Glaube
Die Spuren Gottes im eigenen Leben finden
Foto: Marco Heinen
Als Geistliche Begleiterin will Maria Küffner andere im Glauben unterstützen und ermutigen.
Als Maria Küffner vor einigen Jahren in Rente ging, hatte die heute 72-jährige gebürtige Münsteranerin eine zentrale Frage: „Gott, was hast Du denn jetzt mit mir vor, jetzt wo ein neuer Lebensabschnitt beginnt?“ In ihrem Berufsleben hatte sie als Motopädin, als gelernte Fachkraft für therapeutische Arbeit mit behinderten Kindern in einem evangelischen Förderzentrum gearbeitet. Dann kam ihre Tätigkeit in der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle Lübeck dazu. 30 Jahre hat sie Menschen begleitet, sprach mit Menschen in existenziellen Lebenskrisen, gab Unterstützung und war an der Seite derer, die den Faden im Leben zu verlieren drohten. Oder, die ihn schon verloren hatten und danach suchten. „Mich hat in der Beratungsstelle immer wieder das Vertrauen beeindruckt, das mir geschenkt wurde, und daran teilzuhaben, wenn Menschen sich auf den Weg machen, neu aufbrechen und der Spur ihres eigenen Lebens folgen. Das erfüllt mich sehr.“
Die Ausbildung zur Geistlichen Begleiterin „habe ich als Wegführung Gottes erlebt, durch mehrere Wochenendseminare wurde ich dahin geführt“, sagt Maria Küffner. Alles fügte sich und so absolvierte sie eine vom Erzbistum und den Bistümern Osnabrück und Münster angebotene zweijährige Ausbildung, die aus acht Modulen à vier Tagen bestand. Praktische Dinge wie Gesprächsführung gehörten ebenso dazu wie beispielsweise das Kennenlernen unterschiedlicher Gottesbilder und Spiritualitäten.
Es geht um die Ermutigung, Impulse Gottes wahrzunehmen
Was Geistliche Begleitung ausmacht, beschreibt Küffner so: „Es ist der Versuch, die Spuren Gottes im eigenen Leben zu finden, sie wahrzunehmen und ihnen zu folgen, ihnen quasi auf die Spur zu kommen.“ Es geht demnach nicht darum, dass ein Geistlicher Begleiter „besser“ oder „professioneller“ glauben kann oder weiß, wo es für diesen Menschen „lang geht“. Sondern es geht um Unterstützung und Ermutigung: „Wie jemand seiner Sehnsucht folgen, Impulse Gottes wahrnehmen und ihnen vertrauen lernen kann,“ so die Katholikin.
„Im Grunde versuche ich einen Raum zu öffnen, in dem Gott wirken kann. Für mich ist es das Bild einer Hebamme: Die Geburt muss die Frau selbst machen, die Hebamme unterstützt, ermutigt und bestärkt.“
Aus Sicht von Maria Küffner ist die eigene Glaubenserfahrung entscheidend: „Im Grunde spricht Gott ja selbst in die Seele eines jeden Menschen. Es geht darum, dass wir offen sind für seine Impulse und Zeichen. Die Sehnsucht Gottes ist es ja, uns Menschen nahe zu sein. Wir müssen das nur zulassen und sein Wirken aufmerksam wahrnehmen, auch in unserem Alltag. Er hat ja gesagt: Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.“ Entscheidend sei, Erlebnisse – positive wie negative – selbst einzuordnen: „Jeder muss das Erlebte für sich selbst deuten. Ob jemand zum Beispiel etwas als Fügung Gottes erlebt oder nicht, das ist eigene Wahrnehmung.“
Gespräche über den Glauben sind sehr persönlich
Wer sich für eine Geistliche Begleitung interessiert, kann in den Kirchengemeinden oder beim Erzbistum nach Ansprechpartnern fragen. Das Erzbistum Hamburg plant eine Internetseite mit einer Übersicht an Kontakten. Rein praktisch können dann alle vier bis sechs Wochen regelmäßige persönliche Treffen, Online-Treffen oder Telefonate vereinbart werden. „Mein Part ist es, urteilsfrei zuzuhören und gegebenenfalls Erlebtes zu bestärken oder anzufragen. Meistens haben die Menschen einen Redebedarf und erzählen, was sie mit Gott erlebt haben“, so Küffner. Oft gehe das mit einer inneren Unsicherheit einher. Freunde oder die Familie würden als weniger geeignete Ansprechpartner empfunden als jemand mit einem „kirchlichen“ Hintergrund. „Gespräche über den eigenen Glauben werden als etwas sehr Persönliches erlebt und viele Menschen sind darin nicht mehr geübt.“
Beim Pilgertag im Juni in Lübeck, wo Maria Küffner Menschen auf Wunsch einen Segen zusprach, kam sie zum Beispiel mit einer Frau „in ein tieferes Gespräch“, erzählt sie. Später kam diese Frau noch einmal wieder und sagte, sie habe schon länger das Bedürfnis, sich in ihrem Glauben, in ihrer Beziehung zu Gott begleiten zu lassen. „Das hat sie selbst in ihrem Inneren gespürt“, so Küffner, die gespannt ist, was sich daraus entwickeln wird.