Der positive Blick auf das Leben

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Referentin Petra Dau.
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Foto: Marco Heinen

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Referentin Petra Dau.

Im „Salon Dahme“ soll künftig einmal im Monat über aktuelle Themen gesprochen werden. Petra Dau referiert an diesem Donnerstag über das Thema „Dem Sinn auf der Spur“ und die Ideen des Psychologen Viktor Frankl.

Pater Ralf Winterberg, Urlauberseelsorger für Ostholstein, lädt für Donnerstag, 19. Oktober um 19.30 Uhr zur Eröffnung des neuen Veranstaltungsformats „Salon Dahme – Aktuelle Themen bei einem Glas Wein“ ins Gemeindehaus St. Stephanus (An der Allee 21) in Dahme ein. Erster Gesprächsgast ist Petra Dau, Coach für Logotherapie nach Viktor E. Frankl und Inhaberin einer Akademie für Logotherapie in Lübeck. Sie wird in einem halbstündigen Impuls mit anschließendem Austausch zum Thema „Dem Sinn auf der Spur“ sprechen.

Viktor Emil Frankl (1905 –  1997) war ein österreichischer Neurologe und Psychologe und gilt als Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse. Zu den bekanntesten Werken des jüdischen Professors gehören das Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“, in dem Frankl seine Erlebnisse und Erfahrungen in vier verschiedenen Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs schildert, und die Schrift „Der Mensch auf der Suche nach Sinn“.

Was Frankl in Zeiten von Krieg und Gewalt, der Klimakrise und anderen Themen der Gegenwart, die wenig Anlass zu Optimismus bieten, zu einem aktuellen Ideengeber macht, ist seine Sicht, wie jeder Mensch trotz allem gut mit Beschwernissen umgehen und ein erfülltes Leben führen kann.


„Das Leben fragt uns, und wir haben zu antworten“


„Ich bestimme mein Leben mit, ich bin nicht nur meinem Schicksal ausgeliefert“, so fasst Petra Dau im Gespräch mit der Neuen Kirchenzeitung einen der zentralen Gedanken Frankls zusammen. Stark vereinfacht, so Petra Dau, lautet eine Grundannahme des Psychologen, „dass der Mensch einen freien Willen hat und den Willen zum Sinn im Leben sucht – also nicht den Sinn des Lebens.“ Das beinhaltet die Überzeugung, dass der Mensch nicht um sich selbst kreist, sondern stets auf jemanden oder etwas ausgerichtet ist. Eine zentrale Frage ist dabei, so Dau: „Wie findet Sinnerfüllung überhaupt statt? Es ist oft von Sinn und Werten die Rede, aber kaum jemand weiß, was sich dahinter verbirgt.“ Sinn durch schöpferisches Handeln oder Sinn durch Erleben zu finden oder auch die eigenen Einstellungen zu Schuld, Leid und Tod spielen dabei eine große Rolle.

„Das Leben fragt uns und wir haben zu antworten“, erläutert Petra Dau. Viele Menschen verhielten sich jedoch eher passiv und fragten, warum ihnen dieses oder jenes zustoße und verharrten darin. „Wir haben immer Möglichkeiten in jedem Augenblick und eine dieser Möglichkeiten verwirklichen wir. Und wenn wir sie verwirklicht haben, dann ist das wie bei der Ernte, die wir in die Scheune bringen. Das ist nicht mehr verlierbar. Diese Vergangenheit ist gelebtes Sein. Die Menschen sind sich oft gar nicht dessen bewusst, was sie in ihrem Leben geleistet haben oder was sie in ihrer Scheune haben“, sagt Dau. Beispielsweise könne im Umgang mit dem Verlust eines Menschen aus dieser Grundhaltung heraus die Perspektive eine andere sein: weg vom Blick auf den Verlust hin dazu, sich darüber zu freuen, den anderen überhaupt kennengelernt zu haben.

Petra Dau geht es darum, eher das Positive im Leben als das Negative zu sehen. „Ich kann sagen, dass ich eine schlechte Kindheit hatte. Aber das ist Schicksal. Meine Freiheit liegt darin, wie ich damit umgehe.“ 

Gerade auch Ältere, die ihr Berufsleben hinter sich haben, könnten aus den Überlegungen Frankls Kraft schöpfen: „Die Frage sollte sein: Was kann ich gut? Und wo wird das, was ich gut kann, draußen gebraucht? Denn wir brauchen etwas, wofür wir leben, und nicht nur etwas wovon.“

Die Reihe wird zu anderen aktuellen Themen fortgesetzt.

Marco Heinen