Angriff vor Hamburger Synagoge

Entsetzen über Anschlag auf Studenten

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Ein Jahr nach dem Anschlag von Halle gab es erneut einen mutmaßlich antisemitisch motivierten Anschlag. Vertreter von Politik und Religionen reagierten schockiert auf den Angriff auf einen jüdischen Studenten vor der Hamburger Synagoge.  

In dieser Hamburger Synagoge ist ein Student angegriffen worden.
In der Nähe dieser Hamburger Synagoge hat ein Angreifer einen Studenten mit einem Spaten angegriffen. 

Die Attacke auf einen jüdischen Studenten in Hamburg weckt Erinnerungen an den Anschlag von Halle vor knapp einem Jahr und sorgt bundesweit für Kritik: Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach von einer "Schande für unser Land". Der Rechtsstaat müsse alles tun, um jüdisches Leben zu schützen. "Wir müssen uns der Hetze noch entschiedener entgegenstellen und stärker für die Betroffenen von Hass und Gewalt da sein", erklärte sie am Montag in Berlin. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: "Hamburg steht fest an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger."

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sieht einen "tief sitzenden Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft". Der erneute Anschlag an einem jüdischen Feiertag mache noch einmal deutlich, wie wichtig eine Debatte über Antisemitismus, seine Hintergründe und die erforderlichen Gegenmaßnahmen sei, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einer klar antisemitischen Tat: "Die Situation, dass Juden in Deutschland vermehrt zur Zielscheibe von Hass werden, darf niemanden in einem demokratischen Rechtsstaat wie Deutschland kalt lassen." Die gesamte Gesellschaft müsse dem Hass gegen Juden entschieden entgegentreten - "im Sinne unserer Demokratie, unserer Freiheit und damit jüdisches Leben uneingeschränkt in Deutschland möglich ist".

Nach den Worten der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, weckt der Angriff fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Anschlag von Halle "die düstersten Erinnerungen in der jüdischen Gemeinschaft - weit über Hamburg hinaus". Hass und Intoleranz in allen gesellschaftlichen Sphären bis hinein in politische Parteien wie der AfD hätten den Boden für solche Angriffe bereitet. Eine Normalisierung von Antisemitismus im Internet und im öffentlichen Raum mache Judenhass mehr und mehr salonfähig.

Auch jüdische Organisationen zeigen sich erschüttert über die Spaten-Attacke auf den jüdischen Studenten. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, erklärte in New York, jüdische Einrichtungen müssten ausreichend Polizeischutz haben, so dass Juden frei und ohne Angst und Belästigung ihren Glauben ausleben könnten. In Hamburg sei die Sicherheitspräsenz nicht ausreichend gewesen.

Während einer studentischen Feier anlässlich des Jüdischen Laubhüttenfestes in der Hamburger Synagoge hatte am Sonntag ein militärisch gekleideter Angreifer einem jüdischen Studierenden mit einem Spaten eine schwere Kopfverletzung zugefügt. Sicherheitskräfte konnten den Angreifer überwältigen. Ein Jahr zuvor waren bei einem Anschlag auf eine Synagoge während Jom Kippur in Halle zwei Menschen gestorben.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) erklärte, der Angriff sei ein erneuter Schock für die jüdische Gemeinde in Deutschland. "Es ist unerträglich zu erleben, dass sich Hass und Gewalt gegen Juden immer wieder auf deutschen Straßen entlädt", erklärte der Frankfurter Rabbiner Avichai Apel. "Doch wir wollen auch nach vorne schauen: Jüdisches Leben gibt es seit rund 1.700 Jahren in Deutschland - es gehört zum deutschen Alltag einfach dazu - das muss zur Selbstverständlichkeit werden", sagte Apel.

kna