alle. Egal, ob Mann, Frau, dunkel, hell, aus dem Norden, aus dem Süden, Kinder, Große, Kranke. Alle verdienen die gleiche Würde. (kb)