12 000 Gemeindemitglieder aus 52 Nationen

„Es ist richtig bunt“

Image
45_international.jpg

In Frankfurt gibt es eine Internationale Gemeinde. 12 000 Gemeindemitglieder aus 52 Nationen. Pfarrer Christian Enke und Gemeindereferentin Lori Bemb kümmern sich an drei Kirchorten um die Seelsorge für die Menschen.



Sie kümmern sich um die „International Parish“ im Bistum Limburg: Gemeindereferentin Lori Bemb und Pfarrer Christian Enke.


Sie ist eine ganz besondere unter den Pfarreien im Bistum Limburg: die „International Parish“ oder Internationale Gemeinde. „Es war ursprünglich eine amerikanische Gemeinde“, weiß Lori Bemb. Die Gemeindereferentin stammt selbst aus den USA, lebt aber schon seit 1989 in Deutschland. Bischof Franz Kamphaus habe damals wegen der vielen amerikanischen Soldaten und Firmen im Rhein-Main-Gebiet die Gründung der englischsprachigen Gemeinde angestoßen. Doch diese zog schon bald auch viele andere Katholiken aus aller Welt an. „Englisch ist heute einfach die Sprache, die jeder spricht“, sagt Lori Bemb, und Frankfurt sei eben eine internationale Stadt.

Gottesdienstteilnehmer sind sehr viel jünger

So kommen die rund 12 000 Gemeindemitglieder, die längst nicht nur in Frankfurt wohnen, aus 52 Nationen, wie eine aktuelle Erhebung gezeigt hat. Ihre Heimatländer liegen rund um den Globus, von Neuseeland über die Philippinen oder Indien, Italien oder Luxemburg bis nach Nordamerika. „Es ist richtig bunt“, sagt Pfarrer Christian Enke. Er ist vielen im Bistum als Gehörlosenseelsorger bekannt. Den zweiten Teil seiner Arbeit widmet er seit 2020 der Internationalen Gemeinde und bildet mit Lori Bemb das kleine Pastoralteam der Pfarrei.
In der ist vieles anders als in den deutschsprachigen Pfarreien des Bistums, hat Enke schon erfahren, auch wenn die Pandemie, wie überall, das Leben ein Stück ausgebremst hat. Zu den auffälligsten Unterschieden zählt der Pfarrer, dass die Gottesdienstteilnehmer sehr viel jünger seien. Viele seien von ihren Firmen für einige Jahre ins Rhein-Main-Gebiet entsandt. Andere haben einen deutschen Partner geheiratet. „Sie alle suchen Anschluss“, weiß Lori Bemb. Die Kinder besuchten in der Regel Internationale Schulen, an denen Englisch die Unterrichtssprache ist. Vielfach werde auch daheim Englisch gesprochen, vor allem, wenn Vater und Mutter aus unterschiedlichen Nationen stammten. Alle freuten sich über die Möglichkeit, in dieser „Brückensprache“ auch den Gottesdienst feiern zu können, gemeinsam als Familie.  Sehr geschätzt werde die Offenheit, die sich unter anderem in einer Welcome-Kultur zeige, berichtet Lori Bemb: „Wir haben dafür sogar ein eigenes Lied.“ „You’re welcome in the name of the Lord“, singt sie den Kehrvers direkt mal vor: Du bist willkommen im Namen des Herrn. Einen besonders hohen Stellenwert habe das Treffen nach dem Gottesdienst, eben weil alle von weiter her kommen und sich nur sonntags hier sehen. „Das ist allerdings etwas, was sehr unter Corona leidet“, bedauert Enke. Auch anderes konzentriert sich auf den Sonntag, Gremiensitzungen etwa. Wobei das synodale Prinzipvielen nicht vertraut ist und daher erklärungsbedürftig ist.
Weil es in der Gemeinde kaum alte Menschen gibt, „haben wir keine Seniorennachmittage“, nennt Lori Bemb einen weiteren Unterschied zu deutschen Gemeinden. „Und ich habe fast keine Beerdigungen mehr“, ergänzt Pfarrer Enke. Dafür höre er deutlich öfter Beichte. Auch der Rosenkranz habe einen höheren Stellenwert. Für den Priester ist seine Gemeinde so stets auch ein Blick in die Weltkirche – mit der gerade Menschen, die ständig ihre Heimaten wechseln, eher Vertrautheit verbänden.

Ständiger Wechsel ist herausfordernd

Spannend finden Bemb und Enke es jedesmal, wenn der Sommer viele Abschiede bringt, weil Familien aus beruflichen Gründen weiterziehen. „Im Juni dachten wir, in Liederbach werden wir im Herbst keine Messdiener mehr haben“, erzählt Enke. „Doch im September waren plötzlich eine ganze Reihe neuer Ministranten da.“ Mit dem ständigen Wechsel zu leben, sei herausfordernd, aber auch „nie langweilig“, meint Lori Bemb mit einem Lächeln. Weil die Internationale Gemeinde keine eigenen Immobilien hat, sondern Gast ist in St. Leonhard und Heilig Kreuz in Frankfurt sowie in St. Marien in Liederbach, heißt es, sich in manchen Dingen zu arrangieren. Sich um keine Immobilie kümmern zu müssen, sei sehr entlastend – Pfarrer Enke empfindet auch diese Erfahrung nicht als die schlechteste. 

Von Barbara Schmidt

https://parish-frankfurt.de