Christen in aller Welt feiern Pfingsten

Der Papst macht Mut

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In aller Welt haben Christen Pfingsten gefeiert. Papst Franziskus rief dazu auf, die Corona-Krise als Wende zum Besseren zu nutzen.

Foto: kna/Romano Siciliani
Papst Franziskus feierte die Heilige Messe zu Pfingsten im Petersdom. Foto. kna/Romano Siciliani


Christen rund um den Erdball haben am Pfingstwochenende den Geburtstag der Kirche gefeiert. Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, forderte Gläubige in aller Welt auf, sich nicht dauerhaft in "sterile Gewohnheiten" zu flüchten. Das Pfingstfest erneuere das Bewusstsein, "dass die belebende Gegenwart des Heiligen Geistes in uns wohnt", sagte er. "Er gibt uns auch den Mut, aus unseren Schutzmauern herauszukommen."

Erstmals seit dem Corona-Lockdown sprach der Papst beim Angelus-Gebet wieder vom gewohnten Fenster des Apostolischen Palastes aus zu den Menschen auf dem Petersplatz. Dort hielten sich schätzungsweise einige Hundert Besucher auf - viel weniger als in der Zeit vor der Pandemie. Die meisten trugen eine Schutzmaske und hielten sich an das Abstandsgebot.

Franziskus rief dazu auf, die Corona-Krise als Wende zum Besseren zu nutzen. Es gebe massenhaft Infizierte und Tote, auch unter den indigenen Völkern. Alle hätten ein Recht auf eine angemessene Gesundheitsversorgung. Ökonomische Interessen seien dagegen zweitrangig: "Menschen sind wichtiger als die Wirtschaft."

Der Papst mahnte die Katholiken zudem zur Einheit. Auch in der Kirche gebe es unterschiedliche Meinungen, Entscheidungen, Empfindungen, sagte er bei der Pfingstmesse im Petersdom. "Aber unser Prinzip der Einheit ist der Heilige Geist." Für ihn "sind wir keine im Wind treibenden Konfettischnipsel, sondern unersetzliche Steinchen seines Mosaiks".


Bätzing: "krisenhafte Phänomene" in der Kirche könnten sich beschleunigen

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, äußerte die Befürchtung, dass die Corona-Zeit "krisenhafte Phänomene" in der Kirche beschleunigen könnte. "Die Gottesdienste könnten noch leerer werden, die Plausibilität des christlichen Welt- und Menschenbildes könnte noch heftiger einbrechen", sagte der Limburger Bischof.

Die Corona-Zeit lege nahe, "dass wir ein neues Kapitel des Christseins mitschreiben", sagte Bätzing. "Türen auf und hinaus." Auch die ersten Apostel hätten "ihr Obergemach" verlassen und sich der Öffentlichkeit gestellt. Wenn Christen nicht bereit seien, ihre kirchlichen Binnenräume zu verlassen, "dann bestätigt sich die Kirche als fad und schal, als Salz ohne Geschmack, das den Menschen in Nöten und Abgründen keinen Trost und keine Hoffnung zu geben vermag".

Bätzing sagte zudem, dass man über viele Wochen in Deutschland und vielen anderen Ländern "in einer Art Schockstarre" gelebt habe. Mit den Lockerungen hätten nun auch Proteste zugenommen. Er verurteilte "teils krude Thesen und Forderungen", die "leider sogar in hohen kirchlichen Kreisen Widerhall gefunden" hätten.

Nach Worten des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erinnert in Corona-Zeiten der Geist des Pfingstfestes an die Gegenwart Gottes in der Welt: "Er gibt die Kraft, alte Bahnen zu verlassen und Neues zu wagen." Auch die Kirche schöpfe aus dem Pfingstgeist Erneuerung. Sie ändere sich, wage Neues und vertraue auf die Kreativität ihrer Mitglieder.

Der ökumenische Weltkirchenrat (ÖRK) rückte das Thema Hoffnung trotz Corona in den Mittelpunkt seiner Pfingstbotschaft. In der Geburtsstunde der Kirche habe Chaos geherrscht, aber die Kirche sei mit einer mächtigen und lebensverändernden Botschaft hervorgegangen. "Wie es am ersten Pfingstfest war, muss es auch heute wieder sein", hieß es aus Genf.

kna