Glauben in der Corona-Pandemie
Debatte über "Geistermessen"
Sind die sogenannten "Geistermessen" in den wegen der Corona-Pandemie geschlossenen Kirchen der richtige Weg?
In die Debatte über Messfeiern, die Priester wegen der Corona-Krise allein abhalten, hat sich jetzt ein weiterer Theologe eingeschaltet. Zuvor hatten die Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards (Bonn), Benedikt Kranemann (Erfurt) und Stephan Winter (Osnabrück/Münster) in einem Gastbeitrag auf dem Portal katholisch.de geschrieben, diese "Geistermessen" entsprächen nicht dem heutigen Verständnis von Liturgie.
Auffällig sei die Aversion der Autoren gegen Messfeiern, die Priester für andere angesichts der Corona-Pandemie feierten, schreibt nun der Freiburger Theologe Helmut Hoping ebenfalls auf katholisch.de. "Am Ende läuft ihr Vorschlag darauf hinaus, alle Messfeiern einzustellen und sich als Volk Gottes im Gebet und Hören auf Gottes Wort miteinander zu verbinden." Hoping kritisierte: "Für eine Kirche, die ihr Lebenszentrum in der Feier der Eucharistie besitzt, ist dies ein zutiefst irritierender Vorschlag, da er an der Identität der katholischen Kirche rührt."
Er stimme den anderen drei Theologen zu, wenn sie dazu aufriefen, angesichts der Corona-Pandemie "spirituelle Potenziale in den Familien und sozialen Netzwerken zu wecken und zu fördern" sowie digitale Medien kreativ einzusetzen. Neu sei das das Phänomen einer "Digital Church" aber nicht. Gläubige, die nicht physisch an einem Gottesdienst teilnehmen könnten, könnten schon länger das Internet oder Fernsehgottesdienste nutzen.
Digitale Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft
"Die Möglichkeiten für eine weltumspannende 'Ecclesia orans' sind hier sicherlich noch nicht ausgeschöpft, mag die Feier der Eucharistie - das Sakrament leiblicher Präsenz schlechthin - in der 'Digital Church' auch an ihre Grenzen stoßen", so Hoping. Die Corona-Pandemie verlange unkonventionelle Lösungen.
Zwar wäre es wünschenswert, neben Messfeiern auch Formen des Wortgottesdienstes medial zu übertragen. "Wort-Gottes-Feiern im jetzigen Ausnahmezustand gegen gestreamte Eucharistiefeiern aus geschlossenen Kirchen und gegen die Einzelzelebration von Priestern auszuspielen, ist allerdings erkennbar motiviert durch eine allseits bekannte Kritik am katholischen Verständnis der Kirche, der Eucharistie und des Priesteramtes, wie es sich in den Texten des Konzils, wenn man sie nicht selektiv liest, niederschlägt», monierte Hoping. «Doch die Corona-Pandemie eignet sich nicht dafür, um daraus theologisches Kapitel zu schlagen."
kna