Inspirationen zum Lukas-Jahr

Ein frischer Kamphaus

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Wie gut, wenn schon etwas Gelungenes da ist. Daran lässt sich anknüpfen. Von Franz Kamphaus gibt es jetzt Band 2 seiner Predigtgedanken durch die Leseordnung der Kirche. Auf sein Matthäus-Buch folgen nun die „Inspirationen zum Lukas-Jahr“.



Bischof Franz Kamphaus bei einer Reise ins Heilige Land: auf den Spuren der biblischen Erzählungen.


Warum nicht mal ein Buch von hinten beginnen? Warum nicht am Ende anfangen? Bevor das letzte Fest im Kirchenjahr ansteht, geht es ganz tief nach unten. Totengedenken steht an. Allerheiligen. Allerseelen. Christliches Innehalten wäre aber unvollkommen, wenn es nicht nach dem „ganz unten“ auch hoch hinaus ginge. Zum Allerhöchsten.
Bei  Franz  Kamphaus  sind diese Enden genial verflochten. In den Abgründen der Trauer stellt er ein ewiges Licht der Hoffnung auf. „Mit den  Toten  leben“:  Eine  wunderbare Überschrift für die biblische Auslegung zum Allerseelenfest. Und es folgt ein wunderbarer Predigteinstieg: „Wir alle sind Hinterbliebene. Erinnern Sie sich noch, als Sie zum ersten Mal einen Toten gesehen haben? Diese Erfahrung vergisst man nicht so leicht. Es geht uns nahe, wenn der eigene Name unter der Todesanzeige in der Reihe der Hinterbliebenen steht.“ – Weiter geht es mit dem Totengedächtnis: „,Unvergessen‘, sagen wir. Das ist ein großes Wort. Wir wissen nur zu gut, was von unserem Gedächtnis zu halten ist, wie vergesslich wir sind, je älter wir werden … Wenn die Toten wirklich nur in unserem Gedächtnis und von unserer Erinnerung lebten, wären sie arm dran.“ – Wie tröstlich, dass es da den Himmel gibt: „Gott spricht: ,Ich habe dich beim Namen gerufen; du gehörst mir!‘ (Jesaja 43,1) In Jesu Namen hat Gott die Namen unserer Toten nicht vergessen, er hält sie in unserem Gedächtnis lebendig, nicht nur etwas von ihnen, nicht nur ihr Wollen, ihre Ideale, nicht nur das, was sie geleistet haben, sondern sie selbst. Gott verbürgt, dass ihr Leben nicht in einem anonymen Fortschrittsprozess untergeht, sondern bleibt.“
Wie tröstlich sind solche Worte.Kurze Sätze. Mitten im Leben. Deinem. Meinem. Angriffsfläche für uns alle. Gefühlsstakkato. Auffangbecken für Tränen. Resonanzkörper für Jubelarien. In diesen Texten steht man immer am richtigen Gleis, wird abgeholt. Aufsuchende Seelsorge nennen das die modernen Kirchenentwickler. Als Franz Kamphaus vor vielen Jahrzehnten angehende Seelsorger in der Predigtlehre unterrichtete, gab es noch keinen Fachbegriff dafür. Die Menschen abholen, wo sie stehen …
Das hat der Prediger Franz Kamphaus stets gekonnt wie wenige. Bis heute sind seine Bildworte ins Land gesät und tragen Früchte: Vom „heruntergekommenen Gott“ der Weihnacht bis zu all denen, „die ungenießbar werden, weil sie nicht genießen können“ … Den Gedanken über das Knien: „Nur wer ein Rückgrat hat, kann sich so tief bücken. Er weiß, dass er den aufrechten Gang dem verdankt, vor dem er in die Knie geht.“ Oder den Hinweis auf diesen „himmelweiten Unterschied“: „Bilde ich mir ein, ich müsse den Himmel tragen, oder weiß ich, dass der Himmel trägt.“
Gut, dass viele dieser Wortjonglagen aufgeschrieben und festgehalten sind in Büchern. Zum Nachlesen und Nachklingen. Gut, dass es nun ein weiteres Büchlein gibt mit Bildworten und Wortbildern. Mit Sonntags-Texten für ein ganzes Jahr, die getrost auch an Werktagen gelesen werden können. Sicher werden auch diese „Inspirationen“, wie sie der Buchdeckel ankündigt, vielen eine frohe Botschaft bringen – ganz gleich, ob arm oder reich.
Und mal ehrlich: Bevor einem selbst nichts Passendes einfällt … warum nicht aus einer Predigt von Franz Kamphaus zitieren? Aber bitte dazusagen, von welchem wunderbaren Bibelausleger diese Worte stammen. Obwohl: Seine Fans werden es ohnehin gleich erkennen.

Von Johannes Becher