Anfrage

Das Tuch auf dem Gesicht beim Tod des Papstes

Image
anfrage

Bei der Beisetzung von Papst em. Benedikt XVI. wurde diesem vor Schließen des Sarges ein weißes Tuch über das Gesicht gelegt. Welche Bedeutung hat das? 

Es ist eine alte Tradition innerhalb des Beisetzungsrituals, dem päpstlichen Sarg das „Rogitum“, die offizielle lateinische Urkunde mit einer kurzen Bilanz des Pontifikats und des Lebens des Verstorbenen, in einem kleinen Metallbehälter beizugeben. Das ist auch bei Benedikt XVI. geschehen.

Bevor der Sarg dann geschlossen wurde, bekam er, wie Sie richtig beobachtet haben, ein weißes Tuch auf das Gesicht gelegt. Dieser Ritus ist keine jahrhundertealte Tradition, sondern wurde erst von Papst Johannes Paul II. eingeführt. Er hatte sich diesen Akt gewünscht und er wurde zum ersten Mal für seine Beisetzung am 8. April 2005 durchgeführt.

Mit dem Tuch, mit dem Jesu Gesicht beim Begräbnis bedeckt wurde, hat es eher nichts zu tun. Vielmehr muss es wohl als Geste der Demut des höchsten Kirchenmannes vor Gott, seinem Schöpfer, gedeutet werden, wenn er diesem gegenübertritt und Gottes Schönheit schauen wird.

Die Formel, die den damals neuen Ritus des „Ablegens eines weißen Schleiers über das Antlitz des verstorbenen Papstes“ begleitete, lässt das erahnen. Sie lautet: „Allmächtiger Gott, Herr über Leben und Tod, wir glauben, dass das Leben des Heiligen Vaters Johannes Paul II. nun in dir verborgen ist. Sein Antlitz betrachtet deine Schönheit.“ So verlas es Monsignore Piero Marini, der damalige päpstliche Zeremonienmeister, während einer Pressekonferenz zur Sedisvakanz. Das Gebet war in dem damals neuen Band „Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“ enthalten.

Bei der Beisetzung des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. am 5. Januar dieses Jahres wurde dieser Ritus nun wiederholt. Er ging also nun zum zweiten Mal dem Ritus der vorläufigen Schließung des ersten Sarges (des Holzsarges) von insgesamt drei Särgen voraus, in den der Leichnam des Verstorbenen gelegt wurde. 

Ob sich der amtierende Papst Franziskus als dritter in diesen Akt einreihen wird? Das bleibt abzuwarten. 

Von Michael Maldacker