Auf ein Wort
Dieser Titel wärmt nicht

Auf meinem Selbstwerdungsweg, in meinem Mitgefühl mit anderen und in meiner lebenslangen Gottessuche lasse ich mich gerne inspirieren. In den Archetypen, die Carl Gustav Jung entfaltet hat, entdecke ich vielseitige Wachstumspotentiale: Kenne ich den Held in mir? Die weise Frau? Die Liebende? Den Magier? Die Rebellin? Den Heiler? Die Kämpferin?
In der kurzen Lesung an die hebräische Gemeinde ist von „Jesus, dem Hohepriester“ die Rede. Dadurch wird seine Verwurzelung in der jüdischen Tradition wertschätzend vertieft und weitergeführt. Und trotzdem tue ich mich schwer mit diesem Titel. Es wird mir nicht warm ums Herz.
Gott sei Dank finden sich auch in den biblischen Schriften eine unendliche Fülle von Bildern und Symbolen. Sie schenken mir die Lebensweisheit, ein Wort, das mich befremdet, in einem intensiv-meditativen Suchen durch ein anderes ersetzen zu lassen.
Weil mir im Lebensweg Jesu archetypisch aufgezeigt wird, dass wir an unseren durch-kreuzten Lebensplänen wachsen und reifen können, wird er mir zum täglichen Wegbegleiter. Gerade weil er das ganze Leben in all seiner Schönheit und Härte durchlebt hat, kann ich dank ihm das Allerheiligste mitten im Alltag entdecken und feiern, im dankbaren Staunen und in der Solidarität mit Menschen in Not. Diese „hohe-priesterliche“ Lebenskunst lässt mich meine Lebenskraft als Christuskraft erfahren, die in jedem Menschen wohnt und wirkt, damit wir alle heilend-versöhnend unterwegs sein können.