Ein Bündel von Problemen

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Überreichung der Urkunde an Ulrike Günther
Nachweis

Foto: SKF e.V. Ludwigslust

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Ehrung für Ulrike Günther (li.), SkF-Diözesanvorsitzende Marianne Glamann überreicht der Sozialpädagogin die Urkunde, rechts die Vorsitzende des SkF e.V. Ludwigslust, Ulrike Schneider. 

Menschen in Not – da stellt man sich den zerlumpten Bettler am Straßenrand vor. Aber die Not lebt oft ganz woanders: in Familien, denen die Probleme über den Kopf wachsen. Sozialpädagogin Ulrike Günther hilft ihnen. Seit 30 Jahren.

Seit 30 Jahren arbeitet Ulrike Günther in der Sozialpädagogischen Familienhilfe des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. Ludwigslust. Seit dreißig Jahren betreut die Sozialarbeiterin Familien, die schwerwiegende Probleme haben, seien es Erziehungsprobleme, der Umgang mit Geld und mit den Ämtern, eine psychische Erkrankung, die die Bewältigung des Alltags vereiteln. Meist ist es ein Bündel von Problemen, die die Familie belasten. Bittet eine Familie um Hilfe und ist der Hilfeplan gemeinsam mit der Familie und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes aufgestellt, der außer den Schwerpunkten auch den wöchentlichen Umfang der Hilfe bestimmt, ist es am wichtigsten für Ulrike Günther, Vertrauen aufzubauen. „Im Mittelpunkt steht immer das Kindeswohl, aber niemand nimmt sich vor, eine schlechte Mutter, ein schlechter Vater zu sein.“ 

Sensibel versucht sie, die Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder zu erkunden und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dabei berührt sie immer wieder das Vertrauen der Familien und sie ist dankbar, in diesem sehr privaten Raum eingelassen zu werden. Manchmal sind kleinere Probleme schnell behoben. Die Mutter, die über Monate den Gang zum Jobcenter versäumt, weil sie schlicht kein Geld für den Bus hat, um von ihrem Dorf in die Stadt zu gelangen (und sich dafür schämt). Oder die Familie, die neben einem Schwimmbad wohnt und die Kinder könnten den Sommer dort glücklich verleben, denn Urlaubsreisen sind nicht möglich. Aber die Familie kann die Jahreskarte nicht auf einen Schlag aufbringen. Da helfen dann Spendengelder, der SkF geht in Vorschuss, der Betrag wird in monatlichen „Häppchen“ zurückgezahlt. „Es gibt eine Armut, die viele sich gar nicht vorstellen können“, sagt Ulrike Günther. 

Seit etwa 20 Jahren fährt sie in den Sommerferien mit den Kindern der vom SkF betreuten Familien in das Schullandheim Schloss Dreilützow. Für die meisten Kinder ist es die erste Urlaubsreise und sie blühen regelrecht auf bei den gemeinsamen Aktivitäten und im schönen Park. Nicht alle Familien können den Eigenanteil der vom Amt bezuschussten Reise aufbringen, da helfen Spendengelder. Ulrike Günther hat sich speziell für diese Reisen von den Gästen ihres runden Geburtstags Geld gewünscht. Auch Pfarrgemeindemitglieder spenden für die Arbeit des SkF. So hat Käte Teepe eine Reise zum Museumsschiff „Arche Noah“ in Rostock finanziert. Ein berührender Moment auf dem Schiff war für Ulrike Günther, als ein Zehnjähriger sich genau erkundigte, wie es Moses im Weidenkörbchen ergangen ist. In den Tagen davor waren seine kleinen Geschwister in eine Pflegefamilie gekommen. Hilfreich ist für Ulrike Günther die gute Zusammenarbeit im SkF-Team und die Vernetzung im Umfeld. Ihre Arbeit ist bei Behörden und in Kitas bekannt. 

Eigene Lebenserfahrung hält sie für eine Voraussetzung für diese Arbeit in den Familien. Wichtig sei, sich sensibel in die Familie einzufügen und Vertrauen aufzubauen. Oft haben die Eltern Angst ihre Kinder zu verlieren. Zu ihrem dreißigjährigen Dienstjubiläum wurde Ulrike Günther vom Dortmunder Zentralverband des SkF mit dem Kristall für ihre engagierte Arbeit ausgezeichnet. Ihre Kolleginnen „entführten“ sie in das Schloss Dreilützow zu einer Überraschungsparty mit Wegbegleiterinnen und Familien.

Birgitt Flögel