Im Dienst gegen die Einsamkeit
Christian Wulff als Rikscha-Fahrer
Foto: mhd/Schulze
Christian Wulff am Lenker: Der Alt-Bundespräsident erwarb in Celle den Rikscha-Führerschein.
Es ist gar nicht so einfach, eine Rikscha zu fahren, trotz E-Antrieb und scheinbar stabiler Straßenlage. So ein dreirädriges Gefährt kann nämlich auch in Schieflage geraten, vor allem in scharfen Kurven. Doch Michael Acker hat schon viele Ehrenamtliche an die Rikscha herangeführt und verlor auch bei dem prominenten Rikschapiloten Christian Wulff nicht die Ruhe. Unter großer Anteilnahme von Journalisten und Kameraleuten weihte der erfahrene Rikschapilot den ehemaligen Bundespräsidenten in die Geheimnisse von Gangschaltung und Klingel ein, bis der aus Osnabrück stammende Politiker sicher im Sattel saß.
So sicher, dass er in der Seniorenresidenz Beinsen am Französischen Garten Rolf-Dieter Frohme und Margarete Kessel abholen konnte. Gemeinsam ging es dann durch den Park und die Innenstadt von Celle, wo der prominente Fahrer mit seinem Fahrradhelm nur selten erkannt wurde, dafür umso mehr kulinarische Tipps von seinen 86- und 85 Jahre alten Fahrgästen bekam. Die beiden hätten ihm bei der Fahrt vieles über Celle erzählt und die besten Restaurants gezeigt, erzählte der ehemalige Präsident anschließend den Journalisten.
Begleitet wurde dieses Gespann von Michael Acker auf einer weiteren Rikscha, mit Marie-Rose von Boeselager, der Diözesanoberin der Malteser in der Diözese Hildesheim, und Petra Zahn als Leiterin des sozialen Ehrenamtes der Malteser in Celle als Fahrgästen.
Diözesanobere stellte den Kontakt her
Von Boeselager war es auch, die den Kontakt zu Christian Wulff herstellte: Dieser war nämlich Gast beim Benefizkonzert von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Ende 2024 in Hannover. Damals sammelte Steinmeier Geld für die Projekte der Malteser gegen Einsamkeit, zu denen auch die Rikschas zählen. Die Diözesanobere lud Christian Wulff damals nach Celle ein. Lohn des Besuchs ist eine Urkunde, die Wulff bescheinigt, erfolgreich das Fahrtraining für eine Malteser-Rikscha absolviert und sich damit ehrenamtlich engagiert zu haben.
In Celle sind seit 2022 zwei Malteser-Rikschas am Start. Acht Ehrenamtliche waren dort im vergangenen Jahr mit 83 Personen unterwegs. Rikschafahrten bieten die Malteser in der Diözese Hildesheim derzeit an acht Standorten an: neben Celle sind dies Buxtehude (seit 2024), Duderstadt (seit 2023), Göttingen (seit 2022), Hannover und Hildesheim (jeweils seit 2021) sowie Garbsen und Gifhorn (im Aufbau). Insgesamt 16 Rikschas stehen derzeit in Garagen der Malteser in der Diözese Hildesheim, um die sich 73 Ehrenamtliche kümmern. Insgesamt 851 Fahrgäste profitierten im vergangenen Jahr davon.
Zielgruppe sind in erster Linie Seniorinnen und Senioren, in Hildesheim zusätzlich Menschen mit Behinderungen. Dies liegt vornehmlich an der unterschiedlichen Finanzierung der Dienste. Während vier der sechs Rikschastandorte anfangs von Geldern des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend profitierten, wird der Rikschastandort in Hildesheim auch durch die „Aktion Mensch“ unterstützt. Ziel ist, den Seniorinnen und Senioren Abwechslung im Alltag zu schenken und damit etwas gegen die wachsende Einsamkeit vor allem älterer Menschen in Deutschland zu tun, beziehungsweise - wie in Hildesheim - Menschen mit Behinderung die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen. Der Rikschadienst ist spendenfinanziert und Ausflüge sind für die Fahrgäste kostenlos. (mhd)
Rikscha-Fahrten bieten die Malteser an vielen Orten an. Hier können Sie ermitteln, ob das auch für Ihre Region gilt.