Bistum setzt auf Nachhaltigkeit

Image

Am 4.Oktober startet das Bistum eine Nachhaltigkeitsoffensive. In sechs Handlungsfeldern sollen bis Ostern kommenden Jahres Konzepte zu nachhaltigerer Arbeit entwickelt werden. Den Anstoß zu dieser Initiative gab Generalvikar Martin Wilk.


Martin Wilk, Generalvikar.

Warum stoßen Sie gerade jetzt diese Initiative an?

Als Christinnen und Christen sind wir in besonderer Weise der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet. Die Sorge und das Engagement für das gemeinsame Haus, unsere Erde, wie Papst Franziskus es in seiner Enzyklika Laudato si‘ genannt hat, nimmt im Bistum Hildesheim seit vielen Jahren einen breiten Raum ein. Viele Pfarrgemeinden und Einrichtungen in unserem Bistum beschäftigen sich mit Fragen des Klima- und Umweltschutzes und investieren in zukunftsweisende Konzepte und Maßnahmen. Mit der nun beginnenden Initiative sollen die schon vorhandenen Konzepte, Maßnahmen und Ideen gebündelt und verstärkt werden. Gleichzeitig stellen wir uns die Frage, in welchen Handlungsfeldern wir noch besser zusammenarbeiten können, welche Fragen noch nicht ausreichend erörtert wurden.

Welche Zukunftsvision für das Bistum verbinden Sie damit?

Das Bistum Hildesheim ist ein nachhaltiges, schöpfungsbejahendes Bistum. Die Bewahrung der Schöpfung ist uns als gesellschaftlicher Auftrag ins Stammbuch geschrieben worden. Die Zeit für Zukunftsvisionen ist denkbar knapp. Viele Studien weisen darauf hin, dass das Zeitfens­ter zum Handeln immer kleiner wird: Zukunft findet jetzt statt. Bei dieser Dringlichkeit wünsche ich mir, dass die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit nicht als „Add-Ons“ verstanden werden – als Überlegungen und Ideen, die zusätzlich zum laufenden Geschäft bedacht werden müssen. Wir alle müssen uns neu die Frage stellen, wie wir heute die Schwerpunkte unseres Alltags, die Qualität unseres Zusammenlebens so ausrichten, dass wir kommenden Generationen ein selbstbestimmtes Leben, so wie wir es kennen, ermöglichen.  

Werden die fertigen Konzepte dann Auswirkungen auf die Arbeit in den Gemeinden und Einrichtungen des Bistums haben?

Aus den schon seit vielen Jahren bestehendem Engagement der Pfarrgemeinden und Einrichtungen in unserem Bistum im Bereich von Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden viele Erfahrungen und best-practice-Beispiele in das Projekt einfließen. Die nun beginnende Projektphase soll aus der Perspektive von verschiedenen Handlungsfeldern Maßnahmen fokussieren und Konzepte für ein einheitlicheres Vorgehen entwickeln. Im Ergebnis wird diese Projektarbeit für das Zusammenwirken aller kirchlichen Bereiche im Bistum eine wesentliche Rolle spielen. Ich erwarte mir, dass die gewonnenen Erkenntnisse einen wichtigen Beitrag für die Beratungen der Pfarrgemeinden und Einrichtungen bei der Weiterentwicklung von nachhaltigen Umweltschutzkonzepten leisten werden.

Interview: Edmund Deppe
 


Anja Terhorst

Finanzen und Beschaffung

„Das ‚Handlungsfeld Beschaffung und Finanzen‘ ist in verschiedene Bereiche untergliedert. Ziel in der Arbeitsgruppe Finanzen wird zum einen sein, Transparenz und Verständlichkeit zur Vorgehensweise sowie zur Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage für alle Christinnen und Christen im Bistum Hildesheim zu schaffen, die dem Bistum ihre Kirchensteuern dankenswerterweise anvertrauen.

Zum anderen wird die sogenannte Fördermittellandschaft zu den Themen der Nachhaltigkeit in den Blick genommen und wie man Unterstützung bei der Antragsstellung anbieten kann. Eine andere Arbeitsgruppe wird sich um die Einführung des Umweltmanagementsystems EMAS in den Einrichtungen des Bistums kümmern, weitere Arbeitsfelder sind die nachhaltige Beschaffung von Energie (z.B. Strom) und von Gebrauchsgegenständen.“

Anja Terhorst, Leiterin Hauptabteilung Bau und Finanzen im BGV.

 


Dirk Preuß

Mobilität

„Im Bereich Mobilitäten wurde im Bistum 2019 schon eine Klimaschutzinitiative gestartet, in deren Kontext Mitarbeiter*innen  befragt, Fahrtenbücher ausgewertet wurden etc. Dadurch gibt es schon zahlreiche Ideen (Jobticket, Car-Sharing, E-Fahrzeuge u.v.m.) und eine relativ gute Vorstellung davon, wie sich die Mobilität der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klima­freundlicher gestalten lässt.

Die Erkenntnisse sollen nun folgend von einer Klimaschutzmanagerin in einem Konzept umgesetzt werden. Wir wollen aber in diesem Handlungsfeld auch erarbeiten, wie die Wege zum Gottesdienst, zu Veranstaltungen, auf Gruppenreisen umweltfreundlicher hinzubekommen sind und was es hierfür an Förderung und Tipps braucht oder wie Synergien mit anderen Akteuren (Lastenradverleih, Carsharing) genutzt werden können.“

Dirk Preuß, Umweltbeauftragter des Bistums.

 


Jessica Griese

Bildung

„Im Bereich der Bildung wollen wir mit der Nachhaltigkeitsinitiative erreichen, aus unserem gemeinsamen christlichen Schöpfungsauftrag heraus bewusst verantwortlich zu leben und zu handeln.

Angesichts der Gefährdung von Mensch und Natur gilt es, mit allen an Bildungsprozessen Beteiligten ein Verständnis und Bewusstsein für die Notwendigkeit eines individuellen wie gesamtgesellschaftlichen Umdenkens als zentrale Herausforderung unserer Zeit zu entwickeln, aus dem heraus es zu leben und zu handeln gilt.

Ein besonderer Fokus liegt in diesem Handlungsfeld auf der Bildungsarbeit mit Kindergartenkindern, Schülerinnen und Schülern, Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern sowie allen Beteiligten an religiösen Bildungsprozessen im Bistum Hildesheim. Mit Blick auf den gemeinsamen christlichen Schöpfungsauftrag gilt es Sachkompetenz, Urteilskompetenz und Handlungskompetenz zu fördern und zu fordern.“

Jessica Griese, Hauptabteilung Bildung.

 


Roland Baule

Liturgie und Verkündigung

„Getragen wird die Nachhaltigkeitsinitiative des Bistums von unserem Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer dieser Welt. Dieses Bekenntnis wird sich natürlich ganz lebenspraktisch niederschlagen in der Umrüstung auf umweltfreundliche Heiztechnik und CO2-arme Mobilität; es findet seinen Ausdruck aber genauso auch in der Art und Weise, wie wir Gottesdienst feiern und den Sonntag als ersten Tag der Schöpfung heiligen, worüber gepredigt wird oder wie geistliche Angebote angelegt sind. Wenn wir uns zu Gott als dem Schöpfer aller Dinge bekennen, müssen wir im Gebet und beim Gottesdienst seiner Schöpfung mit Achtung begegnen. Dies beginnt beim Einsatz ökologisch und fair hergestellter Materialien im Gottesdienst (Gewänder, Kerzen, Wein), führt über dezidiert schöpfungsspirituelle Angebote (Gebetsformen, Wallfahrten oder Exerzitien in der Natur) bis hin zur Fortbildung der Haupt- und Ehrenamtlichen in den liturgischen Diensten mit schöpfungstheologischem Akzent. Wie dies umgesetzt werden kann, wollen wir im Handlungsfeld ‚Liturgie und Verkündigung‘ entwickeln.“

Roland Baule, Leiter des Fachbereichs Liturgie.
 


Martin Spatz

Kirchliche Immobilien

„Im Bereich der Immobilien hat nachhaltiges Wirtschaften viele Facetten: Es beginnt beim Controlling – wie viel an Energie und CO2 wir eigentlich verbrauchen und zukünftig verbrauchen dürfen, um das 1,5-Grad-Ziel einhalten zu können. Von dort aus werden wir schauen, in welcher Zeit und mit welchen Maßnahmen die Treibhausgasemissionen in unseren Gebäuden möglichst effektiv reduziert werden können. Neben der Umstellung der Wärmeversorgungen auf klima­freundliche Heizungsanlagen spielt die Produktion von Strom über Photovoltaikanlagen ebenso eine Rolle. Wenn, etwa im Rahmen des Immobilienprozesses, Baumaßnahmen stattfinden, gilt es, auf recycelbare Baustoffe zu setzen und die Immobilien resilient für die Auswirkungen des Klimawandels (Hitze und Starkregen) zu machen. Und schließlich werden wir Maßnahmen entwickeln, um die Biodiversität zu fördern. Das beginnt bei insektenfreundlicher Beleuchtung, führt über die Fassadenbegrünung bis hin zur Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen.“

Martin Spatz, Bauabteilung im BGV.

 

 


Christian Heimann

Mitwirkung in Politik und Gesellschaft

„Mit unserem Auftrag für die Bewahrung der Schöpfung stehen wir als Christen nicht allein. Wir sind als Kirche, aber auch als einzelne Christin in die Gesellschaft eingebunden und interagieren mit ihr. In diesem Handlungsfeld wollen wir eine Strategie entwickeln, Strukturen vorbereiten und Positionen benennen, um als Kirche und Bistum angesichts unserer bedrohten Schöpfung Gehör zu finden und uns damit in den gesellschaftlichen Disput einbringen.

Dafür werden wir Räume identifizieren, um uns mit gesellschaftlichen und politischen Partnern zu vernetzen.

Wir wollen dabei zuhören, aber auch gemeinsame Sichtweisen für das Bistum erarbeiten und vertreten, wie es beispielsweise mit der Stellungnahme ,Kirche, Kernenergie, Klimawandel‘ vor einiger Zeit schon gelungen ist.

Mit unseren Positionen möchten wir ein Partner der Politik sein und ihr Standpunkte für anstehende gesellschafts-politische Entscheidungen an die Hand geben.“

Christian Heimann, Vorsitzender des Diözesanrates.