Teil 34 unserer Gebetsserie: Totengebet

Das Gebet am Totenbett

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Opa ist tot. Die Familie versammelt sich am Sterbebett. Was tun? Was sagen? Oder: Ein Verstorbener möchte ohne die Kirche beerdigt werden, aber Angehörige wollen für ihn beten. Wie? Ein Totengebet kann helfen.

Die Figur eines Engels steht auf einem Nachtkästchen.
Wenn ein lieber Mensch gestorben ist, kann ein Gebet mit der Familie helfen, die Trauer in Worte zu fassen.

Von Ulrich Waschki 

Friedrich Schade war schon vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten. „Er glaubte wohl an Gott, aber mit der Institution Kirche hatte er Probleme“, sagt seine Frau Inge. Als er starb, war der Familie sofort klar, dass eine kirchliche Beerdigung nicht infrage kam. Obwohl er sich nie negativ geäußert hatte, wenn andere aus der Familie zur Messe gingen, an hohen Feiertagen sogar manchmal mitkam, hätte die Familie das als falsch empfunden, als Vereinnahmung. Und dennoch: Vor allem seine Frau suchte eine Gelegenheit, ihre Trauer und ihren Schmerz, aber auch ihre Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre auszudrücken. Und die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist.

Ein Familiengebet in der Abschiedshalle

Tochter und Schwiegersohn schlugen vor, als Familie am aufgebahrten Leichnam in der Abschiedshalle des Bestattungsinstituts ein Totengebet zu halten. Sie griffen zum Gotteslob: Unter Nummer 28 findet sich dort ein „Hausgebet für Verstorbene“. Es kann entweder genau so gebetet werden, wie es im Gotteslob vorgesehen ist. Leicht lassen sich auch Elemente ergänzen oder austauschen. In der Hausandacht selbst sind Hinweise auf ergänzende Gebete abgedruckt. 

Wichtig ist, dass sich jemand bereiterklärt, die Rolle des Vorbeters zu übernehmen. Da in den meisten Familien ein solches gemeinsames Gebet eher ungewohnt ist, kostet das ein bisschen Überwindung. Doch gerade, wenn sich Familien mit sehr unterschiedlicher kirchlicher Praxis am Bett oder Sarg eines Verstorbenen versammeln, hilft es, wenn ein geübter Beter durch die kleine Hausandacht führt. 

Dafür muss man aber kein besonderes Wissen haben. Die meisten mehr oder weniger regelmäßigen Kirchgänger dürften anhand der Vorlage aus dem Gotteslob durch das kurze Totengebet führen können. Wer sich etwas mehr zutraut, schaut sich vorher die Texte und Veränderungsvorschläge an und kann die kurze Gebetszeit ergänzen.

Nach dem Kreuzzeichen zu Beginn sieht das Gotteslob ein kurzes Gebet vor, dann folgt ein Schriftwort – hier kann man sich auf einen der drei Verse beschränken, die im Gotteslob vorgeschlagen werden, oder die ganze Bibelstelle vortragen oder einen eigenen Text wählen. 

Bei Friedrich Schade betete die Familie statt einer der im Gotteslob vorgesehenen Schriftverse den Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“. Dieser Psalm drückte für die Familie besonders gut die Hoffnung und Zuversicht auf den ewigen Frieden bei Gott aus. Nach einer kurzen Erklärung zu Beginn klappte das Beten sogar im Wechsel – der Vorbeter und andere Familienmitglieder wechselten sich jeweils nach einem Vers ab. Weitere Vorschläge für geeignete Schriftlesungen und Psalmen finden sich unter Nummer 608 im Gotteslob.

Danach folgen das Kyrie, das Vaterunser und ein Fürbittgebet. Das „Gegrüßet seist du, Maria“ eignet sich nicht immer – etwa wenn der Verstorbene evangelisch war oder das Gebet nicht zum Verstorbenen und zur Gebetsgemeinschaft passt. Den Abschluss bildet ein Segensgebet. Findet das Gebet unmittelbar nach Eintritt des Todes statt, schlägt das Gotteslob ebenfalls unter Nummer 608 zwei weitere Gebete vor, von denen man eins direkt anschließen kann. 

Das Gebet fasst Trauer und Hoffnung in Worte

Für die Familie von Friedrich Schade war das Totengebet am Sarg des Verstorbenen ein guter Weg, um im Glauben Abschied zu nehmen und für den Toten zu beten. Die Beerdigung selbst übernahm dann eine freie Trauerrednerin. So hatte die Familie einen guten Weg gefunden, die Entscheidung des Verstorbenen, aber auch die eigenen religiösen Empfindungen ernst zu nehmen. 

Doch es muss gar kein so komplizierter Fall sein: Ein solches einfaches Totengebet am Bett eines Verstorbenen ist auch ein gutes Ritual, wenn ein paar Tage später ein kirchliches Begräbnis folgt. Es hilft, in einem Moment, in dem alle Worte fehlen, als Familie oder Freundeskreis von einem lieben Verstorbenen Abschied zu nehmen und die eigene Trauer und Dankbarkeit doch in Worte zu fassen und vor Gott zu bringen. 

Vorlagen an Gebeten für das Totengebet finden Sie hier: 

- Im Gotteslob, Nummer 28 

- www.bistum-osnabrueck.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/abschied_von_verstorbenen_web.pdf

- www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/liturgieboerse/artikel/sterbegebete-vor-und-nach-dem-eintritt-des-todes