Einsatz für Menschen mit Behinderungen
Energisch für mehr Teilhabe
Foto: Vitus Meppen
Die Initiative, kurz E.V.E. genannt, ist angedockt bei Vitus in Meppen: eine Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung. Auch Ina Wysotzki arbeitet dort. In dem neuen Projekt will die 39-Jährige für einen Perspektivwechsel in den Köpfen sorgen. Denn Menschen mit Behinderung sind nicht nur Empfänger von ehrenamtlichem Einsatz, sie können sich auch selbst an vielen Stellen in der Gesellschaft engagieren. „Das wird oft gar nicht mitbedacht“, sagen Ina Wysotzki und Projektkoordinatorin Heike Baalmann übereinstimmend. „Wir können wertvolle Dienste leisten“, sagt Wysotzki energisch. „Aber viele von uns werden mit ihrem Potenzial nicht wahrgenommen.“ Das fehlende Zutrauen ärgert sie schon ein wenig.
Energisch, gepaart mit freundlicher Beharrlichkeit – das zeichnet Ina Wysotzki aus. Wenn sie spürt, dass Menschen mit Behinderung übersehen, benachteiligt oder diskriminiert werden, meldet sie sich zu Wort. „Ich kann dann einfach meinen Mund nicht halten.“ Und das hängt auch mit eigenen Erfahrungen zusammen. Ein schwerer Herzfehler beeinträchtigt die Meppenerin von Kindesbeinen an, dazu kommen chronische Erkrankungen. Aber zu Hause gab es deswegen keinen „Sonderbonus oder so was“, dafür ist sie ihren Eltern und ihrem Bruder dankbar. „Die haben mir immer vermittelt, dass ich was kann.“
Und so hat Ina Wysotzki nie aufgegeben und sich immer selbst viel angeeignet: in der Frühförderung, im Internat, in der Schule oder später bei Vitus. Dort hat sie zuerst in der Werkstatt und Gastronomie gearbeitet, gehört jetzt zum Team der „Krämerei“: ein Ladenlokal in Meppen, in dem Menschen mit Behinderungen nachhaltige und regionale Produkte anbieten. Ihr gefällt die Tätigkeit dort sehr gut, sie schätzt den Kontakt mit Kunden und den Kollegen. „Ich bin für das Gebäck zuständig“, sagt sie und ein Blick in ihre Wohnung verrät, dass sie auch zu Hause gerne Kuchen zaubert.
Der Kalender ist voll mit Terminen zum Ehrenamt
Wenn ihr Kalender dafür Zeit lässt, denn der ist vollgepackt auch mit ehrenamtlichem Engagement. Dafür hat sie kürzlich den Sonnenschein-Preis der Caritas bekommen. Lang ist die Liste, wo sie überall aktiv war und noch immer ist. Das ist zum Beispiel der Behindertenbeirat im Landkreis Emsland und der Werkstattrat bei Vitus, das ist ihre Mitarbeit an einem inklusiven Stadtführer durch Meppen und einem Gesprächskreis mit der Kirchengemeinde. Und das ist vor allem die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ – ein Programm, das die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung stärken will. Ina Wysotzki unterstützt die Mitarbeiterinnen, berichtet und berät aus ihrer Sicht zu Arbeit, Wohnformen, Pflegeleistungen oder Anträge. „Ich kann zu vielen dieser Themen etwas sagen“, erklärt sie.
Mit Heike Baalmann wird sie künftig für „E.V.E.“ unterwegs sein. Beide wollen im Dozentinnendoppel für die Beschäftigten der Vitus-Werkstatt zum Beispiel Schulungen anbieten zum Thema „Ehrenamt – Was ist das?“ Oder sich auf die Suche machen nach möglichen Einsatzorten. Ina Wysotzki wird dabei nicht aufhören, sich für mehr Teilhabe einzusetzen. „Wir müssen in der Gesellschaft was verändern. Man soll mit uns sprechen und nicht über uns. Es muss einfach selbstverständlich sein, dass wir überall dabei sind“, sagt sie. Energisch.
Die Kontaktstelle Ehrenamt von Vitus ist erreichbar unter Telefon 0 59 31/80 72 52.