SkF Fulda vermittelt seit 40 Jahren Kindern Adoptiveltern

Fachlich und menschlich gut

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Einen eigenen Adoptionsdienst unterhält der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Fulda seit seiner Gründung 1954. Und diese einzige katholische Vermittlungsstelle in Hessen ist nun seit 40 Jahren staatlich anerkannt.

Künftige Adoptiveltern haben oft ein gemeinsames Thema: die leibliche Kinderlosigkeit. Auch hinter ihnen liegen meist keine einfachen Wege, bis sie sich zur besonderen Elternschaft entscheiden. Aber sie sind „richtige“ Eltern, die aus heutiger Sicht ihr Kind über begleitende Umstände am besten früh aufklären. Der SkF Fulda leitet dazu quasi ab dem Wickeltisch an. Es gibt eine „Bauchmama“ und es gibt Mama und Papa, die Eltern für das Kind geworden sind. Um eine Adoption wird inzwischen keine Geheimnis mehr gemacht. Auch die abgebende Mutter erhält auf Wunsch ein Foto und kann nachfragen, wie es ihrem Nachwuchs geht. In unserer offenen Gesellschaft sicher die beste Weise zu sagen: „Du bist unser Kind!“
Eltern für ein Kind finden, nicht umgekehrt. Das ist Auftrag des SkF-Adoptionsdienstes. Foto: AdobeStock

Zwei Mütter, zwei Väter, ein Kind. Nach einer Adoption hat ein junger Mensch gleich zweimal Eltern: die ihm das Leben gaben und die mit ihm gemeinsam leben. Wenn leibliche Eltern frühestens acht Wochen nach der Geburt ihres Kindes vor einem Notar in dessen Adoption an ein bestimmtes anderes Paar einwilligen, wird es rein rechtlich zu deren gemeinschaftlich ehelichem Kind. Alle Rechtsbeziehungen zu den abgebenden Eltern erlöschen, eine Adoption ist normalerweise nicht aufzuheben.

Verantwortungsvolle Lebensentscheidungen

Barbara Gröger-Schmitt Foto: Evelyn Schwab
SkF-Vorsitzende Ursula
Schmitt, Foto: Schwab

Barbara Gröger-Schmitt ist eine von drei Mitarbeiterinnen des SkF-Adoptionsdienstes, die sich insgesamt 1,5 Planstellen teilen. Das Leitmotto: „Wir holen die Menschen ab, sich auf einen guten Weg zu machen.“ Es geht dabei um verantwortungsvolle Entscheidungen. Und um eine umfassende Betreuung vor sowie nach der Adoption.

„Menschen, die sich an unseren Adoptionsdienst wenden, hoffen auf große Sensibilität bei diesem Träger“, sagt Ursula Schmitt, Vorsitzende des SkF-Fulda. „Ich war zum ersten Mal beim Familienfest, als dort zwei langjährige Kräfte verabschiedet wurden, und war beeindruckt von der intensiven Freude der Eltern im Umgang mit ihren adoptierten Kindern.“ Schmitt führt das zurück auf ein gutes Gespür dafür, wer zusammen passe.

Geschäftsführer Ewald Vogel Foto: Evelyn Schwab
Geschäftsführer Ewald
Vogel Foto: ez

„Da fallen wirklich keine harten Worte, man spürt Dankbarkeit und eine hohe Verantwortlichkeit für die Kinder“, ergänzt SkF-Geschäftsführer Ewald Vogel. „Nur durch treue Unterstützung des Bistums ist unsere beständige Arbeit möglich“, hält Vogel fest. „Das ist kein Geschäft, mit dem man Geld verdienen kann!“

Der SkF bietet den einzigen kirchlichen Adoptionsdienst in Hessen, er ist hessenweit auch der einzige freie Träger, der Adoptionen anbietet. Viele freie Träger hätten sich in den frühen 2000-er Jahren aus dem Angebot verabschiedet, weil die Kommunen damals verstärkt eigene Adoptionsdienste einrichteten, blickt Vogel zurück. Im April 2018 kann das Angebot des SkF auf seine staatliche Anerkennung seit 40 Jahren verweisen. „So lang durchzuhalten war nicht selbstverständlich“, sagt Barbara Gröger-Schmitt.
Derzeit werden im Familienkreis 32 Personen betreut. „Die Nachbetreuung ist rechtlich vorgeschrieben“, so Gröger-Schmitt. „Diese Arbeit ist sehr persönlich, man hat eine Bindung an alle!“

Eignung der Eltern wird gründlich geprüft

Barbara Gröger-Schmitt Foto: Evelyn Schwab
Barbara Gröger-Schmitt
Foto: Evelyn Schwab

Enge Kontakte mit den Bewerbern entstehen infolge eines längeren Verfahrens. Gröger-Schmitt: „Da muss man viel von sich preisgeben! Es geht um das Wohl des Kindes und einen möglichen Weg, der sich gemeinsam entwickelt. Wir gucken genau, ob das passt.“ Am Ende kann eben auch ein Nein stehen. „Viele Eltern finden bei uns aber eine große Identifikation“, berichtet Vogel. „Sie erhoffen sich andere Werte von uns.“ Und ihre Wünsche werden wohl erfüllt. Denn eine große Zahl der Betroffenen meldet sich irgendwann später selbst zu einem Ehrenamt im SkF.

 

Zur Sache: Die Angebote nutzen

Ein Frauen- und Fachverband der sozialen Arbeit in der katholischen Kirche, das ist der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Seine Angebote stehen allen Menschen zur Verfügung, unabhängig von Religionszugehörigkeit und Nationalität.
Die Entscheidung, das eigene Kind zur Adoption freizugeben, beruht auf vielfältigen Problemlagen. Oft sind die Mütter relativ jung und noch in Ausbildung, nicht mehr mit dem Partner zusammen oder in finanzieller Not. Manche sind auch schon Ende 20 oder Anfang 30, haben erlebt, dass die eigene Mutter sie allein erzogen hat, und wünschen dem Kind auf jeden Fall eine Familie. Es kommt auch vor, dass eigene Kinder bereits erwachsen sind und ein weiteres Baby gegen die berufliche Planung der Mutter stünde. Vermittelt werden weiterhin Neugeborene, die in den sogenannten Babyklappen abgegeben werden, die der SkF Fulda in Kooperation mit den vinzentinischen Krankenhäusern in Fulda, Hanau und Kassel betreibt. Im vergangenen Jahr waren das drei Säuglinge. Eine Mutter meldete sich 2017 kurz nach der Abgabe, die Rückführung wurde angebahnt. (ez)

 

Meinung: Komplexe Aufgabe

Evelyn Schwab Foto: privat
Evelyn Schwab
Foto: privat

Künftige Adoptiveltern haben oft ein gemeinsames Thema: die leibliche Kinderlosigkeit. Auch hinter ihnen liegen meist keine einfachen Wege, bis sie sich zur besonderen Elternschaft entscheiden. Aber sie sind „richtige“ Eltern, die aus heutiger Sicht ihr Kind über begleitende Umstände am besten früh aufklären. Der SkF Fulda leitet dazu quasi ab dem Wickeltisch an. Es gibt eine „Bauchmama“ und es gibt Mama und Papa, die Eltern für das Kind geworden sind. Um eine Adoption wird inzwischen keine Geheimnis mehr gemacht. Auch die abgebende Mutter erhält auf Wunsch ein Foto und kann nachfragen, wie es ihrem Nachwuchs geht. In unserer offenen Gesellschaft sicher die beste Weise zu sagen: „Du bist unser Kind!“