Anfrage

Die Segensgeste in der armenischen Kirche

Wie verhält es sich mit der Segensgeste eines armenischen Priesters im Unterschied zu einem katholischen Priester? Hier geht es mir um die Form: zwei Finger, Zeigefinger mit Mittelfinger und Daumen mit Ringfinger verbunden. Hat das eine Bedeutung? W. S., Zerbst

Zunächst muss man sagen: Es gibt keine vorgeschriebene, sondern verschiedene Handhaltungen beim Segnen: mit der flachen Hand, den kleinen Finger vertikal in Richtung des Empfängers, mit den drei erhobenen Fingern Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger oder auch verschiedene andere Fingerhaltungen. Meist ist es die rechte Hand, mit der die Segensgeste vollzogen wird, an ihr tragen katholische Bischöfe in der Regel auch den Bischofsring. Diese Segensgesten unterliegen jedoch oft der Interpretation dessen, der den Segen erbittet. Wichtig ist für die christliche Tradition das Kreuzzeichen als Segensgeste und die entsprechende Intention der Person, die den Segen erbittet. 

Wichtig ist außerdem: Der eigentliche Spender des Segens ist Gott allein. Er wird in der üblichen Segensbitte „Es segne dich ...“ eines katholischen Priesters oder einer anderen Person in der Dreifaltigkeit („Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“) angerufen. 

Ob zum Beispiel die drei erhobenen Finger ein Hinweis auf die Dreifaltigkeit sind oder ob eine andere Fingerhaltung eine besondere theologische Deutung erfährt, das ist dabei meist spirituelle Interpretationssache. 

Für die russische Tradition wird ein spezieller Segensgestus des Pries-ters so gedeutet, dass er die Finger so hält, dass sie die griechischen Buchstaben „IC XC“ bilden, was Jesus Christus bedeutet. Dass der Segensgestus bei dem von Ihnen beobachteten armenischen Priester dem bei den Orthodoxen entspricht, ist gut möglich, kann aber von mir nicht endgültig beantwortet werden. 

Am besten ist es, wenn Sie den Priester selbst fragen, welche Bedeutung er seiner Handhaltung beim Segnen gibt, wenn diese Ihnen besonders auffällt. Vielleicht hat er auch eine andere Deutung anzubieten. So kann ein interessantes Glaubensgespräch entstehen, das aber keine Frage der liturgischen Definition ist.

Michael Kinnen