Multi-Kulti-Café in Pewsum
Ein Café für Jedermann
Sich mal schnell auf einen günstigen Kaffee zu treffen, war bisher in Pewsum nicht ganz einfach. Das bietet die ostfriesische Caritas nun in ihrem „Multi-Kulti-Café“ an. Auch Vereine und Gruppen aus dem gesamten Landstrich Krummhörn können den Raum nutzen.
Freundlich sieht es aus im „Multi-Kulti-Café“. Links stehen zwei gemütliche Ohrenbackensessel neben der Spielecke, an der Wand hängen bunte Bilder und auf der breiten Fensterbank liegen farbig-frische Kissen. Sie laden dazu ein, Platz zu nehmen und ins Grüne zu schauen. Die drei Frauen haben sich heute Vormittag aber lieber für den runden Tisch entschieden und frühstücken in aller Ruhe – mit Milchkaffee, Fruchtjoghurt, Eiern, knusprigen Brötchen. Johanne Grensemann, Marianne Popp und Sonja Eeten sind nicht zum ersten Mal hier. „Wir kommen öfter“, sagt Marianne Popp. „Es ist schön hier und nicht so teuer. Sonst gibt es bei uns nicht so viele Cafés, wo man sich treffen kann.“
Das „Multi-Kulti-Café“ ist ein neues Projekt, das die ostfriesische Caritas in Kooperation mit dem Landkreis Aurich und der politischen Gemeinde Krummhörn betreibt. Der Raum befindet sich im Familienzentrum in Pewsum, einem gut 3000 Einwohner zählenden Dorf zwischen Emden und Greetsiel. Das große Gebäude, in dem früher eine Förderschule untergebracht war, beherbergt nun unter anderem eine Kindertagesstätte, das Jugendamt, das Jobcenter, Büros der ländlichen Akademie und der Arbeiterwohlfahrt. Jeden Tag gehen in dem nach Hermine Heusler-Edenhuizen, die aus Pewsum stammende erste deutsche Frauenärztin, benannten Haus viele Besucher ein und aus. Und die können sich zwischen ihren Behördengängen jetzt schnell stärken. 50 Cent kosten der Kaffee oder ein Stück Kuchen, gut vier Euro das reichliche Frühstück.
Und das bereitet Susanne Rötgert auf Anfrage gerne zu. Die gelernte Erzieherin aus Aurich arbeitet mit einer halben Stelle in dem Projekt. Die 47-Jährige wollte nach vielen Jahren im Kindergarten noch einmal etwas „ganz Neues“ machen und ist von der Idee des Cafés begeistert. Denn das soll mehr sein als nur günstige Bewirtung – es soll ein Ort der Begegnung, des Austausches, des Miteinanders werden. „Für Jedermann“, sagt Rötgert und umschreibt so das „Multi-Kulti“ in dem Namen. „Hier kann sich wirklich jeder ganz ungezwungen treffen“, sagt sie.
Sie weiß, dass es in einigen ostfriesischen Dörfern nicht viele solcher Treffpunkte gibt. Oft sind die Wege weit, gute Busverbindungen eher rar, ein Taxi viel zu teuer. Vor diesem Hintergrund will die Caritas den sozialen Zusammenhalt der Menschen in ihrem Lebensumfeld, in ihrem Dorf stärken.
Veranstaltungsort für besondere Feiern
Das Caritas-Café unten im Erdgeschoss hat jeden Tag von 7.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet, Gäste können sich am Kühlschrank und an der Kaffeemaschine selbst bedienen. Susanne Rötgert vertraut darauf, dass die Cents dafür immer ehrlich in die Kasse gesteckt werden. „Das hat bisher immer gepasst.“ Sie selbst sitzt im Büro daneben, sorgt für Nachschub und selbstgebackenen Kuchen, macht Frühstück, hat Zeit für Gespräche und koordiniert die Termine.
Und davon gibt es schon reichlich, denn auch Vereine, Gemeindemitglieder und Gesprächsgruppen aus dem Umland können das Café für ihre Veranstaltungen buchen. „Kostenlos“, sagt Susanne Rötgert, „nur für die Verpflegung müssen sie dann selbst sorgen.“ Dieses Angebot wird nach ihren Worten gut angenommen. Platz ist dabei für 25 Gäste. Frauenkreise und Yogagruppen, Mütter mit kleinen Kindern oder auch Nähkurse waren schon da. Außerdem kann die Projektleiterin noch zwei größere Räume im Obergeschoss anbieten, falls für ein Treffen oder ein Seminar mal etwas mehr Platz gebraucht wird. Jeder Raum ist dabei mit einem Beamer und einer Leinwand ausgestattet.
„Der Kalender füllt sich schon gut“, sagt die 47-Jährige. Künftig denkt sie aber auch an eigene Angebote des Projektcafés, zum Beispiel für Senioren und für Alleinstehende. „Das sollen Räume für alle Generationen werden“, sagt sie. Sie hofft, Ehrenamtliche zu gewinnen, die vielleicht kreative Kurse oder Bastelnachmittage anbieten können. „Eben Sachen, die nichts kosten“, sagt die Erzieherin.
Denn zumindest ein Teil der Besucher, die regelmäßig ins Familienzentrum kommen (müssen), könnte sich nach ihren Worten kaum leisten, irgendwo teure Seminare zu bezahlen. Außerdem möchte sie gerne Hebammen ins Haus holen, die dort ein Stillcafé oder Geburtsvorbereitungskurse anbieten. „Wir wollen hier ein Netz knüpfen, damit keiner durchfällt.“
Petra Diek-Münchow
Frühstück anmelden
Ansprechpartnerin für das Café und die Raumbelegung ist Susanne Rötgert, Telefon 0 49 41/16 52 92, Mail: sroetgert@caritas-os.de. Sie hat ihr Büro im Familienzentrum an der Schatthausstraße 31 in Pewsum und ist dort vormittags auch persönlich anzutreffen. Am Dienstag von 14 bis 17 Uhr und am Freitag von 9 bis 12 Uhr wird auch Kuchen angeboten, Frühstück gibt es auf Anmeldung.