Jugendprojekt "durchkreuzer" unterwegs
Endlich im Einsatz
Wenn junge Leute nicht zur Kirche kommen, muss die Kirche eben zu ihnen gehen. Oder fahren. Zum ersten Mal war jetzt im Bistum ein Fahrzeug im Einsatz, das Station macht bei kleinen und großen Veranstaltungen.
Als Fahrgestell dient ein gewöhnlicher Mercedes „Sprinter“. Aber der Plexiglasaufbau? Der sieht doch etwas sonderbar aus. Neugierige Blicke hat jüngst jenes außergewöhnliche Fahrzeug auf sich gezogen, das den schneidigen Namen „durchkreuzer“ trägt. Drei Tage lang machte das bereits 2020 geschaffene Vehikel in der ersten Maiwoche Station auf dem Pausenhof der Johannesschule in Meppen – und meisterte damit seinen ersten Einsatz überhaupt. Wegen Corona war es immer wieder zu Verzögerungen gekommen, doch nun kann der „durchkreuzer“ endlich auf große „Kreuzfahrt“ gehen.
Um was es sich dabei aber genau handelt? Das mussten die Schülerinnen und Schüler der Johannesschule auch erst einmal herausfinden. „Ich dachte, das ist eine Art Bühne und da stellt sich gleich jemand ans Mikrofon“, schildert ein Junge seine erste Vermutung. Doch schon bald entdeckten die Kinder und Jugendlichen, dass sie selbst diese „Bühne“ einnehmen dürfen – und dass der „durchkreuzer“ tatsächlich so etwas wie eine Kirche auf vier Rädern ist. Die ausrückt, um vor allem junge Menschen an unterschiedlichen Orten zu erreichen.
Mit dem Projekt „Mobile Kirche“ trägt das Bistum Osnabrück der Einsicht Rechnung, dass gerade junge Leute in einer säkularisierten Gesellschaft immer weniger von sich aus die Gotteshäuser aufsuchen – und die Kirche deshalb zu ihnen kommen muss, wenn sie das Evangelium verkündigen möchte. Ziel kann ein Pausenhof sein, aber auch ein Festival oder ein Weihnachtsmarkt. Entwickelt wurde das Fahrzeug zusammen mit Designstudenten der Hochschule Düsseldorf und Ehrenamtlichen aus dem Bistum, gefördert wurde das Projekt mit 50 000 Euro durch das Bonifatiuswerk. Der Name soll darauf anspielen, dass sowohl die aufgesuchten Orte als auch die eigene Vorstellung von Kirche mit dem auffälligen Fahrzeug „durchkreuzt“ werden.
Brausetütchen hängen an einer Wäscheleine
Pastoralassistentin Pia Focke, die an der Meppener Johannesschule tätig ist, hat seinerzeit an der Konzeptionierung des Gefährts mitgewirkt und sagte sich: „Sobald es möglich ist, hole ich den ,durchkreuzer‘ nach Meppen.“ Gesagt, getan: Drei Tage lang parkte der Wagen auf dem Hof und hielt verschiedene Angebote bereit. Sowohl kleine Aktionen während der Pausenzeiten als auch kurze Impulse im Rahmen des Unterrichts hat Pia Focke vorbereitet. Beliebt sind freilich die kleinen, farbenfrohen Brausetütchen, die in den Pausen an einer Wäscheleine hängen und „gepflückt“ werden können. „Was ist für dich ein prickelnder Moment? Was macht dein Leben bunt? Was ist an deinem Leben aufregend?“, wird auf einem Zettel gefragt, der auf der Rückseite des Tütchens haftet – verbunden mit dem Vorschlag: „Lass die Ahoj-Brause auf deiner Zunge prickeln und danke Gott für die prickelnden Momente in deinem Leben.“
Der „durchkreuzer“ soll die Schüler dabei nicht mit Glaubensinhalten überfrachten, sondern erst einmal einen offenen Raum bieten. Und der wird anscheinend gerne angenommen: In den Pausen ist das Fahrzeug zu keiner Zeit leer, Mädchen und Jungs nehmen im hell gestalteten Interieur Platz, frühstücken dort oder entspannen einfach. Pia Focke ist überzeugt: „Der Wagen sieht interessant aus und schafft es, die Leute anzusprechen.“
Nach der großen Pause kommt eine siebte Klasse zum „durchkreuzer“, die Schüler setzen sich bei schönstem Frühlingswetter in den lichtdurchfluteten Wagen sowie auf die eigens angefertigten Hocker davor. Die Pastoralassistentin lässt ein Lied abspielen, spricht mit den Schülern über Zweifel im Leben, liest ermutigende Verse aus der Bibel vor und leitet eine Briefaktion an, bei der sich die Siebtklässler gegenseitig Komplimente machen.
Weitere spannende Stationen sind geplant
Schulleiter Alexander Willeke, der in diesem Moment vorbeischaut, zeigt sich angetan und sieht das Projekt als willkommene Möglichkeit der Begegnung: „Eine Kirche kann man hier nicht hinstellen, aber den ,durchkreuzer‘ schon“, sagt er – und bestätigt, dass die Aktion sowohl in der Schülerschaft als auch im Kollegium gut aufgenommen wurde.
Nach drei Tagen in Meppen hat Bistumsmitarbeiterin Nathalie Jelen den „durchkreuzer“ erst einmal wieder abgeholt. Die Pastoralreferentin und Projektleiterin der „Mobilen Kirche“ ist ebenfalls froh, dass die Tour quer durch die Diözese nun endlich beginnen kann, nachdem es eigentlich schon 2021 losgehen sollte. Sie freut sich nun auf viele weitere spannende Stationen: Die nächsten sind unter anderem das Hunteburger Open Air am 25. Mai und das Pfingstfestival Ahmsen vom 4. bis 6. Juni.
Sebastian Hamel
Der „durchkreuzer“ kann für Veranstaltungen gebucht werden.