Beruf der Pfarrsekretärin

In diesem Büro läuft alles zusammen

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Pfarrsekretärinnen wie Gaby Obermeyer sind oft der erste Kontakt in einer Kirchengemeinde – entscheidend für den ersten Eindruck. Sie leisten Erstaunliches in wenigen Stunden, lieben ihre Arbeit und bleiben selbst dann freundlich, wenn sie mit Sorgen, Wut und Enttäuschung konfrontiert werden.


Bietet Rückhalt: Gaby Obermeyer erledigt eine Vielzahl von Aufgaben in St. Martinus, Hagen a.T.W. Foto: Berufsverband der Pfarrsekretärinnen und Pfarrsekretäre im Bistum Osnabrück

Wenn Gaby Obermeyer einen Gottesdienst besucht, hofft sie darauf, dass kein Name für das Jahresseelenamt vergessen oder – fast noch schlimmer – vom Pastor falsch ausgesprochen wird. Ihr würde das sofort auffallen. Ob eine Messe bestellt, eine Beisetzung geplant, ein Tag der offenen Tür beworben oder der Pfarrbrief geschrieben werden muss – das alles geschieht am Schreibtisch von Gaby Obermeyer, denn sie ist Pfarrsekretärin in der St.-Martinus-Gemeinde in Hagen am Teutoburger Wald. Ihr Arbeitsplatz ist ein Ort der Tat. Seit 14 Jahren arbeitet die 57-jährige Mutter zweier erwachsener Kinder als Pfarrsekretärin und schlägt sich mit dem manchmal viel zu langsamen Computer herum. Bevor sie im Jahr 2007 auf den Bürostuhl wechselte, war sie ab 1998 in der Hauptbücherei tätig. Gelernt hat sie den Beruf der Arzthelferin.

Statt die Namen von Patienten aufzurufen, werden heute in ihrem Büro unter anderem die Messen von Gemeindemitgliedern bestellt, also die namensbezogenen Gebete der Gemeinde in einer Eucharistiefeier vorgeschlagen – so zum Beispiel für Verstorbene. Daher ist es unwahrscheinlich, dass sie jemals einen Namen vergisst. Ihr „macht es Freude, mit Gemeindemitgliedern zusammenzukommen und Verbindungen herzustellen“. Dazu bekommt sie an diesem späten Nachmittag noch genug Gelegenheit. 

Sie ist für viele das erste Gesicht der Gemeinde

Donnerstags arbeitet sie von 16 bis 18 Uhr. Sie zählt auf, was sie in den zwei Stunden schaffen muss. Zum Tag der offenen Tür in der Gemeinde schreibt sie Einladungen und schickt sie an die umliegenden Gemeinden. Zwischendurch tauscht sie sich per E-Mail mit Gruppen in der Gemeinde aus, die Räume für Veranstaltungen buchen wollen. Dann klingelt eine Frau an der Tür. Sie kommt ins Pfarrbüro und bestellt eine Messe für ihren verstorbenen Großvater. Fünf Euro wandern in die Kirchenkasse. 

Und dann sind da noch vermeintliche Kleinigkeiten, die sie auf insgesamt 19 Stunden in der Woche verteilen muss. Obermeyer organisiert Ordnerdienste für coronakonforme Gottesdienste, nimmt Einträge ins Kirchenbuch vor und verwaltet sogar Daten der registrierten Katholiken im Meldewesen. Für konfessionslose Bürger ist allein das Rathaus, beziehungsweise das staatliche Meldewesen zuständig. „Es gibt Dinge, für die die Zeit nicht immer reicht und das stört auch mal“, sagt sie. „Dann kann man Dinge schieben, aber sie bleiben im Hinterkopf. Etwas, für das ich Konzentration brauche, mache ich einfach, wenn keine Öffnungszeit ist.“ Genau das sorgt allerdings dafür, dass sie auch mal länger arbeitet, als geplant. Dann klingeln auch schon mal Handy und Telefon gleichzeitig, so wie an diesem Tag.

Alles in allem ist Gaby Obermeyer diejenige, die den Auftrag hat, den Überblick über ihre Gemeinde zu behalten. Oft sagt sie, wird sie angerufen, „um Auskünfte zu erteilen“. Und dadurch ist sie oft die erste Stimme und das erste Gesicht der Gemeinde, entscheidend für den ersten Eindruck. Sie ist sich einer Sache besonders bewusst: „Hier ist der Punkt, an dem alles zusammenläuft.“ 

Einsatz für eine glaubwürdige Kirche

Auch die Sorge, Wut und Enttäuschung der Gemeinde kommt bei ihr an. Nicht nur findet sie es „schade, dass die Kirchenbesuche zurückgegangen sind.“ Das habe direkt mit der Pandemie zu tun. Aber die aktuellen Ermittlungen gegen einen Osnabrücker Pfarrer, der angeblich im Besitz von Kinderpornografie sein soll, machen sie „sehr traurig. Das ist nicht die gesamte Kirche“, sagt Obermeyer und zählt die vielen Gruppen rund um die Kirche auf, die sich für das Gemeindeleben einsetzen: Das Zeltlager, die Katechese für Erstkommunion und Firmung, die Familien- und Kindergottesdienste, der Seniorentreffpunkt, die Besuchsdienste zu Geburtstagen und die Pflege der Webseite seien allesamt nur dank der Ehrenamtlichen umsetzbar, sagt die Pfarrsekretärin. 

Sie will sich nicht unterkriegen lassen und bekräftigt den Zusammenhalt in Hagen. „Gerade jetzt, wo die Kirche in der Kritik steht, muss man zeigen, dass da Menschen sind, die es gut meinen.“ Sie denkt dabei vor allem an die Menschen, die in einer außergewöhnlichen Situation sind und zur Kirche kommen, um Trost, Halt, Seelsorge zu suchen. Für eine Kirche, die diese Funktion glaubwürdig erfüllen kann, setzt sich Gaby Obermeyer weiter ein.

Florens Böwering

In kurzen Steckbriefen geben weitere Pfarrsekretärinnen und ein Pfarrsekretär aus dem Bistum Osnabrück einen Einblick in ihren Berufsalltag. Das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Kirchenboten.