Interview "Moment mal": Mit Marienschwester M. Edna Piede

Ein Gruß aus Argentinien

Schwester M. Edna Piede ist Schönstatt-Schwester in Argentinien. Sie berichtet von ihrer Mitschwester Maria Christvera Ensle, die mit 97 Jahren verstorben ist und aus Frankfurt stammte. In Argentinien gibt es nur noch wenige deutsche Marienschwestern.



Schwester M. Edna Piede

Sie haben uns vom Tod Schwester Maria Christveras berichtet, vor allem, weil sie bis zum Ende ihres Lebens so gern ihre heimatliche Bistumszeitung, den „Sonntag“, gelesen hat.
Ja, sie war 97 Jahre alt und hat bis zwei Wochen vor ihrem Tod immer Ihre Zeitung mit Interesse gelesen und auch oft kommentiert. Der „Sonntag“ war die Brücke zu ihrer Heimatdiözese.


Schwester Maria Christvera hieß ja ursprünglich Luisa Carlota Ensle und stammte aus Frankfurt. Wie war ihr Leben?
Sie war 1949 gleich nach Beendigung ihres Noviziats nach Argentinien ausgereist. Sie hatte damals schon Erfahrung mit Schönstattmädchen- Gruppen und übernahm diese Aufgabe in der deutschsprachigen Gemeinde in Villa Ballester, Buenos Aires. Später schulte Schwester M. Christvera Familiengruppen in ganz Argentinien und zuweilen auch in Paraguay.

Wie war sie als Mensch?
Sie wurde wegen ihres Engagements, ihrer Intelligenz, ihres klugen Urteils und ihrer großen Selbstlosigkeit geschätzt. Sie war „aus einem Guss“, eine Person, die mit beiden Füßen im Leben stand. Vor allem war sie ganz Marienschwester, strahlte ihre Verbundenheit mit Maria aus.

Wie viele deutsche Marienschwestern gibt es noch in Argentinien?
Seit 1935 die ersten vier Marienschwestern argentinischen Boden betreten haben, sind nun 86 Jahre ins Land gegangen. Heute sind wir hier noch neun deutsche Schwestern. Wir durften den Samen ausstreuen ... Uns wurden viele neue Berufungen aus dem Land geschenkt, die längst das erhaltene Erbe übernommen haben und uns mit viel Vertrauen und Dank in die Zukunft schauen lassen.

Woher stammen Sie selbst?
Ich komme aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart und bin 1961 mit 24 Jahren nach Argentinien ausgereist. Auch ich habe 35 Jahre mit Ehepaaren des Familienbunds gearbeitet. Heute arbeite ich als Übersetzerin und begleite kranke und alte Schwestern.

Haben Sie die Heimat oft besuchen dürfen?
Doch, ich war fünf Mal in Heimaturlaub in Deutschland. Allerdings ist auch meine Gruppe (wir waren zu fünft) noch mit dem Gedanken ausgereist, dass es ein endgültiger Abschied wäre. Der Heimaturlaub wurde etliche Jahre später (nach dem Konzil)  eingeführt, und so konnten wir nach 14 Jahren unseren ersten Heimaturlaub in Deutschland erleben.

Haben Sie die Heimat vermisst?
Die Bindung an die eigene Familie und vor allem auch an die Zentrale unserer Gemeinschaft - Schönstatt - ist immer da und wird auch gepflegt - steht aber nicht im Widerspruch zur missionarischen Tätigkeit. In den vielen Jahren und sicher auch durch meine Aufgabe bin ich hier ebenso ganz zuhause. Man lernt auch die Stärken und die Schwächen beider Kulturen kennen - die ideale Kombination wäre von beiden das Positive!

Interview: Ruth Lehnen