Die Tradition der Osterbrunnen
Der Friede kostet nur ein wenig Mühe
Osterbrunnen haben ihren Ursprung in Franken. Doch auch in Haselünne lebt diese Tradition seit Jahren. Es sind vor allem Schüler und Kolpingmitglieder, die christliches Gedankengut vermitteln. 2022 geht es auch um die Ukraine.
In der Osterzeit wird in Haselünne an diese Bedeutung der Brunnen erinnert. Die öffentlichen Wasserstellen werden mit Ostereiern und Grün als Osterbrunnen geschmückt. Dadurch wird der religiöse Sinn des Osterfestes als Auferstehungsfest herausgestellt: das Grün als neues Wachsen, das Ei als neues Leben und das „Wasser des Lebens“ als Ursymbol des christlichen Glaubens.
Dieser Brauch stammt ursprünglich aus der Fränkischen Schweiz, nach Haselünne hat ihn der 2013 verstorbene Gymnasiallehrer Dietmar Gotzhein gebracht. „Das Stadtmarketing wurde ins Boot geholt, wir haben Schulen, Kindergärten, Gruppen, Vereine, Verbände und Nachbarschaften angesprochen, und so hat sich dieser Brauch in unsrer Stadt etabliert“, erzählt Elisabeth Vocke, Geschäftsführerin des Stadtmarketings. Diese Aktion wird bereits zum 16. Mal durchgeführt und wurde nur einmal 2020 wegen Corona unterbrochen.
Die Osterbrunnen sind an markanten Stellen der Stadt zu sehen und inzwischen zu einer Besucherattraktion geworden. Das Stadtmarketing lädt zu einem Rundgang ein, der am Franziskusbrunnen am St.-Vinzenz-Hospital beginnt, den traditionell die Bödiker Oberschule gestaltet, in diesem Jahr als Friedensbrunnen in Gelb und Blau, den Farben der Ukraine mit einer Friedenstaube obendrauf. „Das kommt der ursprünglichen Widmung an Franz von Assisi nahe und ist ein Zeichen, das die Oberschule setzen möchte“, meint Geschäftsführerin Vocke.
Die Kolpingmitglieder gestalten sogar zwei Brunnen
„Die Ukraine ist zurzeit das beherrschende Thema in der Schule. Deshalb war es naheliegend, es auch bei der Osterbrunnenaktion aufzugreifen und es auf diese Art und Weise noch einmal aufzuarbeiten“, sagt Schulsozialarbeiter Christoph Heming und führt aus: „Wichtig dabei ist: Frieden wächst von unten. Wenn wir uns im Kleinen feindselig begegnen, dann wird sich das in der großen Politik widerspiegeln. Wenn wir uns aber ein wenig Mühe geben, dann wird es gelingen, miteinander friedlich umzugehen.“
Die ganze Schule ist von Anfang an in diese Aktion eingebunden. Die Schülerinnen und Schüler überlegen gemeinsam, wie sie den Brunnen gestalten wollen. An der Gestaltung des Osterbrunnens haben sich zehn Schülerinnen und Schüler mit den Hausmeistern der Schule, Daniel Hilling, und des Krankenhauses, Christian Deters, beteiligt. Der Schulsozialarbeiter berichtet von schönen Begegnungen, unter anderem mit dem Verwaltungsdirektor des Krankenhauses, Walter Borker, der sich über die Aktion sehr erfreut gezeigt habe und mit zwei Ordensschwestern, die den Jugendlichen Süßigkeiten geschenkt haben.
Auch für die Kolpingsfamilie ist die Osterbrunnenaktion seit ihrem Beginn jedes Jahr ein fester Termin. Die Mitglieder gestalten sogar zwei Brunnen: auf der Hofstätte und am Kolpinghaus. Das Kolpinghaus ist 2009 renoviert worden und hat einen Biergarten bekommen. Dort ist ein Findlingsbrunnen installiert worden. „Seit 2010 wird dieser Brunnen von der Kolping-Theatergruppe geschmückt“, berichtet Theaterleiter Wilhelm Jansen. An der Aktion beteiligen sich hauptsächlich die Bühnenbauer mit ihren Frauen, dabei spielt die Geselligkeit eine entscheidende Rolle. „Es ist immer eine schöne Sache“, so Jansen. Der Brunnen wird in den Kolpingfarben Gelb und Orange gestaltet, immer wird auch ein Handwerkersymbol angebracht.
Elisabeth Tondera
Die meisten Brunnen werden in der Karwoche geschmückt und sind bis zu zwei Wochen nach Ostern zu sehen.