Die Erstkommunion fällt aus

Feiert später – aber feiert groß!

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Am Weißen Sonntag beginnt die Erstkommunionsaison. Doch in diesem Jahr sind wegen des Coronavirus alle Feiern abgesagt. Der Theologe Albert Biesinger gibt Tipps, wie Eltern und Gemeinden die Enttäuschung der Kinder lindern können. 


Das Kleid war gekauft, die Feier geplant – dass ihre Erstkommunion nun ausfällt, macht viele Kinder traurig.

Das Kommunionkleid und der Anzug bleiben im Schrank, die Einladungen für Familie und Freunde sind zurückgenommen, die Kirchen bleiben leer. Wegen des Coronavirus fallen deutschlandweit alle Erstkommunionfeiern aus. „Für die Kinder ist das ein großer Verlust“, sagt der Tübinger Religionspädagoge Albert Biesinger. „Ich kann mich gut in sie hineinversetzen. Als kleiner Junge habe ich meiner Erstkommunion geradezu entgegengefiebert. Ich wäre jetzt total enttäuscht.“

Die Kinder seien auch verunsichert. Sie spürten, dass etwas Schlimmes passiert sein müsse, wenn sogar ihr großes Fest ausfalle, sagt Biesinger: „Jetzt ist es wichtig, dass die Kinder Nähe spüren.“

Dafür ist viel Kreativität gefragt – auch in den Pfarreien. Schließlich hätten die Kinder in den vergangenen Monaten einen engen Kontakt zum Pfarrer oder zur Gemeindereferentin aufgebaut, sagt Biesinger: „Sie fragen sich jetzt vielleicht: Hat der Pastor uns vergessen? Will die Gemeindereferentin nichts mehr von uns wissen?“ 

Damit dieser Eindruck erst gar nicht entsteht, haben einige Kirchengemeinden an ihre Erstkommunionkinder Pakete mit Rätseln und Bastelanleitungen verschickt. Andere Pfarrer veröffentlichen wöchentlich einen Videobeitrag für die Erstkommunionkinder auf der Internetseite der Pfarrgemeinde oder fordern sie auf, Bilder zu malen, die in die Sitzbänke der Kirche geklebt werden. 

Post vom Pfarrer, ein Anruf von der Gemeindereferentin

„Solche Aktionen sind jetzt absolut sinnvoll“, sagt Biesinger. Er fände es auch gut, wenn die Kinder zu ihrem eigentlichen Erstkommuniontag Post von der Kirchengemeinde bekämen oder wenn die Gemeindereferentin sie persönlich anruft und fragt, wie es ihnen geht. So könnten die Kinder auch in dieser Zeit die Nähe Gottes spüren. „Gott haut nicht ab, wenn es dunkel wird. Was wäre er sonst für ein Gott?“, sagt Biesinger.

Genauso wichtig sei es aber, in den Familien die Vorbereitung auf die Erstkommunion weiterzuführen. Die Eltern könnten mit ihren Kindern die Materialien durchsehen, aus dem Vorbereitungsbuch Geschichten vorlesen oder Themen wie zum Beispiel Ostern besprechen. Darin sieht der Religionspädagoge auch eine Chance. „Eltern können sich mit ihren Kindern auf Gott im Alltag besinnen und zum Beispiel Abendrituale entwickeln“, sagt er. Das könne ein Rückblick auf den Tag und ein Gebet sein. „So können die Kinder ihre Sorgen Gott anvertrauen. Das stärkt das Grundvertrauen, nimmt die Angst und strukturiert nebenbei auch noch den Tag“, sagt Biesinger.

Wann genau die Erstkommunionfeiern nachgeholt werden können, steht noch nicht fest. Alles hängt davon ab, wie sich das Coronavirus in Deutschland verbreiten wird. Biesinger hofft, dass die Feiern noch in diesem Jahr, vielleicht im Herbst, stattfinden – und dann genauso groß und feierlich, wie es jetzt geplant war. „Die Erstkommunion ist der größte Festtag in der Kindheit. Das sollte man nicht einfach nebenbei nachholen“, sagt er. „Dieser Virus darf nicht alles zerstören. Er darf nicht die Macht bekommen, uns die große Freude an der Erstkommunion zu nehmen.“

Kerstin Ostendorf