Gesprächsabende zum Thema Macht

"Es geht nicht darum, jemanden anzuklagen"

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Zum Thema „Über Macht sprechen macht nichts – oder doch!?“ bietet das Seelsorgeamt für Gremien, Verbände. Gemeinde- und Pastoralteams moderierte Gesprächsabende an. Sie sollen dazu beitragen, einen anderen Umgang mit Macht einzuüben und Kirche weiterzuentwickeln, erklärt Maria Bruns.


Maria Bruns vom Bereich Gemeindeentwicklung
im Seelsorgeamt. Foto: privat

Über Macht sprechen – wie wichtig ist das in der Kirche?

Das ist sehr wichtig. Zum einen, um den sexuellen Missbrauch aufzuarbeiten und ihm vorzubeugen. Denn wenn Macht nicht thematisiert wird, entstehen Räume für Missbrauch. In diesem Zusammenhang ist das Angebot auch entstanden. Wir wollen dazu beitragen, Fehlverhalten vorzubeugen und bestmöglich zu vermeiden. 

Wie soll das gehen?

Im Sinne der Kirche der Beteiligung werben wir dafür, sich regelmäßig mit dem eigenen Erleben von Macht auseinanderzusetzen und sich darüber vor Ort auszutauschen. Alle Beteiligten sollten wissen, welche Macht, welche Befugnisse und Entscheidungskräfte ihnen zustehen. Das Thema muss besprechbar sein. Das kann Konfliktherde bergen, daher sind wir als Moderatoren bei den Gesprächen dabei.

Ist Macht noch zu oft ein Tabuthema?

Ja. Viele Rückmeldungen zeigen auch, dass Macht von vielen Menschen in erster Linie negativ gesehen wird. Niemand will Macht haben, auch in den Gremien nicht. Solange sie aber nicht missbraucht wird, ist Macht nichts Negatives. Sie kann auf allen Ebenen eine Wirkkraft für Gestaltung haben. Wir sollten das positiv sehen und gewinnbringend nutzen. 

Macht es Sinn, noch vor den Gremienwahlen das Thema zu besprechen?

Es dient auf jeden Fall der Werbung. Es geht darum, dass Kandidaten im Vorfeld erfahren, was sie erwartet und welche Möglichkeiten sie haben, wenn sie gewählt werden. Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand sind Leitungsgremien. Die Mitglieder sind legitimiert, ihre Meinung zu äußern und Entscheidungen zu treffen. Corona hat in einigen Gemeinden in diesem Zusammenhang diese Machtfrage sicher offengelegt. Auch für finanzielle Entscheidungen, die in jeder Gemeinde anstehen, ist es wichtig, das Thema klarzuhaben. 

Wie können Gemeinden sich anmelden?

Die Gemeinden oder Vorstände melden sich bei uns, dann gibt es zunächst ein Vorbereitungsgespräch, in dem wir erfahren, was vor Ort wichtig ist. Wir werden den Abend gestalten und moderieren und so dafür Sorge tragen, dass die Themen sachlich bearbeitet werden können. 

Hat das Konsequenzen?

Rückmeldungen an die Bistumsleitung sind möglich und erwünscht. Es hat eine Bedeutung, was vor Ort erlebt wird und es muss Auswirkungen haben, wenn man sich damit beschäftigt. Wir nehmen die Rückmeldungen auf jeden Fall mit. Dabei geht es nicht darum, jemanden anzuklagen, sondern gute Rahmenbedingungen zu schaffen.

Interview: Astrid Fleute

Am 21. Februar um 19 Uhr findet eine Onlineveranstaltung zum Thema „Über Macht muss man reden“ statt. Anmeldung (auch für moderierte Gesprächsabende) bei Birgit Witte, Telefon 05 41/ 31 82 21, E-Mail: b.witte@bistum-os.de