Zwei Seelsorgerinnen über unermessliches Leid und christliches Engagement
"Es gibt dann keine Worte mehr"
Foto: Bettina Flitner
Schwester Lorena Jenal hält den Kopf einer Frau, die von ihren Peinigern gefoltert wurde.
Frau Scholten, 2015, beim Absturz der Germanwings-Maschine von Barcelona nach Düsseldorf, sind 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen des Gymnasiums in Ihrem Ort ums Leben gekommen. Wie haben Sie die Menschen in Haltern nach der Katastrophe erlebt?
Cäcilia Scholten: Ich saß zu Hause und habe Masterarbeiten korrigiert, da kamen meine Kinder und ein paar Mitschüler rein, mit Tränen in den Augen. Sie sagten, der Direktor habe eine Durchsage gemacht: „Packt eure Sachen, geht alle nach Hause.“ Und sie wussten von Gesprächen auf dem Schulhof bereits vom Absturz des Flugzeugs. Mein Gedanke war: Wenn so was ist, sammle ich die Schülerinnen und Schüler, statt sie wegzuschicken. Ich bin dann also zur Schule gefahren, und da waren ganz viele Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof.
Anfangs war noch nicht klar, ob die Schüler wirklich in dem abgestürzten Flugzeug gesessen hatten, oder?
Scholten: Genau. Man wusste, dass es die Maschine war, die die Schulklasse gebucht hatte. Es war aber unklar, ob sie wirklich drin war. Weil wir neben der Schule wohnen, war ich zufällig als Erste dort, noch bevor die anderen Seelsorger eintrafen. Als Psychologin kenne ich mich mit Traumata aus, mit Begleitung und Supervision. Ich wusste, erst mal heißt es nach so einer Katastrophe: da sein und das Unaussprechliche gemeinsam aushalten.
Wie haben die Leute da auf Sie gewirkt?
Scholten: Verstört. Viele Schülerinnen und Schüler wussten nicht, wohin mit sich. Alle liefen durcheinander. Wenn jemand ein Trauma erleidet, einen Schock, dann braucht es Orientierung. Es gibt in solchen Situationen Leute, die fallen um; andere fangen an zu schreien; wieder andere werden ganz still.
Schwester Lorena, auch Sie begleiten Menschen, die eine unfassbare Katastrophe erlebt haben. Sie helfen in Papua-Neuguinea Frauen, die als Hexen verfolgt und gefoltert worden sind. Für mich klingt es unglaublich, dass es so etwas heute überhaupt noch gibt.
Sr. Lorena Jenal: Ja, das ist auch unglaublich. Wenn hier zum Beispiel ein Politiker stirbt, weil er Alkoholiker war und seine Leber zerstört hat, dann wird oft ein Sündenbock gesucht. In den allermeisten Fällen ist dieser Sündenbock eine Frau, die diesen Mann nicht einmal kennt. Häufig eine hübsche, starke Frau. Es wird behauptet, sie sei eine Hexe und verantwortlich für den Tod des Mannes. Sie soll gefoltert werden, bis sie zugibt: „Ja, ich bin eine Hexe. Ich habe ihn umgebracht.“ Aber ich möchte, bevor ich weitererzähle, erst einmal sagen: Cäcilia … ich darf doch Cäcilia sagen?
Scholten: Sehr gern!
Sr. Lorena: Danke! Cäcilia, ich glaube, wir sind uns sehr nahe, das merke ich jetzt schon. Ich denke wie Sie: Da sein und mittragen ist das Wichtigste – im vollen Bewusstsein, dass jeder Mensch anders auf eine Katastrophe reagiert. Die Frauen, denen ich helfe, sind durch die Hölle gegangen. Für diese Frauen ist Berührung ganz wichtig. Aber jede Frau ist so schrecklich gefoltert worden, dass es manchmal keine Stelle an ihrem Körper mehr gibt, die ich berühren kann.
Woran merken Sie das?
Sr. Lorena: Ich sehe das daran, dass überall nur noch Blut und Eiter sind. Vielleicht kann ich der Frau dann noch die Stirn küssen, denn in der Kultur von Papua-Neuguinea ist die Stirn ganz wichtig. Ansonsten sitze ich einfach nur da, lasse mich auf ihren Schmerz ein und stehe das alles mit ihr durch. Es gibt dann auch keine Worte mehr. Worte sind manchmal sowieso fehl am Platz und Trost auch. Wichtig ist: Ich stelle sicher, dass diese Frau keinen Moment alleine ist, für mindestens drei Tage, rund um die Uhr. Denn sonst hat sie Angst, dass wieder jemand kommt, der sie verletzen oder sogar töten will.
Wann haben Sie so einen schlimmen Fall mal erlebt?
Sr. Lorena: Kürzlich kam ich zu einer Frau und realisierte, dass sie vom Hals bis zu den Zehenspitzen gefoltert worden war. Ich saß bei ihr auf dem Boden, damit ich ihr in die Augen blicken kann. Sie hatte ganz offene, hoffnungsvolle Augen. Plötzlich nahm sie meine Hand, legte sie auf ihren Bauch und sagte: „Schwester Lorena, kannst du deine Hände einfach auf meinem Bauch lassen? Da tut es so schrecklich weh.“ Wir haben ihr dann eine Infusion gelegt, denn sie war total ausgetrocknet von der langen Folterung. Auf der Intensivstation sagte sie zu mir: „Kannst du mich noch segnen und ein Gebet über mich sprechen?“ Fünf Stunden später war sie tot.
Frau Scholten, was denken Sie, wenn Sie das hören mit Ihrem ganz anderen kulturellen Hintergrund?
Scholten: Erst mal fällt mir ein wichtiger Unterschied zwischen uns auf: Schwester Lorena hat es mit den direkt Betroffenen zu tun, die auch medizinische Hilfe brauchen. Ich habe nach der Germanwings-Katastrophe indirekt Betroffene begleitet: Angehörige, Freunde, Mitschüler, Lehrer. Die brauchten eher psychologischen Beistand. Was uns verbindet, ist die Frage: Wie halten wir die Hilflosigkeit aus? Wie halten wir aus, dass schreckliche Dinge passieren, die wir nicht beeinflussen können und mit deren Auswirkungen wir umgehen müssen?
Wie haben Sie das gemacht?
Scholten: Als nach und nach die Familien in die Schule kamen, haben wir Seelsorgerinnen und Seelsorger uns aufgeteilt und alle verfügbaren Kräfte haben unterschiedliche Menschen betreut. Die Familie, die ich betreut habe, konnte nichts sagen. Wir haben zwei Stunden mehr oder weniger stumm nebeneinandergesessen. Und geweint. Ich habe auch geweint.
Das klingt bedrückend.
Scholten: Andere haben geschrien, waren wütend oder haben auch still geweint. Es war sehr chaotisch. Irgendwann kam die Bestätigung, dass die Gruppe tatsächlich in dem Flugzeug saß. Und jemand sagte: „Wir brauchen die Bestätigung gar nicht. Innerlich wussten wir es schon.“ In so einem Moment kann man erst mal nur da sein. Irgendeine körperliche Berührung wäre da völlig unangemessen gewesen.
Warum?
Scholten: Weil wir in unserem Kulturkreis mit Berührungen vorsichtiger umgehen. Später, wenn die Betroffenen und ich uns bei unseren monatlichen Treffen begegnet sind, haben wir uns natürlich auch mal in die Arme genommen. Aber im ersten Moment kannten wir uns ja noch gar nicht.
„ Es ist das christliche Menschenbild, das uns verbindet.“
Sr. Lorena: Cäcilia, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Sie sind eine Seelenfreundin!
Scholten: Danke für das Kompliment, Schwester Lorena, ich gebe das gern zurück! Und ich glaube: Bei aller Unterschiedlichkeit ist es das christliche Menschenbild, das uns verbindet. Die Haltung, zu bleiben, wenn andere gehen – und Frieden bringen zu wollen, wo Gewalt ist. Die Frage ist doch: Wem wenden wir uns als Christinnen und Christen zu? Was Sie erzählen, erinnert mich an den Missbrauchsskandal in der Kirche in Deutschland. Wir haben auch hier in Haltern einen Missbrauchsfall gehabt und ich habe Betroffene begleitet. Mir ist es wichtig, Betroffenen zu sagen: „Wir zweifeln nicht an, was ihr sagt. Wir stellen uns auf eure Seite.“
Schwester Lorena, inwiefern hilft Ihnen Ihr Glaube bei der Begleitung der Betroffenen?
Sr. Lorena: Ich komme immer wieder mit den Tätern in Kontakt. Mit Männern, die Folterer sind und mir sogar das Messer an den Hals legen. Ich sage ihnen: „Auch du bist Abbild einer höheren Macht. Lieber Bruder, weißt du, dass du von einer Frau geboren wurdest und dich an der Brust einer Frau ernährt hast? Und weißt du, dass wir im christlichen Glauben verkünden, dass sogar der Sohn Gottes von einer Frau geboren wurde?“ Das ist mir ein enorm wichtiges Anliegen, denn in unserer patriarchalischen Gesellschaft werden Frauen immer noch als Menschen zweiter Klasse angesehen. Sie haben keine Rechte, keine Würde, keine Werte. Sie sollen nur Kinder gebären und dem Mann zur Verfügung stehen. Dagegen kämpfe ich seit über 40 Jahren und dagegen werde ich weiter kämpfen, bis ich sterbe.
Wie reagieren die Täter, wenn Sie so etwas zu ihnen sagen?
Sr. Lorena: Die drohen mir noch einmal mit dem Messer. Ich weiß jedes Mal, das könnte mein letzter Tag sein. Mit dieser Realität muss ich leben.
Scholten: Ich bewundere Sie, Schwester Lorena. Sie haben über Ihr christliches Menschenbild gesprochen. Auch ich glaube an die Gottesebenbildlichkeit aller Menschen. Und trotzdem tun wir Menschen uns auf dieser Erde unendliches Leid an. Der Pilot hat die Germanwings-Maschine absichtlich gegen die Berge gelenkt. Als das bekannt wurde, war es ein zweites Trauma für die Familien: Es war kein Unglück, sondern ein erweiterter Suizid, ein Tötungsdelikt! Bei Ihnen in Papua-Neuguinea sollen Frauen sterben, weil irgendjemand behauptet, sie sei für einen Tod verantwortlich, mit dem sie überhaupt nichts zu tun hat. Ich finde es hervorragend, Schwester Lorena, den Täter mit einer Provokation ins Nachdenken zu bringen. Ich nenne das Schocktherapie.
Sr. Lorena: Ich muss sie richtig schockieren, sonst hören die nicht mehr zu.
Scholten: Ja. Aber dazu braucht es unglaublich viel Mut. Und es braucht eine starke Spiritualität, um in solchen Situationen mit dem Glauben zu argumentieren.
Frau Scholten, inwiefern hat Ihnen der Glaube bei der Begleitung der Betroffenen geholfen?
Scholten Ich bin jetzt über 25 Jahre als Psychologin unterwegs und habe im Laufe meiner Tätigkeit schon alles erlebt, was Menschen sich gegenseitig antun. Manchmal bin ich da ratlos. Dann hilft es mir, ins Gebet zu gehen und mir klarzumachen: Als Gott die Welt erschaffen hat, hat er sie anders gemeint. Und wir Menschen haben die Verantwortung, die Welt besser zu verlassen, als wir sie übernommen haben. Und dafür kann ich etwas tun – auch wenn das manchmal nur in Minischritten geht.
Wie haben Sie die Hinterbliebenen gestärkt?
Scholten: Am ersten Abend haben wir einen Gottesdienst gefeiert. Und wir haben die Familien intensiv begleitet. Es dauerte unendlich lange, bis die Leichen der Getöteten von der französischen Justiz freigegeben wurden – und fast zwei Monate, bis die Beerdigungen stattfinden konnten. Diese lange Durststrecke war für die Familien unerträglich. Wir haben sie bestärkt, ihren eigenen Weg in der Trauer zu gehen. Wenn 16 Familien gleichzeitig trauern, vergleichen sie sich: Wer macht es richtig? Wer macht was falsch? Wir haben versucht, ihnen die Last dieser Vergleiche abzunehmen und zu sagen: „Jede Familie trauert anders. Und das ist in Ordnung.“
Schwester Lorena, Sie betreuen die gefolterten Frauen in Ihrem Haus der Hoffnung. Woran merken Sie, dass es einer Frau wieder so gut geht, dass Sie sie gehen lassen können?
Sr. Lorena: Das merke ich daran, dass der Ehemann jede Woche dreimal kommt und sagt: „Ich will meine Frau zurück. Ich liebe sie. Die Kinder brauchen sie. Und ich habe auch mit allen Verantwortlichen im Dorf gesprochen. Wir sind sicher, dass die Frau zurückkommen kann und dass sie hier jetzt sicher ist.“ Dann geben wir dem Mann die Frau zurück.
„ In der Therapie müssen sie das ganze Leid rausschreien.“
Aber dann ist sicher noch längst nicht alles wieder gut, oder?
Sr. Lorena: Nein, natürlich nicht. Bis die Frau wirklich wieder gut und sicher in ihrem Dorf leben kann, ist es ein unendlich langer Prozess. Wir müssen alle Menschen einbeziehen, die im Dorf das Sagen haben, etwa den Pastor und das Dorfgericht. Wir besuchen die Frau in ihrer Familie weiter jede Woche. Und wir gehen jeden Monat in die Schule dort, zu den Lehrern und in die Klassen. Wir stellen sicher, dass die Kinder von klein auf lernen: Es gibt keine Hexen. Aber auch mit den Frauen selbst bleibt nach ihrer Entlassung aus dem Haus der Hoffnung noch ganz viel Arbeit.
Wie sieht die aus?
Sr. Lorena: Wenn die Frauen körperlich wieder dazu fähig sind, müssen sie in der Therapie das ganze Leid rausschreien. Sie können das Leid auch zeichnen, denn die meisten von ihnen können nicht schreiben. Eine Frau hat mal sich selbst gezeichnet, wie sie wieder aufblüht wie eine wunderschöne Orchidee. Ein gutes Zeichen dafür, dass eine Frau aus dem Schlimmsten raus ist, ist auch, wenn sie fragt: „Gehst du mit mir ein schönes Kleid kaufen?“ Das dürfen sie dann selber machen. Sie müssen wieder schön angezogen sein, sie müssen sich die Nägel lackieren. Wir legen großen Wert darauf, dass die Frau zeigt: Ja, ich bin jetzt wieder jemand. Ich verstehe mich als eine Frau mit Rechten, mit Würde, mit Einmaligkeit. Ich möchte das gern an einem Beispiel erklären.
Bitte, gern!
Sr. Lorena: Vor sechseinhalb Jahren traf ich Paulina. Auch sie war gefoltert worden. Tagelang wussten wir nicht, ob sie überleben wird. Als wir sie zum ersten Mal zu ihrer Familie begleitet haben, haben ihre Gegner im Dorf mein Auto mit Steinen beworfen. Und wisst ihr, was jetzt ist, nach vielen, vielen Gesprächen mit ihr und allen Leuten in ihrem Dorf? Ihre Gemeinschaft, die Kirche, die Schule – sie alle brauchen Paulina jetzt als Friedensvermittlerin, wenn sie eine Krise haben. Da seht ihr, was diese ganzheitliche Arbeit aus einer gefolterten Frau machen kann.
Scholten: Das Leben geht manchmal hart an die Grenze. Und Sie beschreiben das gerade an dem Beispiel von Paulina so schön. Das rührt mich sehr.
Frau Scholten, wie haben Sie die Entwicklung der Familien in den Monaten und Jahren nach der Germanwings-Katastrophe erlebt?
Scholten: Sie haben unterschiedlich lange ge-braucht, um alles zu verarbeiten. Eine Familie hat schon nach einem dreiviertel Jahr das Lea-Drüppel-Theater gegründet. Es erinnert an ihre Tochter Lea, die die Musik und das Schauspiel geliebt hat und bei dem Absturz ums Leben gekommen ist. Diese Familie kümmert sich jetzt um die Theaterausbildung von Schülerinnen und Schülern. Eine andere Familie hat eine Stiftung gegründet, mit der sie internationale Begegnungsreisen von Schülerinnen und Schülern unterstützt, die nicht so viel Geld haben.
Wie schön!
Scholten: Das stimmt! Jede Familie geht anders mit der Trauer um. Die einen werden erst kreativ und Trauer und Wut kommen später. Andere schweigen erst lange und dann kommen die Worte heraus. Manche haben den Verlust ihrer Kinder auch bis heute nicht überwunden. Andere haben es schneller geschafft, aus dem Tunnel herauszukommen und die Weite des Lebens wieder zu entdecken und zu genießen. Ich ermuntere jede Familie, ihren eigenen Weg zu finden – und zu akzeptieren, dass alles immer mal wieder hochkommt. Die Narbe bleibt. Manchmal geht sie auch wieder auf. Diese Katastrophe ist schließlich eines der prägendsten Ereignisse ihres Lebens.
Können Sie beide sagen, wie die Betroffenen mit der Wut auf den Täter umgegangen sind?
Sr. Lorena: Auch im Umgang mit dem Täter hat jede Frau total anders reagiert. Eine hat mir einmal gesagt: „Wenn ich diesen Mann treffe, töte ich ihn.“ Und jetzt hat sie mit ihm vor kurzem an einem Tisch gesessen und gegessen. Am nächsten Tag kam sie zu mir und sagte: „Lorena, weißt du, was? Ich will ihn nicht mehr töten. Aber ich will, dass er angeklagt wird und hinter Gitter kommt.“
Frau Scholten, bei Ihren Betroffenen ist der Fall ganz anders, denn der Täter ist tot. Wie sind die mit der Wut umgegangen?
Scholten: Erst mal war die Wut unfassbar groß. Die einen drücken sie sofort aus. Sie schlagen auf einen Boxsack ein und sagen: „Wenn ich könnte …“ Andere gehen in den Wald und schreien. Und wieder andere verstummen. Natürlich ist es bei einem toten Täter, bei dem es kein Gerichtsverfahren und keine Anklage mehr geben wird, noch schwieriger, mit der Wut umzugehen. Da sind die Menschen noch ein Stück ohnmächtiger.
Nun sind wir am Ende dieses Gesprächs angekommen. Was haben Sie beide gelernt?
Sr. Lorena: Ich habe von Ihnen, Cäcilia, ganz viel gelernt. Und ich glaube, wir haben wirklich das gleiche christliche Menschenbild – auch wenn wir so weit voneinander entfernt wohnen, am jeweils anderen Ende der Welt.
Scholten: Ich bin unendlich dankbar, dass wir so intensiv über menschliche Regungen geredet haben – auch wenn wir in so unterschiedlichen Kulturen arbeiten. Die Beispiele, die Sie gebracht haben, Schwester Lorena, flößen mir riesigen Respekt vor Ihrer Arbeit ein. Ich werde Sie in meinem Gebet begleiten, Schwester Lorena.
Sr. Lorena: Ich Sie auch, Cäcilia.
Zu den Personen
Cäcilia Scholten (62) ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Theologin und Psychologin lebt und arbeitet in der Pfarrei St. Sixtus in Haltern am See. Neben der Entwicklung von innovativen Projekten begleitet sie Einzelne und Gruppen in Supervision, Beratung und Therapie. Nach der Germanwings-Katastrophe hat sie Angehörige, Freunde, Mitschüler und Lehrer der getöteten Passagiere aus Haltern begleitet.
Schwester Lorena Jenal (75) ist in der Schweiz aufgewachsen. Seit fast 50 Jahren engagiert sich die Franziskanerin in Papua-Neuguinea für Menschenrechte und Nächstenliebe. Sie unterstützt alleinerziehende Mütter, hilft Opfern häuslicher Gewalt und vermittelt bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Clans. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet seit vielen Jahren der Kampf gegen moderne Hexenverfolgung. Mit der Hilfe von missio in Aachen hat Schwester Lorena ein Schutzzentrum aufgebaut. Die mutige Ordensfrau konnte mit ihrem Team 352 Frauen aus den Fängen der Folterer retten.