Eine gute Schule für alle

Das katholische Mariengymnasium in Papenburg steht vor einem großen Umbruch. Zum Schuljahr 2023/24 wird die bislang reine Mädchenschule zum ersten Mal in ihrer knapp 190-jährigen Geschichte auch Jungen aufnehmen.

„Neuausrichtung“ – so nennen Schulleiter Michael Bloemer und Thomas Weßler, Vorstand der Schulstiftung im Bistum Osnabrück, diesen Weg. Starten soll  dieser mit dem nächsten Schuljahr, das Mitte August 2023 beginnt – für die neuen 5. Klassen. Ab diesem Jahrgang aufsteigend werden im Mariengymnasium künftig Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet – in welcher Zusammensetzung hängt von den Anmeldungen ab. „Wir wollen aber keine reine Jungenklasse einrichten“, sagt Weßler. Die schon miteinander gewachsenen Jahrgänge ab Klasse 6 bleiben noch den Mädchen vorbehalten. „Wir machen jetzt keinen Quereinstieg“, sagt Bloemer. In der Oberstufe gibt es bereits einige gemischte Kurse. Das hängt laut Bloemer mit einer seit Jahren bewährten Kooperation mit dem staatlichen Gymnasium in Papenburg zusammen.

Als Hauptgrund für die Entscheidung der Schulstiftung als Schulträgerin, nun auch Jungen aufzunehmen, verweist Thomas Weßler auf die demografische Entwicklung. In den vergangenen Jahren war die Zahl der Schülerinnen stetig zurückgegangen,  bei einem der Jahrgänge gab es daher nur zwei statt drei Klassen.  Eine stabile Dreizügigkeit ist nach seinen Worten aber wichtig, um die Angebotsvielfalt zu erhalten. Ob dieser Schritt Auswirkungen auf andere Gymnasien in Nachbarstädten haben könnte, „bleibt abzuwarten“, sagt Weßler. Dass der Beschluss nicht überall gleich auf Beifall gestoßen ist, wissen Bloemer und Weßler. Unter Eltern und Schülerinnen gab es auch Kritik daran. „Wir haben auf vielen Ebenen gespürt, dass die Neuausrichtung nicht für alle einfach ist“, umschreibt Bloemer diesen Prozess. „Jetzt sind wir aber auf einem guten Weg“, meint er und berichtet von positiven Rückmeldungen und zunehmenden Nachfragen. „Es ist ein Interesse da.“

Neue Schwerpunkte in den Naturwissenschaften

„Wir wollen eine gute Schule für wirklich alle sein“, skizziert der Schulleiter den Weg. Dazu gehören verschiedene Schritte – im nächsten Jahr zum Beispiel mehrere Bauarbeiten im Außen- und Innenbereich. Der Haupttrakt mit Unterrichtsräumen, Lehrerzimmer und Verwaltung soll kernsaniert werden. Und auch wenn für den ersten gemischten Jahrgang die Anzahl der Toiletten für die Jungen nach seinen Worten ausreicht, sollen die sanitären Anlagen und Umkleideräume noch erweitert werden. Auch über entsprechende Einrichtungen für junge Menschen anderer sexuellen Orientierung bzw. Unisex-Toiletten „denken wir nach“.

Wie sich das Gymnasium inhaltlich weiterentwickeln kann, daran sollen Kollegium, Schülerschaft und Eltern mitplanen. Angedacht sind neue Schwerpunkte in den Naturwissenschaften, der entsprechende Trakt ist gerade modernisiert worden, und Sport. Auf jeden Fall erhalten bleiben sollen laut Bloemer die wichtigen Eckpfeiler im Mariengymnasium. Dazu gehören gemeinschaftliche Erlebnisse über den Unterricht hinaus, wie zum Beispiel bei sozialen Projekten für verschiedene Hilfsorganisationen oder auch bei der Ausbildung zum Schulsanitäts- und Schülerlotsendienst. Ganz wichtig ist zudem die religiöse Orientierung mit verschiedenen Angeboten im Kirchenjahr. Und das hohe Maß an Verlässlichkeit. „Es gibt bei uns keinen Unterrichtsausfall.“ 

Petra Diek-Münchow

Zur Sache

Das Mariengymnasium in Papenburg war 1835 als „Höhere Töchterschule“ gegründet worden. 1955 hatten die Thuiner Franziskanerinnen die Trägerschaft übernommen. Seit 2018 gehört das Gymnasium zu den 21 Schulen der Schulstiftung im Bistum Osnabrück. Derzeit besuchen 670 Mädchen aus dem nördlichen Emsland, dem südlichen Ostfriesland und dem Rheiderland die dreizügige Schule (drei Klassen pro Jahrgang). Das Kollegium umfasst 55 Lehrkräfte. 

Am 14. Januar bietet das Mariengymnasium von 10 bis 13 Uhr einen „Schnuppertag“ an, Infos zu Anmeldungen für das Schuljahr 2023/24 unter 0 49 61/9 47 00 oder www.mgpapenburg.de