Ausstellung im Nordhorner "Kirchenschiff"
Engel aus Treibholz
Foto: Petra Diek-Münchow
Jürgen Armbrust stellt eine Skulptur auf den Küchentisch. „Mein erstes Stück war gleich ein Engel“, sagt der 63-Jährige. Fein gemasertes Treibholz, gefunden an einem Strand in Irland, bildet den Körper. Der Rest einer Baumrinde formt sich zu zwei Flügeln, die sich sachte ausstrecken. Unverkäuflich ist dieses Erstlingswerk, „das bleibt hier bei uns“.
Zahlreiche solcher Engel, aber auch andere Objekte aus Holz und Metall hat Armbrust geschaffen. Vor zwölf Jahren hat er damit angefangen, als er bei einem Strandspaziergang Treibholz entdeckte und schnell auf die Idee kam, daraus einen Engel zu machen. Warum? „Weil ich den Gedanken schön finde, auf seinem Lebensweg einen Schutzengel an seiner Seite zu haben“, sagt der evangelische Christ und ihm fallen dazu mehrere Momente ein – wie seinerzeit, als er von einer Leiter fiel und mit einer Schramme davonkam.
Wie kann ich Engel für andere sein?
Katharina Engelen, die das „Kirchenschiff“ in Nordhorn leitet, kann das gut nachvollziehen. Genau dort, im Haus der Passantenpastoral an der Burgstraße 10, sind die Holzarbeiten von Jürgen Armbrust bis 20. Dezember zu sehen. „Engel werden als Boten Gottes bezeichnet“, sagt die Pastoralreferentin. Sie glaubt, dass der Gedanke, sich begleitet zu wissen im Alltag, unserer Gesellschaft und mit Blick auf die aktuelle politische Situation guttut. „Vielleicht kann die Ausstellung auch dazu beitragen, darüber nachzudenken, wann und wo ich für andere im Alltag eine Art Engel sein kann.“
Solche Werte sind Jürgen Armbrust wichtig. Seit zwei Jahren wohnt er mit seiner Frau in Uelsen in der Grafschaft Bentheim. Aus familiären Gründen, eine Tochter lebt im Nachbarort, sind beide aus Rheinland-Pfalz nach Niedersachsen gezogen. Bis zu seiner Rente hat er als Verwaltungsfachangestellter in Haßloch gearbeitet. Auch wenn die Region nahe der niederländischen Grenze „Neuland“ ist, sie fühlen sich wohl in der Wahl-Heimat. Haben sich einen Bekanntenkreis aufgebaut, schätzen Traditionen wie das dem Boßeln verwandte „Kloatscheeten“ und nachbarschaftliche Grillabende, machen in Vereinen und Chören mit.
In seinem Haus in Uelsen hat er sich eine kleine Werkstatt für die Engel und andere Holzarbeiten eingerichtet. Manchmal hat Armbrust gleich eine Idee für das Stück Treibholz in seiner Hand, manchmal muss sie etwas reifen. Aber immer denkt er darüber nach, welch langen Weg es wohl hinter sich hat. War es eine Schiffsplanke, ein Haus oder ein Baumstamm? In der Regel lässt er dem Holz seine Gestalt – säubert und bürstet es nur, aber geschliffen und poliert wird nichts. „Wind, Wasser und Sonne haben ihm schon ein einzigartiges Gesicht gegeben.“
Wie die Skulptur, die im Obergeschoss steht. Zwei Stücke aus Treibholz auf einem Stab nebeneinander, nichts weiter. Sofort denkt man an Engelsflügel. Immer mal wieder überlegt Armbrust, ob er Kopf oder Korpus ergänzen soll. „Ich glaube, das lass’ ich erst mal so.“