Auf ein Wort
Engagierte Innerlichkeit
„Wer Gott umarmt, findet in seinen Armen die Welt“, schreibt die Sozialpädagogin und Mystikerin Madeleine Delbrêl (1904–1994) in einem Vorort von Paris. In ihrem kurzen Credo ist meine Sehnsucht nach Frieden in Gerechtigkeit gut aufgehoben. Wer eintaucht in die Liebe Gottes und sich darin getragen fühlt, der taucht auf mitten in den Brennpunkten unserer Welt. Wer sich wie Jesus von Nazaret dem Leben liebend in die Arme wirft (Luzia Sutter-Rehmann), der wird täglich danken und staunen können und zugleich sich verbinden und solidarisieren mit Menschen auf der Flucht, mit Schwerstkranken, mit den Verlierer*innen unserer Gesellschaft.
In diese Tiefe und Weite führt uns auch das „kleine historische Credo Israels“ in der Lesung im Buch Deuteronomium. Die biblischen Vertrauensworte möchten uns zum Beginn der Fastenzeit in eine engagierte Innerlichkeit hineinführen. Ein froher Erntedank und eine Erinnerung an die schweren Zeiten der Großmütter und -väter sind keine Gegensätze mehr.
Was für ein befreiendes Gottesbild: Schreiende und verzweifelte Menschen werden hinausgeführt aus Rechtlosigkeit und Zukunftsangst, auch durch unser Mitgefühl und unseren Protest, damals und heute. Wir können uns jeden Tag neu der Geborgenheit Gottes anvertrauen, sie im tiefen Ein- und Ausatmen als Geschenk des Lebens feiern und sie weiterschenken im teilenden Miteinander. Wer in sich geht, wird sich mit Mut-Anfällen für mehr Menschlichkeit und Naturschutz einsetzen können.