Das Haus David in der Bibel

Ewig auf dem Thron

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„Ich werde dir einen großen Namen machen“, stellt Gott seinem Knecht David in Aussicht. Und tatsächlich: Das Haus und Geschlecht Davids spielen eine bedeutende Rolle in der Bibel – im Alten und bis ins Neue Testament hinein.

Diese Statue zeigt den David von Michelangelo.
Bereit, den Kampf gegen Goliat aufzunehmen: So zeigt Michelangelo den jungen David.

Von Kerstin Ostendorf

Es ist die Geschichte eines rasanten Aufstiegs: Vom Schafhirten in Betlehem wird David zum prägenden König Israels. Mit Gott an seiner Seite kann er seine Feinde schlagen und ein Königreich aufbauen. Da ist es nicht verwunderlich, dass David Gott einen Tempel bauen möchte, wie es in der Lesung an diesem Sonntag heißt. Jahwe soll nicht länger in einem einfachen Zelt wohnen, wenn David, der ja nur der irdische König ist, in einem Palast lebt. Doch Gott lehnt ab. Der Prophet Natan verkündet hingegen: „Dein Haus und dein Königtum werden vor dir auf ewig bestehen bleiben; dein Thron wird auf ewig Bestand haben.“ 

Woher stammt David, dass er von Gott auserwählt wurde? König Davids Vater ist Isai, auch Jesse genannt. Das erste Samuelbuch beschreibt, dass er in Betlehem lebt und acht Söhne hat. Isai tritt ausschließlich in der Rolle des Vaters auf: Er lässt David vom Feld holen, als der Prophet Samuel zu ihnen kommt, um einen neuen König für Israel zu salben. Er schickt David in den Dienst von König Saul. 

Als es zum Konflikt zwischen den Philistern und Israel kommt, schickt Isai David ins Feldlager, damit er sich nach seinen drei Brüdern erkundigt. David hört, wie der Philister Goliat sich über Israel lustig macht, erträgt den Hohn nicht und stellt sich als einziger Israelit dem Kampf mit ihm. So zieht er die Aufmerksamkeit Sauls auf sich, der wissen will, wessen Sohn er sei. „Der Sohn deines Knechtes Isai aus Betlehem“, antwortet David. Der Prophet Jesaja greift das Bild auf: „Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ Das Weihnachtslied „Es ist ein Ros’ entsprungen“ greift darauf zurück.

Und Davids Großvater und Urgroßvater? Hier knüpft Davids Stammbaum direkt an die Geschichte der Moabiterin Rut an. Als ihr Ehemann stirbt, wird sie die Frau des Großgrundbesitzers Boas, der in Betlehem lebt. Ihr gemeinsamer Sohn Obed ist Isais Vater, Rut und Boas sind die Urgroßeltern Davids. David hat also fremdländisches Blut in den Adern – die Moabiter sind quasi Erbfeinde Israels.

Schon die Propheten haben Betrug und Heuchelei angeprangert

Und wie geht es nach dem Tod Davids mit dem Königreich und seiner Familie weiter? Beim Evangelisten Matthäus wird als direkter Nachfolger von König David dessen Sohn Salomo genannt, der aus dem Seitensprung mit Batseba entstanden ist. Das Alte Testament erzählt, dass Salomo 40 Jahre regiert hat. Er erhält das Großreich seines Vaters, richtet eine Verwaltung und einen Beamtenstab ein und modernisiert das Heer. Und er erfüllt den Wunsch seines Vaters und baut den ersten jüdischen Tempel. 

Matthäus nennt in seinem Stammbaum Jesu auch den Propheten Amos als einen Nachfahren König Davids. Indem der Evangelist den Propheten in die Liste einfügt, zeigt er, dass die Aussagen Jesu, sein Wirken und sein Gottesverständnis schon bei den alten Propheten grundgelegt sind. Was Jesus sagt, ist nicht neu oder aus der Luft gegriffen – schon Amos hat im Nordreich Israels gegen korrupte Priester und Richter, gegen die Ausbeutung der Landbevölkerung durch die Oberschicht gewettert und Verschwendung, Betrug, Heuchelei und Ungerechtigkeit kritisiert. 

Als weiterer Nachfahre Davids nennt Matthäus Jojachin. Der Sohn von König Jojakim übernimmt als 18-Jähriger nach dem Tod seines Vaters die Herrscherrolle über Juda – für drei Monate. Sein Vater hat sich gegen die Babylonier und deren König Nebukadnezar II. aufgelehnt. Doch babylonische Truppen schlagen den Aufstand nieder und belagern Jerusalem. In dieser Zeit stirbt Jojakim. 

Sein Sohn ergibt sich den Belagerern, um die Stadt zu schützen, und wird mit Teilen seines Hofstaats nach Babel verschleppt – der Beginn des Exils für die Israeliten. Tatsächlich markiert dieses Ereignis auch den Anfang des Endes der königlichen Dynastie Davids. Nachdem 539 v. Chr. die Perser das Babylonische Reich eroberten, kehrt Jojachins Enkel Serubabbel nach Juda zurück. In den Prophetenbüchern Haggai und Sacharja wird er als Statthalter Judas mit messianischen Grundzügen beschrieben. Im Auftrag der Perser versucht er, die Provinz neu aufzubauen. Ein eigenständiges Königtum, wie sein Urahn David, schafft er aber nicht. Die davidische Dynastie wird bürgerlich.

Das Gotteswort vom Messias aus dem Haus David hat sich erfüllt

Das Neue Testament greift aber die Aussage des Propheten Natan vom Haus und Königtum, das ewig besteht, auf. Die Juden in Israel warten in dieser Zeit auf den Messias aus dem Haus David. Im Stammbaum Jesu darf daher Josef, der Ziehvater Jesu, nicht fehlen. In den Evangelien heißt es, dass er wie König David aus Betlehem stammt und mit seiner hochschwangeren Frau Maria in seine Heimatstadt reist, um sich auf Befehl des römischen Kaisers Augustus dort für die Volkszählung eintragen zu lassen. 

Ansonsten ist Josef eher eine Randfigur in der Bibel: Er steht treu zu Maria, er ist ein Handwerker, der in Nazaret lebt. Mit der Pilgerschaft nach Jerusalem und der Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel enden die biblischen Erzählungen über Josef. 

Für die Evangelisten ist klar: Natan hat Recht behalten. Das Gotteswort hat sich mit Blick auf die neutestamentlichen Stammbäume erfüllt. Christus als Messias ist der Endpunkt der davidischen Linie – und die Garantie, dass sie ewig hält. Ein Königtum, obwohl oder gerade weil es „nicht von dieser Welt“ ist.