Rückblick

Das war 2022 im Bistum

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Licht und Schatten gab es 2022 für das Bistum Hildesheim. Es war kein einfaches Jahr für die Diözese. KiZ-Chefredakteur Matthias Bode blickt aus seiner Sicht zurück.


 


Ausgelassene Stimmung auf dem Domhof:
Die Musikerin Lotte begeistert 1200 meist jugendliche Zuhörer.

Beunruhigende Zahlen
Über 10 000 Kirchenaustritte, mehr als jemals zuvor. Diese Zahlen veröffentlicht das Bistum im Juni. Bischof Heiner Wilmer spricht von einer „beunruhigenden und he­rausfordernden Situation“. Durch unzählige Missbrauchsfälle habe die Glaubwürdigkeit der Kirche „massiv gelitten“.

Auch die übrigen Kennziffern für das kirchliche Leben im Bistum geben Anlass zur Sorge: Die Zahl der Gottesdienstbesucher liegt mit 15 291 nochmals niedriger als im ersten Corona-Jahr (23 241). Es gibt zwar etwas mehr Taufen und Firmungen, aber der vom Bischof erhoffte Nachholeffekt bei den Sakramentenspendungen bleibt – wohl auch angesichts andauernder Pandemie – aus.

Alle Werte beziehen sich auf das Jahr 2021, die Zahlen für 2022 werden erst im Sommer 2023 veröffentlicht. Doch es ist kaum damit zu rechnen, dass sich der Trend im gerade zu Ende gegangenen Jahr umgekehrt hat: Über Monate gelten in vielen Kirchen noch die Maskenpflicht oder andere Beschränkungen, dann werden die Gotteshäuser aufgrund der Energiekrise und einer entsprechenden Empfehlung des Bistums nicht oder nur spärlich beheizt. Und die Missbrauchsdebatte beschäftigt das Bistum auch 2022. Da bleiben selbst treue Katholiken weg.

Stockende Reformen
Zu Beginn des Synodalen Weges, des Reformprozesses der deutschen Kirche, waren die Erwartungen groß. Der Laatzener Winfried Quecke, ein Vertreter aus dem Bistum Hildesheim beim Synodalen Weg, formulierte es 2020 in der KiZ so: „In vielen Bereichen herrscht zwischen der Lehre der Kirche und der tatsächlichen Lebenswirklichkeit der Menschen eine riesige Kluft.“ Seine Forderungen: Priester sollen heiraten dürfen, Frauen zu Priesterinnen geweiht werden, gelebte Homosexualität nicht mehr als Sünde angesehen, Lustempfinden endlich als positiver Wert der Sexualität anerkannt und klerikale Macht geteilt und kontrolliert werden.
Dass diese Positionen in Rom nicht unbedingt auf Zuspruch treffen, war Quecke klar. Und genau so kommt es. Beim Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom im November dieses Jahres werden den Reformbemühungen der deutschen Kirche deutliche Grenzen gesetzt, selbst eine Unterbrechung des Prozesses wird befürchtet. Dazu kommt es allerdings nicht.

Bischof Heiner Wilmer, selbst mehrere Jahre als Generaloberer der Herz-Jesu-Priester in Rom, ist die Spannung zwischen den deutschen Reformwünschen und den vatikanischen Positionen schon früh bewusst. Anfang des Jahres warnt er vor einem deutschen Alleingang. „Wir haben einen universalen Anspruch und müssen auf jeden Fall vermeiden, dass es ein Pingpong-Spiel gibt zwischen dem Vatikan und den Katholikinnen und Katholiken in Deutschland. Das wäre fatal“, sagt er. Notwendig sei ein internationaler Dialog über die Reformvorschläge.

Der Synodale Weg wird weitergehen, auch mit Vertretern aus dem Bistum Hildesheim. Doch bei vielen Teilnehmern wie Beobachtern herrscht inzwischen Ernüchterung, bei manchen wohl auch Resignation. Vielleicht wäre es klüger gewesen, von Anfang an die Möglichkeiten und Grenzen klarer zu benennen.

Solide Finanzen
Hohe Kirchenaustritte, seit Jahrzehnten weit weniger Taufen als Sterbefälle. Die Zahl der Gläubigen im Bistum Hildesheim schrumpft. Da mutet es eigenartig an, dass sich die Finanzen des Bistums 2022 weiter positiv entwickeln. Mit einem Überschuss von knapp 11 Millionen Euro hatte man geplant, jetzt werden es vermutlich um die 20 Millionen. Allein die Kirchensteuer liegt 6 Millionen Euro höher als ursprünglich angenommen. Die Gründe dafür sind vielfältig: deutliche Lohnsteigerungen, die „kalte Progression“ bei der Einkommenssteuer und die Tatsache, dass unter den Ausgetretenen viele sind, die bislang keine oder nur wenig Kirchensteuer bezahlt haben.

Die Überschüsse dienen der Risikoabsicherung, fließen in diesem Jahr aber auch zu einem Großteil in die „Rücklage für Investition und Entwicklung“. Dieser Fonds wurde 2021 aufgelegt und steht für Innovationen und neue Projekte im Bistum zur Verfügung. Mit voraussichtlich 14 Millionen Euro ist er in der Bilanz des Bistums mit über 500 Millionen Euro ein vergleichsweise kleiner Posten, aber ein Anfang für Investitionen für die Zukunft ist gemacht.

Holpriger Start
2020 verkündet das Bistum die Schließung von drei Bildungshäusern, Anfang 2022 soll die neue Akademie des Bistums in Hannover ihre Arbeit aufnehmen und die Bildungsarbeit „zukunftsfest“ machen. Doch der Start verläuft holprig.
 


Betroffene gedenken im Hildesheimer Dom der Opfer von
sexualisierter Gewalt. Vielen von ihnen fällt der Weg
in die Kirche schwer, andere wollen oder können
den Dom nicht betreten und postieren sich draußen.

Das fängt mit der Raumfrage an. Die erste Idee, die Akademie in der hannoverschen Gerberstraße unterzubringen, wo auch das katholische Forschungsinstitut für Philosophie angesiedelt ist, scheitert. Daraufhin kommt das Areal um die hannoversche Hauptkirche St. Clemens in den Blick. Doch die bisherigen Nutzer des Edith-Stein-Hauses müssen zunächst ausziehen, dann das Haus umgebaut werden. Derzeit arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in angemieteten Büros in der Calenberger Neustadt – nicht ideal für einen Neustart.

Das Programm beginnt (abgesehen von der Beteiligung an einer Tagung in Frankfurt) erst im Mai und im Laufe des Jahres kommen keine zwanzig Veranstaltungen zusammen. Unglücklicherweise muss eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde krankheitsbedingt abgesagt werden.

Die beim Abschied aus Goslar verkündeten Pläne, von Hannover aus Seminare und Tagungen an vielen Orten des Bistums anzubieten, warten auf ihre Umsetzung. Auch das Vorhaben, stärker onlinebasiert zu arbeiten, wird im ers­ten Jahr nicht verwirklicht. Nicht umgesetzt ist bis jetzt die Absicht, Veranstaltungsformate des Katholischen Forums Niedersachsens (KFN) durch die Akademie weiterzuführen. Das KFN hatte sich mit viel beachteten Angeboten an Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Rechtspflege  und Verwaltung gewandt. Im Zuge der Neuordnung der Bildungsarbeit wurde es Anfang 2022 aufgegeben.

Zum Ende des Jahres dann ein Paukenschlag: Die Akademie-Direktorin verlässt das Haus zum Februar 2023, um „eine neue berufliche Herausforderung“ zu ergreifen, wie es in einer Mitteilung des Bistums heißt. Der Generalvikar lobt die Arbeit der scheidenden Direktorin, die zufrieden auf ihre Zeit als Akademie-Chefin zurück blickt.

Dauerthema Missbrauch
Das Thema Missbrauch steht schon seit Jahren auf der Tagesordnung und auch 2022 beschäftigte es weiterhin in vielen Facetten das Bistum.

Im Frühjahr fordert die Betroffeneninitiative im Bistum Hildesheim den Rücktritt von Weihbischof Heinz-Günter Bongartz. Einer der Vorwürfe: Er soll nach dem Eingang von Hinweisen auf Missbrauchstaten untätig geblieben sein und Fälle falsch bewertet haben. Generalvikar Martin Wilk erklärt, dass weder der Bischof noch er einen solchen Schritt als angemessen sehen. Bongartz bleibt im Amt. Monate später kommt es zur Begegnung zwischen dem Weihbischof und den Betroffenen. Die Differenzen können dabei nicht ausgeräumt werden. In einem Gutachten, das zur Rücktrittsforderung geführt hatte, sieht sich Bongartz falsch dargestellt. Die entsprechenden Stellen in der Studie sollen nun geprüft werden.

Die Pfarrei St. Petrus in Wolfenbüttel fordert von Bischof Wilmer, das Grab von Bischof Heinrich Maria Janssen aus der Krypta des Domes zu entfernen. Janssen hatte in seiner Amtszeit sexuellen Missbrauch wissentlich geduldet und wird auch selbst solcher sexueller Gewalt beschuldigt – was allerdings nicht zu beweisen ist. Wilmer entscheidet in Abstimmung mit dem Domkapitel: Janssens sterbliche Überreste bleiben im Dom.

Als Konsequenz aus den Vorwürfen gegen den früheren Hildesheimer Oberhirten beschließen mehrere Städte die Umbenennung ihrer nach Heinrich Maria Janssen benannten Straßen. In Kevelaer, Duderstadt und Hildesheim gibt es Ende 2022 keine Bischof-Janssen-Straßen mehr.

Das Vorhaben war lange ge­plant, kurz vor Jahresende wird es umgesetzt: Die Bistümer Hamburg, Osnabrück und Hildesheim in­stallieren sowohl einen gemeinsamen Betroffenenrat als auch eine gemeinsame Aufarbeitungskommission für den Missbrauch durch Geistliche. Neben der Aufklärung von Straftaten geht es auch um die Frage, welche Strukturen Missbrauch begünstigt haben und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind.

Im Hildesheimer Dom findet im November eine bewegende Gedenkfeier für Betroffene von sexualisierter Gewalt statt. Einer der Betroffenen, Norbert Thewes, lobt die Zusammenarbeit mit dem Bistum. „Wir stehen hier im Dom auf einer Stufe, auf Augenhöhe“, sagt er. Er findet aber auch kritische Worte: Noch immer würde von „Beziehung“ gesprochen, wenn es um sexualisierte Gewalt gehe. Eine Frau, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sei, sei vom Bistum zunächst stark unterstützt worden. Heute stehe sie aber praktisch vor dem Nichts, ohne dass ihr geholfen werde, berichtet Thewes.

Im Nachbarbistum Osnabrück kommt im September eine Studie zu dem Schluss, dass Bischof Franz-Josef Bode im Umgang mit sexualisierter Gewalt Fehler gemacht hat. Der Bischof räumt Versäumnisse ein, lehnt aber einen Rücktritt ab. Im Bistum Hildesheim steht eine entsprechende Studie für die Zeit nach Bischof Janssen (1983 bis heute) noch aus. Bischof Wilmer hatte Mitte 2021 angekündigt, eine solche Untersuchung in Auftrag zu geben, was noch in Vorbereitung ist.

Eine gute Nachricht: Neue Missbrauchsfälle durch Geistliche werden im letzten Jahr im Bistum Hildesheim nicht bekannt.

Auf Godehards Spuren
Am 5. Mai eröffnet Bischof Heiner Wilmer im Hildesheimer Dom das Godehardjahr – im Gedenken an die Bischofsweihe des heiligen Godehard vor 1000 Jahren. Wilmer sagt, das Jahr solle zu einer „grundlegenden inneren Erneuerung des Bistums“ genutzt werden. Zu diesem Zweck kündigt er unter anderem die Gründung von „Schulen des Glaubens und des Gebetes“ an. Zeitgleich finden Eröffnungsgottesdienste in zwei weiteren Hildesheimer Kirchen statt, wenige Tage später außerdem in Göttingen, Braunschweig, Hannover, Bremerhaven-Lehe und Amelinghausen. Die Idee dahinter: Das Godehardjahr in die Fläche zu tragen.
 

Das scheint nötig, weil sich viele Aktivitäten auf die Bischofsstadt konzentrierten: ein Treffen von Ordensleuten, mehrere Fachtagungen, eine großartige Ausstellung zum Islam in Europa zur Zeit Godehards. In die Fläche kommen vor allem die Solidaritätstafeln, die an den Einsatz des heiligen Mannes für die Armen erinnern sollen. 30 Veranstaltungen dieser Art sollte es im Bistum geben, bis Jahresende sind es gut die Hälfte. Mal sind es größere Gemeinde-Frühstücke, andernorts sitzen tatsächlich Menschen unterschiedlicher sozialer und nationaler Herkunft an einer langen Tafel und kommen ins Gespräch. In Hannover und Bremerhaven gelingt es den Veranstaltern sogar, die Lokalpolitik in die Solidaritätstafeln einzubinden.

Eine zentrale Veranstaltung des Godehardjahres soll eine große Fußwallfahrt von Niederaltaich – wo Godehard Abt gewesen war – nach Hildesheim werden. Zuerst ist von Tausenden die Rede, die sich auf den Weg machen, später von Hunderten, die die Strecke in Etappen laufen sollen. Doch daraus wird nichts. Am Ende sind es gerade drei Dutzend Pilger, darunter Bischof Wilmer, die kürzere Strecken wandern und längere mit dem Bus zurücklegen. Immerhin: Wochen zuvor bewältigt eine Gruppe von Radpilgern den kompletten Weg erfolgreich – wie schon beim Bistumsjubiläum war die KirchenZeitung an der Organisation dieser Tour beteiligt.

Das Thema Pilgern bleibt allerdings auch ohne die große Pilgerwanderung auf der Agenda: Schüler des Mariano-Josephinums pilgern von Regensburg nach Nürnberg, einem Teilstück auf dem Weg nach Hildesheim. Tagespilger sind auf dem Jakobsweg zwischen Göttingen und Hildesheim unterwegs. Beim „Feierabendpilgern“ laufen Gruppen unter der Woche auf dem Braunschweiger Jakobsweg. Ein Frauenpilgerweg führt durch Hannover-Linden. Jugendliche pilgern vom Wohldenberg nach Hildesheim, die Bundespolizei aus Hannover und Gemeindereferentinnen machen sich auf den Weg. Zum abschließenden Pilgerfest auf dem Domhof wandern Gruppen aus der Hildesheimer Umgebung. Ebenso nehmen Motorradwallfahrer an der Abschlussfeier teil.

Größtes Event unter dem Label „Godehard“ ist ein Pop-Konzert mit der Sängerin Lotte auf dem Domhof mit rund 1200 Teilnehmern. Stark besucht wird es vor allem von den Schülerinnen und Schülern des neuen Mariano-Josephinums, die die Vereinigung ihrer beiden Gymnasien Marienschule und Josephinum feiern.

Im Konzept des Godehardjahres wird einem Abschluss-Event im hannoverschen Congress Centrum eine „entscheidende Rolle“ zugedacht. Die Veranstaltung solle ein „Katalysator“ sein, der „vielen Christinnen und Christen ermöglicht, den eingeschlagenen Weg des Bistums mit Begeisterung weiterzugehen“, heißt es. Ausgerechnet diese Veranstaltung wird abgesagt. Stattdessen ist nun ein buntes Fest auf dem Domhof geplant – und die Welturaufführung eines Godehard-Oratoriums.
Ob das Jahr nachwirkt und wie beabsichtigt neue Impulse für das Bistum bringt? Man wird sehen – und noch ist es nicht vorbei.

Solidarität
Am 24. Februar erschüttert der russische Angriff auf die Ukraine die Welt. Hunderttausende Flüchtlinge verlassen ihre Heimat, machen sich auf den Weg in den Wes­ten. Schon am Tag nach der Invasion setzt Bischof Heiner Wilmer ein Zeichen und feiert einen Gottesdienst für den Frieden in der ukrainischen Gemeinde St. Wolodymyr in Hannover und verurteilt den russischen Überfall. Eine Welle der Hilfsbereitschaft im Bistum setzt ein. In Pfarrgemeinden werden Decken, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Bekleidung und haltbare Lebensmittel gesammelt und in die Ukraine gebracht oder in Flüchtlingslager an der ukrainisch-polnischen Grenze. Auch der Kolpingdiözesanverband organisiert Hilfs­transporte zum Partnerverband Kolping-Ukraine.

Dann kommen sehr schnell die ersten Flüchtlinge im Bistum an. Anfangs sind es Privatleute, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Nach und nach werden auch leerstehende Pfarrhäuser und die ehemalige Bildungsstätte St. Martin in Germershausen für Flüchtlinge geöffnet. In etlichen Gemeinden bilden sich Helferkreise, die Flüchtlinge vor Ort betreuen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Am Domhof in Hildesheim zieht eine Gruppe geistig behinderter junger Menschen aus der Ukraine ein. Und nicht zu vergessen: In vielen Gemeinden wird seit dem russischen Angriff regelmäßig zu Friedensgebeten eingeladen – oft in ökumenischer Verbundenheit.

Juristische Probleme
Im Mai bekommen die freiberuflichen Beraterinnen und Berater der katholischen Ehe-Familien- und Lebensberatung (EFL) Post vom Bistum: Eine Beauftragung sei aus juristischen Gründen nur noch bis Ende September möglich, alle dann noch vorhandenen Fälle müssten bis März 2023 abgearbeitet sein. Was genau die juristischen Probleme sind, steht nicht in dem Schreiben, aber es geht wohl um gesetzlich geregelte Schweige- und Aussagepflichten der Berater. Die Aufkündigung der Zusammenarbeit hat Folgen: An vielen Orten, an denen die EFL bislang tätig war, kann sie das künftig nicht mehr sein. Die Reaktionen sind vielfach Kritik und Unverständnis, denn die Beratung ist eines der wenigen Angebote des Bistums, für das es Wartelisten gibt. Die EFL muss sich nun neu aufstellen. Wie das aussehen soll, darüber gibt es bis zum Jahresende vom Bistum keine Mitteilung.

Abschied nach drei Jahren
Anfang Dezember teilt der hannoversche Propst und Regionaldechant Christian Wirz mit, dass er nach gut drei Jahren die Landeshauptstadt verlassen wird und künftig wieder in der Seelsorge einer Pfarrgemeinde tätig sein will. Das war in den letzten Jahren kaum möglich, zumal Wirz neben seiner Leitungsaufgabe in Hannover auch noch Offizial und damit oberster Kirchenrichter des Bistums war. Diese Aufgabe wird er auch künftig beibehalten. Nun braucht die Region Hannover, in der ein Viertel der Katholiken des Bistums lebt, einen neuen Propst. Angesichts der dünnen Personaldecke dürfte die Neubesetzung nicht einfach werden. Mitreden darf dabei übrigens der Dekanats­pastoralrat.

Stopp für Treibhausgase
Das Bistum Hildesheim möchte bis zum Jahr 2035 treibhausgasneutral werden. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß in allen Pfarrgemeinden und kirchlichen Einrichtungen der Diözese bilanziell auf Null zu senken. Dieses Vorhaben wird im Dezember verkündet, ab dem ersten Quartal 2023 soll die Umsetzung beginnen.


Grund zur Freude: Als erstes deutsches Bistum erhält
die Diözese Hildesheim die Auszeichnung
„Fahradfreundlicher Arbeitgeber“.


Bereits jetzt zeigt sich das Bistum in anderer Hinsicht vorbildlich: Als erste deutsche Diözese wird sie als fahrradfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) überreicht das begehrte Siegel im Generalvikariat.

Verändertes Arbeitsrecht
Die neue Grundordnung des kirchlichen Dienstes tritt erst mit Beginn des Jahres 2023 in Kraft, doch ihre Geschichte beginnt schon im Fe­bruar 2022. Damals outen sich in einer Fernsehsendung kirchliche Mitarbeiter als lesbisch, schwul, nichtbinär oder transsexuell und fordern von der Kirche eine größere Offenheit für alternative sexuelle Orientierungen.

Martin Wilk gehört mit einer Gruppe deutscher Generalvikare zu den ersten, die den kirchlichen Mitarbeitern versichern, dass ihre sexuelle Ausrichtung nicht zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen führt. Die Diskussion um das Thema endet schließlich in einer neuen Grundordnung, die das Verhältnis von Dienstnehmer und Dienstgeber regelt. Sie sieht vor, dass der Kernbereich privater Lebensgestaltung keinen rechtlichen Bewertungen unterliegt und sich dem Zugriff des Dienstgebers entzieht. Diese rechtlich unantast­bare Zone erfasst insbesondere das Beziehungsleben und die Intimsphäre. Wilk sagt: „Niemand darf aufgrund seiner sexuellen Identität diskriminiert werden. Dass Menschen im Dienst unserer Kirche aus Sorge um ihren Arbeitsplatz zu einem Versteckspiel aufgrund ihrer privaten Lebensgestaltung gezwungen werden, ist unhaltbar.“

Neue Räte
Im Oktober nimmt der Diözesanpastoralrat im Bistum Hildesheim seine Arbeit auf. Das neue Gremium umfasst 24 Mitglieder und soll mehr Teilhabe der Laien an wichtigen Entscheidungen für die Seelsorge ermöglichen. Verbunden mit der Einführung des Diözesanpas­toralrats ist die Auflösung des bisherigen Bischöflichen Rates.
Im November finden im Bistum Wahlen zu den Pfarrgemeinde- und Pastoralräten und den Kirchenvorständen statt. Von den 119 Gemeinden im Bistum verschieben 28 die Wahlen aus unterschiedlichen Gründen ins Jahr 2023. Die Wahlbeteiligung korrespondiert fast überall mit der Zahl der Kirchenbesucher.