Theologe Magnus Striet über Warnungen vor Kirchenspaltung

"Es gibt das Schisma längst"

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Es gebe längst eine Distanz zum Lehramt, sagt der Theologe Magnus Striet. Warnungen, der Synodale Weg führe in eine Spaltung, hält er für verfehlt.

Foto: kna/Dieter Mayr
Nimmt das Schreiben internationaler Bischöfe nicht allzu ernst: der Freiburger Theologe Magnus Striet. Foto: kna/Dieter Mayr


Der Freiburger Theologe Magnus Striet hält die von Gegnern des Reformprojekts Synodaler Weg vorgebrachten Warnungen vor einer Kirchenspaltung für verfehlt. Immer wieder sei von einem drohenden Schisma zu hören, schreibt Striet in einem Gastbeitrag auf dem Portal katholisch.de. Unverblümt spielten die Kritiker auf die zurückliegende Bewegung an, die der Reformator Martin Luther mit seiner Kritik an der Kirche des 16. Jahrhunderts ausgelöst habe. "Sich sorgen, dass ein Schisma kommen könnte, müssen die Kritiker sich aber nicht. Es gibt das Schisma längst", so Striet.

"Die innere Distanz zu dem, was angeblich als verbindlich zu glauben vom Lehramt der römisch-katholischen Kirche vorgegeben wird, ist in vielen katholischen Milieus so ausgeprägt, dass hier auch nichts mehr zu kitten ist", bilanziert der Theologe. "Ob dieser Prozess im deutschsprachigen Raum nur intensiver vorangeschritten ist als in anderen kulturellen Kontexten, vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist der Geschmack an der Freiheit, den längst auch viele Katholikinnen und Katholiken als evangeliumsgemäß kosten wollen, der die Distanz geschaffen hat."

Striet äußerte sich mit Blick auf einen Offenen Brief, in dem 74 Bischöfe vor allem aus Nordamerika und Afrika die Befürchtung äußern, die beim Synodalen Weg angestrebten Änderungen könnten abermals eine Kirchenspaltung von deutschem Boden auslösen. Das Schreiben der Kardinäle und Bischöfe nehme er intellektuell jedoch "nicht allzu ernst", so der Freiburger Theologe.

Zugleich warnt er vor seiner Ansicht nach überzogenen Erwartungen an das 2019 gestartete Reformprojekt Synodaler Weg. "Wenn es einen Konstruktionsfehler des Synodalen Wegs gibt, dann besteht er darin, dass seine Protagonisten (wenn es stimmt) ernsthaft geglaubt haben oder immer noch glauben, in relativ kurzer Zeit weltkirchliche Veränderungen herbeiführen zu können." Vor diesem Hintergrund sei die Anerkennung der Rechte von nicht-heterosexuellen Menschen noch das geringere Problem. Schwieriger werde sich vermutlich die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gestalten, "nachdem vergangene Päpste verboten haben, auch nur die Frage zu diskutieren".

Unabhängig vom Synodalen Weg lasse sich auch in anderen Ortskirchen eine wachsende Unruhe beobachten, fügt Striet hinzu. Die Probleme seien möglicherweise anders gelagert, ließen sich aber noch lange nicht mit einer "römischen Einheitsdoktrin" regulieren. 

kna