Klimaexperte fordert Kredite für Drittländer

Edenhofer: "Die Zeit drängt"

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Die Corona-Krise hatte kurzzeitig positive Auswirkungen auf das Klima – für die Zukunft kann das aber kein Vorbild sein, sagt der Klimaforscher Ottmar Edenhofer. In der Zeit nach Corona komme es nun vor allem auf internationale Zusammenarbeit an. 

Der Klimaforscher Ottmar Edenhofer
"Die internationale Kooperation ist eine der großen ungelösten Fragen", sagt Klimaforscher Ottmar Edenhofer. 

Günstige EU-Kredite an Drittstaaten für Investitionen in erneuerbare Energien fordert der Potsdamer Ökonom und Klimaexperte Ottmar Edenhofer. "Es muss entsprechende Anreize geben, damit die Investitionen in die Kohle zurückgehen", sagte er dieser Zeitung. Derzeit drohten Länder wie Bangladesch, China, Indien, Vietnam oder Indonesien wieder stärker in die Kohle zu investierten. Würden die dort geplanten Kraftwerke wirklich gebaut, produzierten sie über ihre Lebenszeit hinweg so viele Emissionen, dass die Pariser Klimaziele nicht mehr zu erreichen seien.

Für einen EU-Fonds sei die Zeit nach Corona ideal, sagte Edenhofer. "Denn die Länder brauchen Geld, bekommen es an den Finanzmärkten aber nur zu hohen Zinsen - das wiederum begünstigt die Kohle." Deshalb müsse ein Umsteuern jetzt angestoßen werden. "Die Zeit drängt", so der Experte.

Die internationale Kooperation beim Klimaschutz bezeichnete Edenhofer als eine der großen ungelösten Fragen. "Wir brauchen dringend eine Welt, in der Multilateralismus und internationale Kooperation eine Chance haben." Edenhofer ist Professor für die Ökonomie des Klimawandels an der TU München und Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Die Jahre zwischen 2020 und 2030 seien entscheidend, sagte Edenhofer. Es dürfe nicht noch einmal so kommen wie im vergangenen Jahrzehnt, in dem die Emissionen anstatt abzuflachen jährlich noch um zwei bis drei Prozent gestiegen seien. "Sogar durch den weltweiten Corona-Lockdown wurden die Emissionen gerade mal auf den Stand von 2006 abgesenkt", verdeutlichte der Klimaforscher.

Einen "Klimalockdown" lehnt er auch ab. Das würde nur ökonomische und soziale Verwerfungen verursachen und die Emissionen nur kurzfristig senken. "Das ist keine Lösung für die Klimapolitik."

Das vollständige Interview mit Ottmar Edenhofer lesen Sie in der aktuellen Ausgabe Ihrer Kirchenzeitung. 

(kna)