Wie Brautpaare Sonderplätze für die Audienz bekommen
Flitterwochen mit Papst
Es wird gerannt, gedrängelt und geschubst: Immer mittwochs haben Brautpaare die Möglichkeit, dem Papst ganz nah zu kommen. Doch besinnlich oder besonders andächtig geht es dabei nicht zu.
Ist der Papst in Rom, hält er immer mittwochs die Generalaudienz mit mehreren Tausend Menschen auf dem Petersplatz – oder bei schlechtem Wetter in der Audienzhalle auf dem Vatikangelände. Gläubige können sich dafür kostenlos bei der Präfektur des päpstlichen Hauses und beim deutschen Pilgerbüro anmelden. Brautpaare, die noch nicht länger als vier Monate kirchlich verheiratet sind, bekommen eine Chance, die andere nicht bekommen: Kommen sie in Brautkleid und Hochzeitsanzug zur Audienz und zeigen die Kopie ihrer Heiratsurkunde vor, erhalten sie Sonderplätze – ganz vorne am Petersplatz an der Altarinsel. Für alle, die dieses Ereignis möglichst entspannt erleben möchten, gibt es hier einige Tipps.
Werden Sie zum Frühaufsteher: Um zehn Uhr beginnt die Generalaudienz, aber schon um halb acht öffnen sich die Tore zum Petersplatz. Dann hat sich aber längst eine lange Schlange gebildet. Allein bis zur Porta Sant’ Anna rechts vom Vatikan ist eine 50 m lange Schlage mit zehn bis 15 Menschen, die nebeneinanderstehen. Einige Brautpaare reisen mit ihren Eltern an, damit die ab 6 Uhr morgens einen Platz in der Warteschlange sichern. Wer frisch verheiratet ist, kann sich dieses lange Anstehen sparen: Wenden Sie sich direkt an einen Ordner oder einen Polizisten. In Ihrer Festtagskleidung fallen Sie auf und er wird Sie zu einem separaten Eingang für die Brautpaare, direkt vor dem Petersplatz, leiten.
Haben Sie immer alles im Blick: An den Eingängen zum Petersplatz sammeln sich die Brautpaare. In den warmen Monaten können bis zu 130 Paare an einem Mittwoch zum Papst wollen. Verschlafen Sie nicht den Start, denn sobald die Tore zu den Sicherheitskontrollen geöffnet werden, beginnt der Sprint um die besten Plätze. Ein kurzes Hochzeitskleid eignet sich besser zum zügigen Laufen – unter einem langen Kleid lassen sich aber Sportschuhe verstecken, die auf dem römischen Kopfsteinpflaster einen Vorteil verschaffen können. Das Ziel sind die Sitzplätze rechts des Altares. Dort werden Vatikanangestellte Ihnen Plätze zuweisen.
Frühstücken Sie auf dem Petersplatz: Sparen Sie sich das Frühstück im Hotel, packen Sie Brot und Getränke ein und gönnen Sie sich ein Picknick auf dem Petersplatz. Bis zur Audienz haben Sie genügend Zeit. Achten Sie darauf, dass Sie Wasser nur in Plastikflaschen mitnehmen. Außerdem sollten Sie gerade im Sommer an eine Kopfbedeckung und Sonnencreme denken: Sie sitzen unter Umständen mehrere Stunden in der prallen Sonne.
Genießen Sie die Audienz: So anstrengend und aufregend der Tag bis hierher auch war – vergessen Sie nicht, dass es ein vielleicht einmaliges Erlebnis ist, dem Papst so nah zu kommen. Hören Sie seiner Bibelauslegung zu, die in mehrere Sprachen übersetzt wird, genießen Sie den Blick über den Petersplatz und das besondere Gefühl des päpstlichen Segens für die Frischvermählten.
Versuchen Sie nicht zu den Ersten zu gehören: Direkt nach der Katechese beginnt das große Stühlerücken. In dem eingezäunten Sitzplatzbereich drängen die Paare aus den hinteren Reihen nach vorne, weil sie hoffen, dort den Papst besser sehen zu können und ihm näher zu sein. Lassen Sie sich davon nicht irritieren: Gehen sie nicht nach vorne, sondern in die letzte Sitzreihe. Der Papst wird die Paare nicht in dem Bereich seitlich des Altars begrüßen, sondern auf den Stufen vor dem Petersdom. Vatikanische Ordner werden Sie also in diesen separaten Stehplatzbereich schicken. Haben Sie es mit Ihrem Partner dort in die erste Reihe geschafft, dürfen Sie sich jetzt schon sicher sein: Sie werden dem Papst die Hand reichen und vielleicht kurz mit ihm sprechen können.
Stehen Sie in der dritten, vierten Reihe oder noch weiter hinten, überlegen Sie sich gut, ob Sie wirklich in das Gedränge wollen. Persönlich werden Sie dem Papst von dieser Position aus nicht begegnen. Sobald er die Reihe entlanggeht und die Hochzeitspaare begrüßt, drängen von hinten weitere Paare nach. Die Frauen treten sich gegenseitig auf die Kleider, Arme strecken sich nach vorne, um den Papst zu berühren, Ellenbogen werden ausgefahren, um sich mehr Platz zu verschaffen. Käme ein Rockstar die Reihe entlang, könnte es nicht wilder zugehen. Vielleicht können Sie auf den höheren Stufen viel besser sehen und den Augenblick etwas ruhiger erleben?
Immer lächeln: Fotografen des Osservatore Romano machen Einzelaufnahmen der Paare und begleiten später den Papst. Lassen Sie also Ihr Handy und Ihre Kamera stecken, versuchen Sie den vielen Selfie-Sticks und hochgereckten Smartphones auszuweichen und Blickkontakt mit den Fotografen aufzubauen. Die Bilder können Sie anschließend online oder direkt beim Osservatore im Vatikan kaufen.
Das deutsche Pilgerbüro in Rom erreichen Sie am besten per
E-Mail: info@pilgerzentrum.net
Kerstin Ostendorf