Auf ein Wort
Die aus der Bedrängnis
Manche Großen und Mächtigen hören sich heutzutage so an, als wäre auch das Christentum vorzugsweise eine Religion der Großen und Mächtigen. Wer hat, dem wird gegeben. Die Reichen bekommen deswegen noch mehr, weil Gott es so will. Und tatsächlich wurde das Christentum über die Jahrhunderte ja auch geführt von großen, reichen und mächtigen Männern. Sie lebten in Palästen und hatten mit dem Leben der Armen, Schwachen und Bedrängten wenig zu tun.
Papst Franziskus war so beliebt und besonders, weil er die Armen und Bedrängten an ihren rechtmäßigen Platz zurückschob: in die Mitte des Christentums. In der Bibel geht es ständig um die Option für die Armen: Die alttestamentlichen Propheten wettern gegen die Reichen, Maria singt davon, dass die Mächtigen vom Thron gestoßen und die Niedrigen erhöht werden. Jesus war gesandt, den Armen die frohe Botschaft, das Evangelium zu verkünden. Und in der Offenbarung des Johannes wird denen, die aus der Bedrängnis kommen, gesagt: Ihr werdet keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden!
Die Armen, die aus der Bedrängnis kommen, ins Zentrum stellen! Ob das der neue Papst auch tun wird (wenn ich dies schreibe, ist er längst noch nicht gewählt)? Er und wir alle, Christinnen und Christen im mittleren, mächtigen Europa, müssten es doch noch viel mehr und viel konsequenter tun: Gott dabei unterstützen, die Tränen abzuwischen von den Augen der Menschen, die hungern, verfolgt sind, kein Dach über dem Kopf haben, in der Bedrängnis leben.