Das Fundament ist gesichert

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Für insgesamt rund 1,2 Millionen Euro soll die Kirche St. Sophien in Barmbek saniert und restauriert werden. Im vergangenen Jahr wurde bereits der erste von drei Bauabschnitten beendet.

Innenansicht von St. Sophien
Sollen auch instand gesetzt und restauriert werden: die prächtigen Fenster in der Apsis von St. Sophien. Foto: Matthias Schatz

Der Lack ist ab. Spröde und verwittert ist das Holz der Tür am Eingangsportal der St. Sophien-Kirche in Barmbek. Sogar ein Spalt tut sich darin auf. „Durch den Wind ist die ganze Tür verzogen“, erklärt Andreas Walkusch, Mitglied im Bauausschuss der Gemeinde und in diesem Zusammenhang wohl ebenso bedeutend, auch ehemaliger Hausmeister des Gotteshauses. Praktisch erschiene es stattdessen nun eine metallene Tür einzubauen. Aber der im Jahr 1900 fertig gestellte neo-gotische Bau steht unter Denkmalschutz und deswegen kommt nur eine Res­taurierung infrage. 

Es ist nicht der einzige Schaden, den der Zahn der Zeit in den vergangenen Jahrzehnten an der Kirche hinterlassen hat. Insgesamt seien Instandhaltungs- und Restaurierungsarbeiten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro notwendig, berichtet der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Piotr Krauze. Etwa ein Drittel dafür wurde bereits im vergangenen Jahr aufgewendet für die Abdichtung der Fundamente und die Erneuerung von Wasserrohren an der Nordseite von St. Sophien. Dort wurde zudem Gebüsch entfernt, durch das Feuchtigkeit im Boden gehalten wurde. Außerdem wurden unter der Bauleitung von Christian Wildfang vom Büro „Architektur und Stadtplanung“, dem unter anderem auch Sanierung und Anbau des St. Marien-Doms oblagen, kleine Zugänge von den Seitenschiffen zum Dachstuhl angelegt. 

Geschichtlich und baulich bedeutend

Vom Denkmalschutzamt, das 2003 noch 145 000 Euro zur Restaurierung des Kirchturms beisteuerte, floss nach Angaben der Kulturbehörde diesmal kein Geld. Die Finanzierung erfolgt daher durch Erzbistum und Gemeinde. Geplant, aber noch nicht vergeben, sind zwei weitere Bauabschnitte, die mit ähnlich hohen Kosten verbunden sind. In diesem und im kommenden Jahr sollen die Seitenschifffenster samt künstlerischer Verglasung überarbeitet werden. Vor allem müssen sie gereinigt und ihre Verkittungen sowie Verbleiungen überarbeitet werden. Zudem sind wohl einige Scheiben auszustauschen oder zu restaurieren. Und dann eben steht noch die Restaurierung der Eingangstür an. Den dritten Bauabschnitt sieht der Bauausschuss für 2022 und 2023 vor. Dann sollen der Innenraum gestrichen und ausgebessert sowie die Technik erneuert werden.

St. Sophien ist aus baulicher und geschichtlicher Perspektive eine der interessantesten katholischen Kirchen Hamburgs. Barmbek war bis gegen Endes 19. Jahrhunderts noch kein Stadtteil, sondern nur ein Vor­ort Hamburgs. Dort siedelten sich vor allem Arbeiter an, die aus vielen Teilen des damaligen Deutschen Reichs kamen, darunter auch Polen. Dadurch nahm auch die Zahl der Katholiken in Barmbek zu und das Bedürfnis, eine eigene Kirche zu haben. 

Möglich machte dies Wilhelm Anton Riedemann. Der Reeder hatte den ersten Tankdampfer der Welt bauen lassen und unter Beteiligung von Standard Oil, dem Unternehmen des US-Amerikaners John D. Rockefeller, die später in Esso umbenannte Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft gegründet. Riedemann finanzierte sowohl den Bau der Backsteinkirche als auch deren Ausstattung. Die Kirche ist offiziell der heiligen Sophia gewidmet. Ihr Name rührt aber von Riedemanns Frau und möglicherweise seiner Tochter her: Beide hießen mit Vornamen Sophia. 

Der dreischiffige Backsteinbau entstand nach Plänen des münsterschen Architekten Heinrich Beumer. Er orientierte sich an westfälischen Hallenkirchen des 13. Jahrhunderts. Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Sophien stark beschädigt, bis 1951 weitgehend originalgetreu aufgebaut. Unter anderem wurde aber auf den Turmhelm verzichtet, was dem Bau einen Hauch von englischer Gotik verleiht.

Text u. Foto: Matthias Schatz